Hamburg/London. 7500 Beschäftigte sollen den Konsumgüterkonzern verlassen. Er will zudem seine Eiscreme-Sparte mit beliebten Marken auslagern.
Erst kurz vor Weihnachten hatte Unilever seine Kosmetiksparte mit Marken wie Pond’s (Cremes), Impulse (Deodorants), Badedas (Badezusätze) und Tigi (Haarpflege) verkauft. Der US-Finanzinvestor Yellow Wood Partners übernahm mehr als 20 Marken von dem Konsumgüterkonzern. Nun stehen bei Unilever mit Deutschlandsitz in Hamburg der nächste Einschnitt und ein massiver Personalabbau an.
Unilever kündigt massiven Personalabbau an – auch in Hamburg?
Das Unternehmen will sich von seinen Eiscreme-Marken wie Magnum und Langnese trennen und diese in eine eigenständige Firma auslagern. Ziel sei, sich auf ein Portfolio von „Marken mit starken Positionen“ zu konzentrieren, teilte der Konzern am Dienstag in London mit. Demnach soll der Umbau dazu führen, dass Unilever stärker wächst und profitabler wird. Das Unternehmen hatte im vergangenen Monat erklärt, es sei enttäuscht vom schwachen Wachstum der Sparte.
Die Abspaltung begründete Unilever auch damit, das Eisgeschäft habe „spezielle Eigenschaften“ – eine eigene Lieferkette und eigene Verkaufsstellen sowie eine größere „Saisonalität“. Die Abspaltung soll bis Ende 2025 vollzogen sein. Das Eisgeschäft gewinne damit „mehr Flexibilität“ und könne seine „eigene Strategie“ besser umsetzen, hieß es.
Langnese, Cornetto, Ben & Jerry‘s gehören zur Speiseeis-Sparte
Das Speiseeis-Geschäft machte im vergangenen Jahr den Angaben zufolge einen Umsatz von 7,9 Milliarden Euro mit Marken wie Magnum, Langnese, Ben & Jerry‘s und Cornetto. Konzernweit betrug der Umsatz im vergangenen Jahr 59,6 Milliarden Euro. Um die Rendite für die Aktionäre zu maximieren, sollen zudem „andere Möglichkeiten der Trennung“ in Betracht gezogen werden.
Darüber hinaus will Unilever ein umfassendes Effizienzprogramm starten. Im Zuge dessen sollen rund 7500 Beschäftigte überwiegend aus der Verwaltung den Konzern verlassen. Das Ziel: Mit schlankeren Strukturen sollen in den kommenden drei Jahren 800 Millionen Euro eingespart werden.
Absehbar müssen nun auch Teile der Belegschaft in der Hamburger Zentrale für die deutschsprachigen Länder Sorge um ihren Arbeitsplatz haben. Sie hat etwa 600 Beschäftigte. Wie viele davon vom Stellenabbau und der Auslagerung der Eissparte betroffen sein könnten, ließ das Unternehmen auf Abendblatt-Anfrage offen.
Unilever: Betriebsratschef kündigt Widerstand an
„Eiscreme ist eine der größten Sparten“, sagte Hermann Soggeberg, der Vorsitzende des europäischen und des deutschen Konzernbetriebsrats, dem Abendblatt. Die Arbeitnehmervertretung sei erst am Dienstagmorgen über die Pläne informiert worden. Soggeberg: „Auch wir kennen noch keine Details. Sicher ist: Wir werden es dem Unternehmen nicht leicht machen, seine Vorhaben umzusetzen.“
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Nach der geplanten Abtrennung der Eissparte will sich Unilever fokussieren auf vier Geschäftsfelder „Beauty and Wellbeing“ mit Marken wie Dove und Vaseline, „Personal Care“ mit Produkten von Axe und Rexona sowie „Home Care“ (Domestos, Cif) und „Nutrition“-Artikel unter anderem von Knorr.