Hamburg. Nach dem Ausscheiden beim Hamburger Schuhhändler wagt Frank Revermann einen Neustart mit einem anderen bekannten Namen. Was er plant.
Das Aus für die Mode- und Schuhkette Onygo schien endgültig besiegelt. Die Mietverträge für die Läden, in Hamburg in der Europa Passage in der City und im Elbe Einkaufszentrum in Osdorf, liefen aus. Ende August sollte die Trendmarke Geschichte sein. Doch nun wird es für den Großteil der Filialen weitergehen.
Und das hat mit einem in Hamburg bekannten Namen zu tun: Frank Revermann, ehemaliger Geschäftsführer des Schuhhändlers Görtz, hat die Handelskette zum 1. März übernommen. Das bestätigte er auf Abendblatt-Anfrage. „Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit den Teams in den Filialen“, sagte der Unternehmer. Zuerst hatte das Branchenblatt „Schuhkurier“ berichtet.
Ehemaliger Görtz-Chef übernimmt Deichmann-Tochter
Onygo ist eine beliebte Anlaufstelle vor allem für jüngere Kundinnen. Der Filialist, als Tochter der Deichmann-Gruppe mit Sitz in Essen gegründet, bietet vor allem trendige Sneaker und als zweites Standbein modische Bekleidung. Im vergangenen Herbst hatte die Muttergesellschaft überraschend die Einstellung des Betriebs angekündigt. Das Geschäftsmodell sei langfristig nicht wirtschaftlich zu betreiben, hieß es damals. Den Angaben zufolge sollten 280 Arbeitsplätze wegfallen.
Nun geht doch weiter. Unter dem neuen Namen Onygo Retail GmbH führt Revermann die Geschäfte jetzt von Hamburg aus. Den Angaben zufolge sollen bundesweit 19 der bislang 28 Onygo-Filialen erhalten werden. Auch die Beschäftigten übernimmt der Hamburger demnach. „Wir sind dabei, in Hamburg ein kleines Team zu bilden, welches im Hintergrund die Filialen unterstützt“, erklärte Revermann gegenüber dem Abendblatt. Die junge Marke Onygo solle weiterhin als Konzept für junge Frauen betrieben werden.
Revermann war acht Jahre Görtz-Geschäftsführer
Frank Revermann hatte nach verschiedenen Stationen im Modehandel seit 2015 an der Spitze des Hamburger Schuhfilialisten Görtz gestanden. Das Unternehmen hatte infolge der Corona-Pandemie sowie der inflationsbedingten Konsumflaute im September 2022 Insolvenz angemeldet. In einem drastischen Sanierungsprogramm musste Görtz bundesweit mehr als 100 Filialen schließen und baute fast 1000 Arbeitsplätze ab.
Mitte vergangenen Jahres hatte der aus Hamburg stammende Unternehmer Bolko Kissling die Mehrheit der 1875 gegründeten Traditionsfirma von der Familie Görtz übernommen, die sich komplett zurückgezogen hat. Im Zuge des Verkaufs war auch Frank Revermann im vergangenen Herbst bei dem Filialisten ausgeschieden.
Schuhhandel: Umsätze steigen langsam wieder
Dass er es nun noch mal wissen will, sorgt in der Branche für Aufmerksamkeit. Der Schuhhandel in Deutschland ist schon länger in der Krise. Zwar sind die Umsätze nach Angaben des BTE Handelsverbands Textil Schuhe Lederwaren im vergangenen Jahr um rund vier Prozent auf 11,6 Milliarden Euro gestiegen. „Der Umsatz liegt damit aber immer noch knapp 1,5 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019“, sagte BTE-Geschäftsführer Axel Augustin im Rahmen der Düsseldorfer Fachmesse Shoes.
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Eine Entwicklung ist allerdings überraschend. Denn nach mehreren Jahren, in denen sich größere Teile des Geschäfts in den Onlinehandel verlagert hatten, hat 2023 vor allem der stationäre Schuhhandel zugelegt. Nach BTE-Schätzungen sind die Umsätze in den Schuhfachgeschäften um fast acht Prozent gestiegen, liegen aber immer noch etwa sechs Prozent unter 2019.
Aktuell gibt es bundesweit etwa 2600 stationäre Schuhspezialisten. 2013 waren es laut Umsatzsteuerstatistik noch 4640 Unternehmen. Im vergangenen Jahr haben rund 170 Schuhhändler ihre Türen für immer geschlossen – teils wegen Insolvenz, teils freiwillig etwa wegen fehlender Nachfolger, schätzt der BTE.
Ehemaliger Görtz-Chef übernimmt Deichmann-Tochter
In der Europa Passage freut sich Centermanager Jörg Harengerd, dass der Onygo-Laden nun wohl bleibt. Nach seinen Angaben läuft die Filiale der Trendmarke in dem City-Shoppingcenter erfolgreich und verzeichnet hohe Umsatzzuwächse.
Und auch bei Deichmann heißt es jetzt: „Im Bewusstsein unserer Verantwortung für die Beschäftigten haben wir sämtliche Optionen ausgelotet, um Schließungen von Shops bestmöglich vermeiden zu können.” Dass es für über zwei Drittel der Filialen gemeinsam mit der Onygo Retail GmbH gelungen ist, sei eine gute Nachricht für die Beschäftigten.