Hamburg. Kann die Technik auch für wohlige Wärme in älteren Immobilien sorgen? Und wie hoch sind die Kosten? Experten geben Antworten.

Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 790.500 neue Gasheizungen eingebaut, aber nur 356.000 Wärmepumpen. „Mit Blick auf diese Entwicklung hatte ich befürchtet, dass sich der Trend im neuen Jahr fortsetzt“, sagt Andreas Schuhmann, Geschäftsführer von Rückert Heizungstechnik und Sanitär in Hamburg. Doch das Jahr sei besser gestartet als gedacht, das Interesse an der Wärmepumpe in Hamburg nehme zu und die Lieferzeiten für die Heizungen mit erneuerbarer Energie hätten sich deutlich verkürzt. „Das ist zwar modell- und größenabhängig, aber eine Wärmepumpe wird schneller als eine Ölheizung geliefert“, sagt Schuhmann.

Allmählich wächst das Interesse an der Wärmepumpe. Aus der Sicht der Hersteller stehen technisch ausgereifte Geräte bereit, die jedes Einfamilienhaus warm bekommen. „Eine Wärmepumpe lässt sich in einem Haus mit der Energieeffizienzklasse C ebenso installieren wie in einem Gebäude mit der Effizienzklasse G“, sagt Rainer Lang, Leiter der Vorentwicklung Wärmepumpen bei Vaillant, dieser Zeitung. Der Unterschied liege bei der installierten Leistung. Die müsse in dem schlechter gedämmten Gebäude etwa dreimal so groß sein, und natürlich wird dann in diesem Fall mehr Energie benötigt.“ Das gelte allerdings auch für Gas- oder Ölheizgeräte.

Nur Wärmepumpe mit hoher Effizienz spart deutlich Energiekosten

Angenommen, das Haus mit der Effizienzklasse C benötigt 75 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Hier reicht nach Langs Einschätzung eine Wärmepumpe mit einer Leistung von sechs oder acht kW. Bei 130 Quadratmetern Wohnfläche sind das 9750 kWh im Jahr. Mit dem Wärmepumpenstrom von den Stadtwerken Flensburg kostet das den Hausbesitzer rund 660 Euro im Jahr, wenn man von einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von vier ausgeht. Das bedeutet, aus einer Kilowattstunde Strom werden vier kWh Wärmeenergie. Bei einem günstigen Gasanbieter würden rund 800 Euro im Jahr fällig. Die JAZ ist ein Durchschnittswert für das gesamte Jahr.

„Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sollte mindestens eine JAZ von drei erreichen“, sagt Lang. Bei fachgerechter Installation sind auch höhere JAZ von vier oder fünf möglich. Dann zeigt sich bei den jährlichen Kosten auch ein deutlicher Vorteil gegenüber Erdgas.“

Fachgerechte Installation entscheidet über Wirkungsgrad der Wärmepumpe

Das Einfamilienhaus mit der Effizienzklasse G verbraucht zum Beispiel 225 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Mit einer Gasheizung kostet das bei einem günstigen Anbieter rund 2100 Euro im Jahr. Mit der Wärmepumpe, die hier schon eine Leistung von 16 kW benötigt, und einer angenommenen JAZ von drei beläuft sich die Energierechnung auf rund 2250 Euro im Jahr. Bei den günstigsten Anbietern kostet laut dem Vergleichsportal Check24 Wärmepumpenstrom zwischen 21 und 24 Cent pro kWh. Die jetzt wieder üblichen Boni für Neukunden wurden bei den Vergleichsrechnungen nicht berücksichtigt.

„Bei der Wärmepumpe ist die fachgerechte Planung und Installation von entscheidender Bedeutung, damit ihre Effizienz zum Tragen kommt. Wir schulen deshalb umfassend Installateure und sind auf einem guten Weg“, sagt Lang. Es komme darauf an, dass alles optimal eingestellt ist.

