Hamburg. Verbraucherzentrale Hamburg kürt Eis von Milka, Oreo, Daim zur „Mogelpackung des Monats“. Wie die Hersteller Kunden austricksen.

Die schleckende Abkühlung für Leckermäuler dürfte für viele Kunden teurer werden. Mehrere große Hersteller haben die Preise für Stieleis deutlich erhöht. Zu diesem Ergebnis kommt die Verbraucherzentrale Hamburg.

Besonders dreist sei das Vorgehen bei den Marken Milka, Oreo, Toblerone und Daim. Sie gehören zum US-Lebensmittelkonzern Mondelez, werden in Deutschland allerdings vom Lizenznehmer Froneri Ice Cream Deutschland produziert. Versteckt seien nun die Preise erhöht worden – das brachte den Produkten den Titel „Mogelpackung des Monats“ ein, den die Verbraucherzentrale Hamburg seit Jahren vergibt.

Mogelpackung – so drastisch steigen die Preise für Eis am Stiel

Bisher sei das Eis im Viererpack verkauft worden, nun seien nur noch drei Stück im Karton. Zudem sei das Eis auf 90 Milliliter geschrumpft. Vorher hätten Milka und Daim 100 Milliliter umfasst, Oreo sogar 110. Bei Toblerone sei die Füllmenge mit 90 Milliliter unverändert geblieben.

Das Stieleis von Oreo wurde mit 63 Prozent am teuersten.
Das Stieleis von Oreo wurde mit 63 Prozent am teuersten. © Verbraucherzentrale Hamburg

Das Oreo-Eis habe sich bei unverändertem Preis mit einem Aufschlag von 63 Prozent am stärksten verteuert. Für Milka und Daim errechnete Lebensmittelexperte Armin Valet ein Plus von im Schnitt 48 Prozent. Toblerone wurde 33 Prozent teurer.

In der Spitze wurde Oreo-Eis sogar um 77 Prozent teurer

Zudem habe es kleinere Änderungen an den Rezepturen gegeben. Beim Oreo-Eis seien nun 25 statt 22 Prozent Keksstücke drin, beim Milka-Eis Vanilla & Choco Swirl geringfügig mehr Schokolade – während beim Milka-Eis Chocolate Hazelnut Haselnüsse eingespart worden seien.

Rewe habe zwischenzeitlich den Verkaufspreis sogar auf 3,79 Euro erhöht. In der Spitze wurde Oreo-Eis damit um 77 Prozent teurer. Mittlerweile habe der Händler aber den Verkaufspreis wieder auf 2,99 Euro abgesenkt.

Verbraucherschützer kritisiert Begründung des Herstellers

Mondelez verwies auf Anfrage der Verbraucherzentrale auf den für die Bundesrepublik zuständigen Produzenten Froneri Deutschland. Dieser sprach von einem Trend zu kleineren Portionsgrößen sowie von teils massiven Preissteigerungen für Rohstoffe.

„Dies ist eine Standardaussage, die von jedem Hersteller in den letzten Monaten heruntergebetet wurde“, sagte Valet und bezweifelte, „dass die gestiegenen Kosten sich so stark auf den Verkaufspreis auswirken“. Zumal Milcherzeuger- und Energiepreise seit einiger Zeit sinken.

Lebensmittelexperte: Kaum Wettbewerb auf dem Eismarkt

Froneri Ice Cream Deutschland stelle zudem die Eismarken Nuii, Mövenpick, Pirulo und alle weiteren Marken von Schöller bzw. Nestlé wie Smarties oder KitKat sowie Landliebe Eiscreme her. Handelsmarken kommen noch hinzu. „Von großem Wettbewerb ist das Eisgeschäft weit entfernt“, sagte Valet: „Grotesk: Nestlé hat als Teilhaber von Froneri indirekt Einfluss auf die Preise seiner Eiskonkurrenten!“

Dank zahlreicher Beschwerden von Verbrauchern wisse man, dass fast die gesamte Branche der Markeneishersteller die Preise erhöht habe – und damit auf breiter Front. Nestlé Schöller schrumpfte die Sammelpackung des Kindereises Himbi von sechs auf fünf Stück und erhöhte zum Teil die Preise – eine Verteuerung von gut 37 Prozent.

Mogelpackung: Auch bei Langnese und Mars weniger Eis fürs Geld

Marktführer Unilever mit seiner Marke Langnese habe die Sammelpackungen bei Nogger und Cuja Mara Split ebenfalls von sechs auf fünf Stieleise pro Packung reduziert – eine Verteuerung von 20 Prozent. Der Hersteller verwies auf sieben Jahre lang stabile Preise, nun gestiegene Kosten und eine verbesserte Rezeptur.

Auch bei Mars mit den Marken Mars, Bounty, Snickers und Co. seien nur noch fünf statt sechs Portionen in einer Packung – ebenfalls ein Preisplus von 20 Prozent. Der US-Konzern verwies auf das „volatile Umfeld mit hohem Inflations- und Kostendruck“.