Hamburg. Exklusives Brand Center für die PS-starke Marke AMG. Konzern investiert Millionen – obwohl er die Niederlassung abstoßen will.
Die Luxussportwagen von Ferrari werden seit Kurzem an einer prominenten Hamburger Adresse präsentiert. In den Stadthöfen am Neuen Wall hat unlängst ein Showroom für die zumeist rot lackierten PS-Boliden eröffnet. Ab dem Sommer wird ein zweiter namhafter Sportwagenbauer in der City präsent sein. Die Firma Nord-Ostsee-Automobile hat sich im Deutschlandhaus am Gänsemarkt 400 Quadratmeter gesichert und wird dort die einst durch die James-Bond-Filme zu weltweitem Ruhm gelangten Autos von Aston Martin zeigen.
Und der Trend zu Premium und Luxus auf vier Rädern setzt sich fort: Ein paar Kilometer von der City entfernt wird jetzt ein Projekt realisiert, in dessen Mittelpunkt ebenfalls Autos stehen, deren Käufer gesteigerten Wert auf leistungsstarke Motoren, Karosserien mit Hinguck-Effekt, innovative Technik legen – und bereit sind, für ein Auto viel, bisweilen sehr, sehr viel Geld auszugeben.
Mercedes-Niederlassung baut in Hamburg Markencenter für teure AMG-Premium-Modelle
Am Friedrich-Ebert-Damm in Wandsbek, auf dem Gelände der Mercedes-Niederlassung, hat der Bau eines Markencenters exklusiv für die AMG-Modelle des Konzerns begonnen, sein offizieller Name lautet AMG Brand Center Hamburg. „Die Eröffnung ist für Mitte 2025 geplant, wir freuen uns sehr darauf“, sagt Matthias Kallis, der Chef der Mercedes-Niederlassungen in Hamburg und weiteren großen Städten in Norddeutschland.
AMG ist ein Tochterunternehmen von Mercedes, das die Serienmodelle des Autobauers aufwendig veredelt. „AMG-Kunden zeichnen sich durch eine große Affinität für Technik und modernes Design, Sportlichkeit und Dynamik und sicher auch ein hohes Maß an Individualität aus“, beschreibt Kallis die Klientel recht werblich. Bedient werden diese Bedürfnisse bislang in den AMG-Arealen innerhalb von normalen Mercedes-Autohäusern. „Von unseren Beschäftigten am Standort Friedrich-Ebert-Damm arbeiten etwa 25 ausschließlich oder überwiegend im Bereich AMG. Wir werden dieses Team ausbauen“, sagt Kallis.
Neues Markencenter nur für AMG-Modelle in Hamburg-Wandsbek
Denn nun bekommen die technisch und optisch veredelten Autos mit dem Stern ein eigenes Haus. Mehrere Hundert Quadratmeter Grundfläche und zweistöckig – genug Platz, um ständig zehn bis zwölf Modelle präsentieren zu können. Vom kleinen A 35 mit 306 PS („Für ein Leben auf der Überholspur“) zum Grundpreis von 58.839 Euro bis hin zum S-Klasse AMG S 63 mit 802 PS aus einem V8-Biturbo-Motor zum Einstiegspreis von knapp 209.000 Euro.
Dazu Kundenbetreuung, Serviceberatung und Verkauf in angemessen edlem Ambiente. Man darf annehmen, dass sich die Gespräche dort eher um Beschleunigungswerte und abgeriegelte Endgeschwindigkeiten drehen werden als um Energieeffizienzklassen. Immerhin: Im Laufe des Jahres soll ein vollelektrisch angetriebener G-Klasse-AMG auf den Markt kommen. Das erste Modell der Premiummarke, das den Vortrieb allein aus einer Batterie generiert.
Weltweit existieren erst zehn solcher Brand Center exklusiv für AMG. Unter anderem in Tokio, Peking, Shanghai, Seoul, Toronto und Danzig. In Deutschland wird Hamburg der zweite Standort nach Essen sein. Dort eröffnete der Mercedes-Händler Lueg 2022 das erste AMG-Markencenter im deutschsprachigen Raum. Matthias Kallis sagt: „Wir möchten künftig mit unserem AMG-Team und einem ganz speziellen Angebot an Dienstleistungen den besonderen Anforderungen unserer AMG-Kunden gerecht werden.“
Ein stärkerer Fokus auf luxuriöse und eher hochpreisige Premium-Modelle, die pro Auto deutlich mehr Gewinn abwerfen, ist Teil einer neuen Strategie, die Daimler-Konzernchef Ola Källenius vor gut zwei Jahren bekannt gab. Dafür nimmt das Unternehmen viel Geld in die Hand. Nach Abendblatt-Informationen wird das AMG-Markencenter einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.
Zwei Mercedes-Filialen in Hamburg werden modernisiert und erweitert
Eine Folge der Premium-Strategie ist, dass neben dem Bau des AMG-Markencenters zudem die Standorte Kollaustraße und Friedrich-Ebert-Damm der Niederlassung Hamburg bereits seit geraumer Zeit aufwendig umgestaltet und erweitert werden. In Wandsbek sollen Mitte 2025 auch normale Mercedes-Kunden eine runderneuerte neue Heimstatt vorfinden – und die AMG-Boliden gleich nebenan.
Beides zahlt zwar auf die neue Konzernstrategie ein – der Baubeginn des AMG-Centers ist dennoch überraschend. Denn Anfang dieses Jahres gab der Vorstand bekannt, dass sich der Konzern aus dem stationären Autohandel zurückziehen und die eigenen Niederlassungen an andere Händler verkaufen will. Die bundesweit etwa 8000 Beschäftigten in den Niederlassungen, davon etwa 750 in Hamburg, sind in Sorge und protestierten Mitte April öffentlichkeitswirksam gegen die Pläne.
Was der geplante Verkauf für die Mercedes-Beschäftigten in Hamburg bedeutet
Niederlassungs-Chef Kallis betont: „Es wird keine Kündigungen geben. Es geht bei der Entscheidung des Vorstands darum, das Geschäft neu auszurichten und es an Investoren zu übergeben.“ An Investoren, deren Kerngeschäft der Autohandel sei. Und Kallis ist wichtig, mögliche Kundensorgen zu zerstreuen: „Mercedes wird als Marke weiter präsent sein.“
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Die Entscheidung, die Standorte Kollaustraße und Friedrich-Ebert-Damm zu vergrößern und zu modernisieren sowie das AMG-Markencenter zu schaffen, sei schon vor geraumer Zeit gefallen. „Wir werden die bereits begonnenen Umbauarbeiten selbstverständlich zu Ende führen“, sagt Kallis. Auch wenn der Konzern bereits auf der Suche nach neuen Eigentümern ist.