Stiftung Warentest: Die meisten Einfamilienhäuser sind mit Wärmepumpe beheizbar

„Wir gehen davon aus, dass bis zu 70 Prozent des Gebäudebestandes ohne aufwendige Sanierung mit Wärmepumpen beheizt werden können“, sagt Lang. Es ist ja nicht so, dass bei älteren Gebäuden noch alle Bauteile aus dem Baujahr stammen“, sagt Lang. „Da wurden schon einmal die Fenster erneuert oder das Dach gedämmt.“

Aus der Sicht des Weltmarktführers für zentrale Heizgeräte mit Schwerpunkt elektrische Wärmepumpe ist eine solche Einschätzung nachvollziehbar, aber auch Praktiker kommen zu einem ähnlichen Urteil. Viele Energieberater gehen davon aus, dass Gebäude, die schon unter die Wärmeschutzverordnung fallen, für Wärmepumpen grundsätzlich geeignet sind. Das wären Einfamilienhäuser, die nach 1977 errichtet wurden. „Wir haben Wärmepumpen in vielen Bestandsbauten schon installiert und erreichen dort JAZ zwischen vier und fünf“, sagt Alexander Brunner, Geschäftsführer von August Kahl Heizungs- und Sanitärtechnik in Hamburg. Auch die Stiftung Warentest kam nach einem Test von sechs Luft-Wasser-Wärmepumpen zu dem Ergebnis, dass sie ein größeres Einfamilienhaus mit vertretbarem Energiebedarf (5000 bis 65000 kWh Strom im Jahr) beheizen können – mit Einschränkungen auch ein schlecht gedämmtes Haus.

Wärmepumpe kommt auch ohne Fußbodenheizung aus

Die meisten Bestandsgebäude haben keine Fußbodenheizung. Viele sehen sie als Voraussetzung für eine Wärmepumpe an, was aber nicht stimmt, wie Lang hervorhebt. „Die Bedeutung der Vorlauftemperaturen wird überschätzt“, sagt Lang. Richtig sei zwar, dass bei einer Fußbodenheizung nur 35 bis 40 Grad notwendig sind. „Aber auch mit Radiatorheizkörpern reichen in der Regel 45 bis 55 Grad aus. Vorlauftemperaturen von 60 bis 70 Grad sind in vielen Gebäuden einfach nicht notwendig. Sie bieten aber einen gewissen Puffer bei wenig isolierten Gebäuden in Regionen, in denen Außentemperaturen häufig deutlich unter dem Gefrierpunkt liegen.“ Das ist in Hamburg eher kaum der Fall.

Diese Einschätzung bestätigt auch der Hamburger Energieberater Jan-Peter Peters. „Viele Probleme, die mit der Wärmepumpe im Einfamilienhaus auftauchen, sind lösbar. Aber wer jetzt eine einbaut, macht das aus Überzeugung und nicht wegen der Vorteile bei den jährlichen Energiekosten. Viele warten doch erst einmal ab, ob nicht ein Fernwärmeanschluss möglich ist.“ Das ergebe sich aus den Regelungen des Heizungsgesetzes (eigentlich Gebäudeenergiegesetz – GEG). „Da kann man den Bürgern auch keinen Vorwurf machen, sie verhalten sich rational.“

Gasheizungen können jetzt noch in Hamburg eingebaut werden

Kern des GEG ist: Bestehende Gas- und Ölheizungen können weiterhin betrieben und auch repariert werden. Heizungen, die vor 2024 eingebaut werden, können noch bis spätestens 31. Dezember 2044 mit bis zu 100 Prozent fossilem Erdgas betrieben werden. Bis es in Hamburg eine Wärmeplanung gibt, aus der man erfahren kann, ob man an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden kann, spätestens also ab Mitte 2026, kann im Bestand auch noch eine Gasheizung eingebaut werden.

