Hamburg. Airline-Chef Axel Schefe zu Maßnahmen, mit denen ein reibungsloser Flugbetrieb erreicht werden soll. Wohin Marabu ab Hamburg fliegt.

Der Start von Marabu Airlines im vergangenen Sommer ist gründlich schiefgegangen. Passagiere vom Flughafen Hamburg mussten Flugausfälle hinnehmen oder mitunter mehr als 24 Stunden warten, bis die Maschine zu ihren Sonnenzielen abhob.

Doch solche Szenarien sollten sich in der kommenden Hochsaison nicht wiederholen, sagt Airline-Chef Axel Schefe im Exklusivgespräch mit unserer Redaktion. „Marabu von 2024 ist nicht mehr mit Marabu von 2023 vergleichbar. Es gibt ganz viele Gründe, warum es dieses Jahr besser wird“, sagt der 45 Jahre alte Manager, der im August 2023 seinen Vorgänger Paul Schwaiger ablöste.

Flughafen Hamburg: Wie Marabu ein Sommerchaos wie 2023 verhindern will

Rückblick: Am 2. Mai 2023 startete Marabu erstmals in Hamburg. Im Anschluss mussten in den ersten knapp sechs Wochen von 344 Flügen von und nach Fuhlsbüttel acht gestrichen werden. Knapp zehn Prozent hatten eine starke Verspätung von mehr als drei Stunden. Neun Flieger mussten wegen der Nachtflugbeschränkung in der Hansestadt für die Landung nach Hannover umgeleitet werden. Ein desaströser Beginn.

„Wir haben unzählige organisatorische und prozessuale Veränderungen vorgenommen“, sagt Schefe über die Bewältigung der Probleme aus der Vergangenheit. Ursprünglich wollte die Airline mit Sitz in Tallinn sehr schlanke Strukturen haben und viele Leistungen von Drittanbietern einkaufen. So überließ man zum Beispiel der estnischen Fluglinie Nordica die Crewplanung und Betriebskontrolle.

Marabu betreibt vier Airbus A320neo nun selbst

Mittlerweile habe man viele Dinge selbst in die Hand genommen. Die Zahl der Mitarbeiter in Tallinn sei seit seinem Amtsantritt von 16 auf mehr als 60 gewachsen, sagt Schefe. „Es gibt nun ein größeres Büro und ein eigenes Operation-Control-Center mit großem Bildschirm, auf dem man sieht, wo die Flieger gerade auf der Welt unterwegs sind.“

Ein Airbus A320 von Marabu landet auf dem Flughafen Hamburg.
Ein Airbus A320 von Marabu landet auf dem Flughafen Hamburg. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Die eigene Flotte von Marabu umfasst vier Airbus-Maschinen vom Typ A320neo. Im vergangenen Jahr betrieb Nordica zwei Maschinen. Heute ist die Zusammenarbeit mit der Airline beendet, die vier Maschinen fliegen auf einem eigenen Luftverkehrsbetreiberzeugnis (AOC). „Wir haben nun die direkte Kontrolle, die direkte Ansprache an Piloten, Flugbegleiter und Techniker“, so Schefe.

Nach Technikproblemen hat Marabu nun neuen Wartungspartner

Marabu hat für das Gespräch auf den Flughafen Hamburg in einen Hangar eingeladen, der zur Condor Technik gehört. Früher kaufte man die Wartung und Reparatur von Flugzeugen auf dem Markt ein. In der Startphase des Unternehmens fielen auch einige Flüge aus, weil es technische Probleme mit dem Fluggerät gab.

In den vergangenen Monaten habe sich die Situation deutlich verbessert. „Condor Technik macht seit Ende Oktober die Wartung für uns hier in Hamburg und seit Ende März in München, an unseren beiden Hauptstandorten“, sagt Schefe.

Marabu arbeitet nun enger mit der Schwester Condor zusammen

Mit dem deutschen Ferienflieger verbindet Marabu eine Verwandtschaftsbeziehung. Der britische Finanzinvestor Attestor hatte vor drei Jahren 51 Prozent der Anteile an Condor übernommen. Ende 2022 gründete er als Schwester-Airline Marabu, um weiteres Wachstum zu ermöglichen. Um deren Krise nach dem Start zu lösen, wurde eine Taskforce eingerichtet, in der auch Condor-Vertreter halfen.

„Die Zusammenarbeit ist nun eingespielt und läuft hervorragend“, sagt Schefe. Das dürfte auch mit seiner Person zusammenhängen. Er begann seine Karriere 1999 als Flugbegleiter bei Condor. Zuletzt war er für die Airlines der Thomas Cook Gruppe und Condor jahrelang für den Einkauf von Fremdkapazitäten zuständig. Er verfügt also auch über gute Kontakte zu den Geschäftsführern der dafür infrage kommenden Fluggesellschaften.

