Hamburg. Slot & Fly, Gepäckabfertigung, Aufenthaltsqualität – der Hamburg Airport investiert Millionen in einen Zwölfpunkteplan. Die Details.
- Der Flughafen Hamburg bereitet sich auf die Hochsaison vor
- Dank Slot & Fly und Co. wird die Sicherheitskontrolle schneller
- Diese Maßnahmen beinhaltet der Zwölfpunkteplan am Airport
Der Flughafen Hamburg wappnet sich für einen möglichst reibungslosen Ablauf der Hochsaison. Man habe das Programm „HAMUpgrade“ aufgelegt, teilte Hamburg Airport am Mittwoch bei der Bilanzvorstellung für das Geschäftsjahr 2023 mit. Es solle schon in diesem Sommer spürbare Verbesserungen bringen.
„Wir setzen auf technische Lösungen, mehr Personal vor Ort, wir ziehen Modernisierungen vor, und wir investieren in Sauberkeit“, sagte Flughafenchef Christian Kunsch, der zum Jahreswechsel den Vorsitz der Geschäftsführung von seinem langjährigen Amtsvorgänger Michael Eggenschwiler übernommen hatte. Er blicke zuversichtlich auf diesen Reisesommer.
Flughafen Hamburg: Mehr Slot & Fly bei Sicherheitskontrolle im Sommer 2024
Kunsch listete zwölf verschiedene Maßnahmen auf, die teilweise aber auch eng miteinander zusammenhängen. Erst vor einem Jahr wurde der Service Slot & Fly eingeführt. Wer vom Helmut-Schmidt-Flughafen losfliegt, kann sich kostenlos ein 15-minütiges Zeitfenster buchen, zu dem der Zugang zur Sicherheitskontrolle garantiert wird.
Der Hintergrund: In der Vergangenheit hatten sich vor dem Security-Check-in immer mal wieder Menschenschlangen gebildet, sodass Wartezeiten von 90 Minuten und manchmal mehr entstanden sind. Slot & Fly verspricht ein verlässliches Passieren der Kontrollstelle.
Mehr als 700.000 Passagiere nutzten das Angebot bisher. Die Auslastung lag bei 85 Prozent. Insbesondere zu den Spitzenzeiten am Morgen waren häufig keine Slots mehr zu bekommen. „Deswegen erhöhen wir jetzt die Slotzahl um bis zu 50 Prozent“, so Kunsch. Ab Mai oder Juni sollen bis zu 300 Passagiere pro Stunde Slot & Fly nutzen können. Seit dem 8. April wird der Bereich für etwa vier Wochen umgebaut, daher pausiert der Service derzeit.
Sicherheitskontrolle am Flughafen Hamburg wird beschleunigt
Zudem soll es mehr CT-Scanner an der Sicherheitskontrolle geben. Die Bundespolizei ist für die Durchführung dieser Kontrollen zuständig und bestellt die Geräte über den Bund. Der Bund habe Etatkürzungen vornehmen müssen, daher seien weniger CT-Scanner bestellt worden, die an die deutschen Airports verteilt werden können. Der Flughafen Hamburg könne sich daher vorstellen, in die Vorfinanzierung zu gehen, so Kunsch.
Der große Vorteil der neuen Geräte: Flüssigkeiten müssen nicht mehr aus dem Handgepäck genommen werden. Das beschleunigt die Kontrollen deutlich. Der Nachteil: Erst wenn auf allen 18 Kontrollspuren diese Geräte eingesetzt werden, können Passagiere damit planen und mehr als 100 Milliliter fassende Gefäße inklusive Inhalt mit an Bord nehmen. Der erste CT-Scanner wird seit Oktober 2023 genutzt, derzeit sind sechs im Einsatz. „Der Durchsatz ist viel, viel höher als bei den alten Sicherheitsstraßen, die wir hier haben“, so Kunsch.
Flughafen Hamburg: Auch an den Gepäckautomaten wird es einfacher
Durch den Einsatz von Automatisierungstechnik sollen Passagiere zudem so gesteuert werden, dass die Sicherheitsschleusen besser ausgelastet werden. Ein System mit Kameratechnik soll schnell erkennen, wenn sich Schlangen bilden. Dann solle zügig operativ eingegriffen werden. Die Passagiere sollten mit einer neuen Anzeige in Echtzeit wissen, auf welche Wartezeiten sie sich einstellen müssen.
Veränderungen wird es auch an den Gepäckaufgabeautomaten geben. Künftig soll es dort zwei Geräte statt eines geben. An einer von 16 vorgelagerten Stationen soll man sich ab Mitte/Ende Juni den Anhänger für den Koffer ausdrucken lassen. Dann kann man ihn in Ruhe anbringen und an den bisherigen Geräten auf die Reise schicken. Diese wurden mit Handscannern – ähnlich wie in Supermärkten an der Kasse – nachgerüstet. „Der Prozess soll leichter werden und sich beschleunigen“, sagte Berit Schmitz, die seit Anfang April das Führungsduo des Flughafens komplettiert.
Flughafen will WC-Räume erneuern und mit Wasserspendern ausstatten
„Insgesamt werden wir mehr als 15 Millionen Euro in die Hand nehmen in den nächsten zwei bis drei Jahren“, sagte Kunsch. Gut zehn Millionen Euro davon sollen in Aufzüge, Rolltreppen und Drehtüren investiert werden. „Alles, wo Passagiere durchgehen müssen, damit sie irgendwann zum Gate kommen, wird sukzessive erneuert werden“, so Kunsch.
