Hamburg. Das Unternehmen hatte im Dezember überraschend Insolvenz angemeldet. 60 Beschäftigte verlieren ihren Job. Kunden bangen um ihr Geld.
Steuererklärung schnell und einfach per Mausklick – mit diesem Versprechen war das Hamburger Start-up ExpressSteuer vor fünf Jahren an den Start gegangen und hatte schnell viele Kunden gewonnen. Jetzt steht das Unternehmen endgültig vor dem Aus.
„Das operative Geschäftsmodell wird komplett abgewickelt“, erklärte der vom Gericht beauftragte Insolvenzverwalter Marc-André Borchert auf Abendblatt-Anfrage. Zuvor waren Gespräche mit potenziellen Käufern gescheitert. Nach seinen Angaben wird das Insolvenzverfahren für die ExpressGroup sowie die ExpressSteuer Service am 1. März eröffnet. Für die ebenfalls zu der Gruppe gehörende FlexTex Force läuft das Insolvenzverfahren bereits seit dem 1. Februar.
Hamburger Start-up ExpressSteuer stellt Geschäftsbetrieb komplett ein
Alle verbliebenen 60 Beschäftigten verlieren ihren Arbeitsplatz. Ein Großteil der Kündigungen sei bereits zugestellt, so Borchert. In den nächsten Wochen sollen nur noch die restlichen Aufräumarbeiten abgewickelt werden. Weitere Angaben zu den Gründen für die Insolvenz machte der Insolvenzverwalter nicht.
Die Geschäftsführer der ExpressGroup, Maximilian Graf Lambsdorff und Dennis Konrad, hatten kurz vor Weihnachten 2023 einen Insolvenzantrag gestellt. Das hatte für Wirbel gesorgt. Das Unternehmen war seit der Gründung schnell gewachsen und hatte sich dabei vor allem an junge Menschen gewandt, die noch nie eine Steuererklärung gemacht hatten. Die Idee kam auch bei Investoren an, die mehr als 30 Millionen Euro Kapital in das Start-up steckten.
Nach exorbitantem Wachstum kam der Absturz
Hinter der Plattform hatten die Gründer ein komplexes Geflecht von Firmen und internen Prozessen aufgebaut. Dazu gehören auch geschäftliche Verbindungen mit der BB Steuerberatungsgesellschaft im niedersächsischen Grasberg, deren Steuerberater offenbar die Steuererklärungen erstellt und der ExpressGroup in Rechnung gestellt haben.
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Auch diese Gesellschaft hat Insolvenzantrag gestellt. Die Eröffnung des Verfahrens ist voraussichtlich für den 1. April vorgesehen, teilte der mit dem Fall beauftragte vorläufige Insolvenzverwalter Hans-Joachim Berner von der Kanzlei WillmerKöster mit.
ExpressSteuer-Aus: Mandanten bangen um ihr Geld
Für ExpressSteuer-Kunden, die noch auf bereits vom Finanzamt zurückerstattete Steuern warten, könnte das ein wichtiges Datum sein. Im Moment ist noch unklar, wo diese Gelder sind. „Wir sind weiterhin in der Klärung“, heißt es dazu beim vorläufigen Insolvenzverwalter.
Der Ärger bei den betroffenen Mandaten ist groß. Die ersten haben sich juristischen Beistand gesichert. Aber auch der beauftragte Rechtsanwalt hat bislang keine Antworten bekommen.