Marabu fliegt auch mit fünf angemieteten Flugzeugen

Das hilft, um ein weiteres Problem der Vergangenheit zu lösen. Denn teilweise wurden die gemieteten Flieger zu spät zur Verfügung gestellt, sodass das geplante Programm nicht absolviert werden konnte. In diesem Sommer sieht der studierte Luft- und Raumfahrtingenieur dabei „keine Probleme“. „Wir haben fünf zusätzliche Flugzeuge angemietet, die alle pünktlich auf die Minute zu uns gekommen sind.“

Dabei handelt es sich um zwei Boeing 737 von KlasJet, die in München stationiert sind, zwei A320 von European Air Charter in Hamburg und einer von Bul Air in Heraklion. Von der griechischen Urlaubsinsel Kreta aus werden verschiedene deutsche Flughäfen wie auch Fuhlsbüttel angeflogen.

Am Flughafen Hamburg hat Marabu drei Jets stationiert

In Hamburg sind drei Jets stationiert, mit etwa 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Kabine und Cockpit. Bezahlt würden diese nach marktüblichen Konditionen, heißt es.

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    Eines der Flugzeuge hat seit vergangenem November keinen festen Flugplan mehr und dient ausschließlich als operationelle Reserve. „Es steht am Boden mit Crew, und sollte irgendetwas passieren – sei es in unserer Verantwortung oder von Dritten –, kann es einspringen“, sagt Schefe. Das sei schon für Marabu-Flüge passiert, aber auch für Condor oder andere Airlines. In der Branche helfe man sich in solchen Fällen untereinander.

    Ein Flieger wird als Reserve vorgehalten – das hilft bei der Pünktlichkeit

    Der Flieger als Puffer habe sich bewährt. „Im Winter waren wir nach unseren Daten pünktlicher als die gesamte Konkurrenz im deutschen Markt“, sagt Schefe und spricht von Pünktlichkeitsraten weit oberhalb von 80 Prozent. Pünktlich ist ein Flieger laut Weltluftfahrtverband IATA bei einer bis zu 15-minütigen Verspätung.

    Zuletzt habe die Pünktlichkeit wieder etwas gelitten, was aber vor allem an verschiedenen Problemen am Münchner Flughafen lag. Dazu gehören auch das Eindringen der Letzten Generation aufs Gelände und Sperrungen der Terminals wegen Personen, die sich unerlaubt im Sicherheitsbereich aufgehalten haben. In Hamburg sei sie weiterhin hoch.

    Marabu-Chef bittet Passagiere um „zweite Chance“

    Das spüre man auch bei den Rückmeldungen der Kunden. Nach dem unrühmlichen Start, bei dem viele Medien wie auch das Abendblatt die Worte „Chaos“ und „Marabu“ mehrfach zusammen in Schlagzeilen packten, hätten einige Passagiere den Flug wohl eher mit Unbehagen angetreten, seien mit der Performance dann aber zufrieden gewesen.

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    „Das Feedback der Kunden hat sich enorm verbessert“, sagt der Marabu-Chef. Einen nachhaltigen Imageschaden durch das Anfangsdesaster fürchtet er nicht. „Ich lade jeden herzlich ein, zu uns an Bord zu kommen und uns eine zweite Chance zu geben.“

    Seinen Angaben nach machen dies die Menschen. Seit dem ersten Abflug vor gut einem Jahr habe Marabu mehr als eine Million Gäste befördert. Derzeit seien es 5000 pro Tag. Etwa jeder Dritte komme aus Hamburg.

    Marabu fliegt vom Flughafen Hamburg zwölf Ziele an

    Die estnische Airline fliegt von Fuhlsbüttel aus in diesem Sommer zu zwölf Zielen im Süden: Hurghada (Ägypten), Heraklion und Chania auf Kreta, Korfu, Kos, Zakynthos und Rhodos (alle Griechenland), Málaga, Jerez de la Frontera, Gran Canaria und Teneriffa (alle Spanien) sowie Faro in Portugal.

    Hurghada in Ägypten ist eines der Ziele von Marabu in diesem Sommer ab Hamburg.
    Hurghada in Ägypten ist eines der Ziele von Marabu in diesem Sommer ab Hamburg. © Getty Images/iStockphoto | Simon Dannhauer

    „Wir schätzen uns glücklich, dass die Maschinen sehr, sehr gut gebucht sind im Frühjahr und auch über den Sommer hinweg“, sagt Schefe. Damit das so bleibt, muss die Leistung nun auch in der warmen Jahreszeit stimmen. Das ist in der Hochsaison mit viel Luftverkehr in Europa deutlich schwieriger als im Winter und hängt auch von Systempartnern wie Bodenverkehrsdiensten und Sicherheitspersonal ab – oder den zum Beispiel in Frankreich auch gern mal streikenden Fluglotsen.

    Marabu eine Chaos-Airline? „Die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei“, so der Chef

    Schefe lässt aber keinen Zweifel daran, dass das Thema Pünktlichkeit ganz oben auf der Agenda steht: „Jeden Abend gibt es das Ritual, dass die Führungsmannschaft von Marabu im Operation-Control-Center sitzt, um zu sehen, wie unsere Babys nach Hause kommen.“ Das Wort Chaos-Airline will er nicht in den Mund nehmen. „Die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei.“