Viele Passagiere seien genervt gewesen, dass die Sanitäranlagen zu alt und nicht sauber genug seien. „Alle Sanitäranlagen auf der Luftseite werden wir sukzessive erneuern“, so der Flughafen-Chef. „Bei jeder Toilettenanlage, die neu in Betrieb kommt, wird es einen Wasserspender geben, also zwei Zapfhähne.“ Das teure Wassereinkaufen nach der Kontrolle kann also entfallen. Bei einer zweiten Sanitäranlage soll der Wasserspender in den nächsten Tagen freigegeben werden.
Ausländische Arbeitskräfte sollen Gepäcksituation verbessern
Für eine höhere Aufenthaltsqualität der Passagiere sollen Sitzbereiche und Spielecken erneuert werden. Um die Terminals sauberer zu halten, soll 20 Prozent mehr Geld für die Reinigung ausgegeben werden – allerdings fehle dem Dienstleister zum Teil noch das Personal, hieß es. Kleinere Schäden sollen zudem schneller ausgebessert werden. Kunsch verwies auf eine Liste mit mehr als 80 Maßnahmen: „Die Message ist: Wir kümmern uns darum. Wir wollen das Erlebnis Fliegen wieder besser machen.“
Letzter Punkt ist ein nachhaltigeres Anwerben von Personal bei den Bodenverkehrsdiensten, die zum Beispiel für das Be- und Entladen der Koffer im Flugzeugbauch sorgen oder die Busse auf dem Vorfeld fahren. „Hier verstärken wir uns auch in diesem Jahr mit ausländischen Kräften, die nach Möglichkeit langfristig bei uns bleiben sollen“, so Schmitz.
Flughafen Hamburg baute Jobs ab und meldet Azubi-Rekord
1750 Beschäftigte zählt Hamburg Airport nun, das sind rund 50 weniger als vor einem Jahr. Bedingt ist dieser Rückgang durch das Ausscheiden von älteren Beschäftigten, die während der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Luftfahrtkrise Altersteilzeit- und Vorruhestandsangebote annahmen und nun im Ruhestand sind.
Bei den Auszubildenden und dualen Studierenden gab es 2023 mit 20 Auszubildenden in zehn Ausbildungsberufen einen Rekord. In diesem Jahr sollen es sogar 26 Auszubildende in elf Berufen sein.
Flughafen Hamburg weist 6,6 Millionen Euro Gewinn aus
Wirtschaftlich schaffte der Flughafen Hamburg nach der Covid-19-Krise die Rückkehr in die Gewinnzone. In den Jahren 2020 bis 2022 machte der Airport addiert einen Verlust von 186,2 Millionen Euro, 2022 waren es 27,2 Millionen Euro. Wegen der gestiegenen Energie- und hohen Lebenshaltungskosten sahen die ursprünglichen Planungen auch für 2023 ein Minus von 9,7 Millionen Euro vor. Stattdessen fiel im vergangenen Geschäftsjahr aber ein Gewinn von 6,6 Millionen Euro an.
„Wir haben den Turnaround schneller als erwartet geschafft“, sagte Kunsch. Man sei besser durch die Energiekrise gekommen als befürchtet, Kostensenkungs- und Erlössteigerungspotenziale seien genutzt worden. An die hohen Gewinne der Vor-Pandemie-Zeit könne man aber noch nicht anknüpfen.
In diesem Jahr wird ein ähnliches Ergebnis wie 2023 erwartet, auch weil es massive Lohnsteigerungen geben wird. Zudem hätten die schon elf Streiks in diesem Jahr einen negativen Effekt aufs Ergebnis von gut zwei Millionen Euro.
Für dieses Jahr erwartet der Flughafen weiteres Passagierplus
In den fünf Jahren vor der Krise lag das jährliche Plus zwischen 32,2 und 48,1 Millionen Euro, die zu 51 Prozent an die Stadt Hamburg und zu 49 Prozent letztlich an den kanadischen Infrastrukturfonds PSP Investments ausgeschüttet wurden. Dennoch habe man „die Luft, um weiter in unsere Terminalanlagen und Serviceangebote zu investieren – wir wollen den Flughafen Hamburg fit machen für die nächsten Jahre“, so Kunsch.
- Wetterchaos in Dubai trifft Hamburg-Flüge – Emirates gesteht Fehler ein
- Flughafen: Neuer Chef verspricht USA-Direktflug spätestens für 2027
- Flughafen Lübeck: Diese beliebten Ziele werden angesteuert
Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent auf 259,4 Millionen Euro. Der Hauptgrund dafür seien die stark gestiegenen Passagierzahlen. 13,6 Millionen Fluggäste statt 11,1 Millionen im Jahr 2022 nutzten den Helmut-Schmidt-Flughafen. Fünf Prozent mehr erwartet man dieses Jahr.
Vor allem Urlaubsreisen und die Besuche bei Freunden und Verwandten zögen wieder an, während der Geschäftsreiseverkehr nach Corona schwach bleibe. Hamburg sei weiterhin ein starker Markt, hieß es. Nach den Drehkreuzen Frankfurt und München habe man die beste Erholungsrate der großen deutschen Airports.
Sitzplatzangebot in Hamburg erholt sich stärker als bei direkten Konkurrenten
Nach Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft erreicht das Sitzplatzangebot in Fuhlsbüttel in den kommenden sechs Monaten bis September 86 Prozent des Vergleichszeitraums 2019. Die Quote liegt damit am fünftgrößten deutschen Flughafen höher als in Berlin (73 Prozent) als drittgrößtem und Düsseldorf (78 Prozent) als Nummer vier. Am stärksten wachsen kleinere Flughäfen wie Memmingen (183 Prozent) und Weeze (163 Prozent).