Sie muss aber nach dem Hamburger Klimaschutzgesetz von Anfang an mit 15 Prozent erneuerbarer Energie, etwa einem entsprechenden Anteil an Biomethan, betrieben werden. Im Jahr 2040 werden 60 Prozent Biomethan fällig. Das ist ein Risiko, denn solche Gastarife mit 60 Prozent Biogasanteil gibt es noch nicht, und niemand weiß, wie teuer sie dann sein werden.

Niedrige Außentemperaturen werden bei Planung berücksichtigt

Eines der größten Vorurteile über die Wärmepumpe ist, dass es an Tagen mit Frosttemperaturen im Haus nicht warm wird. „Das ist aber völlig unbegründet, denn auch dann arbeitet die Wärmepumpe nach ihrem bewährten Funktionsprinzip“, sagt Lang. Der Verdampfer könne zwar vereisen, wird aber automatisch abgetaut. An kalten Tagen wird der Temperaturunterschied zwischen der Außentemperatur und der Vorlauftemperatur der Heizung größer, das beeinträchtigt die Effizienz.

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„Eine geringere Leistung bei niedriger Außentemperatur wird aber bereits in der Planung berücksichtigt“, sagt Lang. „Unsere Wärmepumpen können bei Bedarf hohe Vorlauftemperaturen erreichen. Und sie sind zusätzlich mit einem Heizstab ausgestattet, der an besonders kalten Tagen als Backup dient, um die Vorlauftemperatur zu garantieren. Aber selbst bei minus fünf Grad ist er noch nicht nötig.“

Wärmepumpe für Einfamilienhaus kostet 30.000 bis 40.000 Euro

Ein Problem bleiben die hohen Kosten einer Wärmepumpe von 30.000 bis 40.000 Euro inklusive Installation. Auch für ein Einfamilienhaus können die 30.000 Euro überschritten werden, bestätigt Schuhmann vom Heizungsbauer Rückert. Die Bemessungsgrundlage der Förderung durch die KfW ist aber bei 30.000 Euro gedeckelt. Wer nicht gerade Geringverdiener ist, kann mit einer Förderung von 50 Prozent aus Basisförderung und Geschwindigkeitsbonus rechnen, also mit maximal 15.000 Euro. Kostet die Wärmepumpe 40.000 Euro, müssen 25.000 Euro selbst bezahlt werden.

Hoffnungen, dass die Wärmepumpen noch günstiger werden, erteilt Entwickler Lang von Vaillant eine Absage: „Wir gehen nicht von großen Kostensenkungen in den nächsten zwei bis fünf Jahren aus, denn bei der Produktion sind die Kosten schon optimiert.“ An der Gesamtinvestition in eine Wärmepumpe habe das Gerät mit nur einem Drittel der Kosten den geringeren Anteil.

Reihenhaussiedlung: Besser Gemeinschaftslösung mit zentraler Wärmepumpe

„Zwei Drittel der Kosten entfallen auf die Planung und die Installation, die aufwendiger ist als bei einer Gasheizung. Ein Fundament für die Wärmepumpe ist notwendig, zudem müssen Außen- und Inneneinheit hydraulisch und elektrisch miteinander verknüpft und aufeinander abgestimmt werden“, so Lang. Preise für seine Geräte will Vaillant nicht nennen. Gemessen an den Listenpreisen, auf die die Installateure noch Rabatte gewähren, kostete eine im vergangenen Jahr von der Stiftung Warentest mit „gut“ bewertete Wärmepumpe von Vaillant für ein Einfamilienhaus knapp 17.000 Euro.

Für Energieberater Peters sind noch nicht alle Probleme mit der Wärmepumpe gelöst. „Das betrifft vor allem Eigentümergemeinschaften von Mehrfamilienhäusern und Reihenhaussiedlungen.“ Dort müssten gemeinschaftliche Lösungen gefunden werden. „Es macht keinen Sinn, wenn sich jeder Reihenhausbesitzer eine eigene Wärmepumpe vor seine Tür stellt.“