Hamburg. Die Kette mit Läden in Blankenese, Groß Flottbek und Harvestehudeist bekannt für hochwertige Strickwaren. Wie es weitergehen soll.
Der Fall läuft unter dem Aktenzeichen 67h IN 17/24, und wieder trifft es einen bekannten Modehändler in Hamburg: Gosche mit Geschäften in Blankenese, Groß Flottbek und Harvestehude hat Insolvenz anmeldet. Das Amtsgericht Hamburg hat den Antrag auf Eröffnung des Verfahrens der hinter der Hamburger Traditionsmarke stehenden Spectator Modevertriebs GmbH Ende vergangener Woche angenommen. Geschäftsführer ist Marcus Gosche. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dietmar Penzlin von der Hamburger Kanzlei Schmidt-Jortzig Petersen Penzlin bestellt.
Cashmere, Mohair, Seide: Gosche ist eine Institution in Hamburg. 1867 war das Unternehmen in der Hansestadt gegründet worden. Bis heute werden die edlen Damenstrickwaren eigenen Angaben zufolge in Deutschland hergestellt. Die Garne kommen vorwiegend aus Italien. Das hat seinen Preis: Für Pullover, Strickjacken und Pullunder aus der eigenen Produktion, aber auch von Fremdherstellern müssen die Kundinnen schon mal dreistellige Euro-Beträge zahlen.
Hamburger Traditionsmodehaus Gosche meldet Insolvenz an
„Der Geschäftsbetrieb wird fortgeführt. Die drei Ladengeschäfte bleiben bis auf Weiteres geöffnet“, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Penzlin auf Abendblatt-Anfrage. Wie viele Beschäftigte das Unternehmen hat, wurde nicht mitgeteilt. Für die Belegschaft soll aber kurzfristig eine Insolvenzgeldvorfinanzierung veranlasst werden.
Sanierungsexperte Penzlin, der aktuell auch für das Insolvenzverfahren des bekannten Taschenherstellers Bree zuständig ist, sagte zu den Gründen für die wirtschaftliche Schieflage bei Gosche: „Die Insolvenzursachen sieht der Geschäftsführer in der Krise des stationären Einzelhandels begründet, die sich insbesondere aus der Verlagerung in den Onlinehandel und der allgemeinen Konsumzurückhaltung der Verbraucher ergeben.“
Der Modehandel ist schon länger unter Druck. In einer aktuellen Mitteilung des Branchenverbands BTE zum Start des inoffiziellen Winterschlussverkaufs heißt es: „Die aktuelle Herbst/Winter-Saison ist in vielen Geschäften eher unbefriedigend verlaufen.“
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Es ist nicht das erste Mal, dass Gosche Insolvenz angemeldet hat. Im September 2004 hatte die damalige Gesellschaft mit Läden am Eppendorfer Baum, im Hanseviertel, an der Waitzstraße und auf Sylt einen entsprechenden Antrag gestellt. Offenbar gab es auch Streit in der Familie um die Firmenführung. Das Abendblatt hatte berichtet, dass Geschäftsführer Marcus Gosche als alleiniger Geschäftsführer zunächst von seinem Vater Horst in seinem Handeln eingeschränkt und später abgerufen worden war. Der Senior hatte damals seine Ehefrau Ingeborg als zweite Geschäftsführerin eingesetzt.
Bekannter Modehändler: Gespräche über Übernahme laufen
Im Zuge des damaligen Verfahrens hatte der Involvenzverwalter die Geschäfte an die Vermieter zurückgegeben. Der Laden im Hanseviertel war fristlos gekündigt worden. Marcus Gosche hatte die Standorte in Harvestehude und an der Waitzstraße über eine neue Gesellschaft wieder angemietet, um erneut unter der Marke Gosche Textilien vertreiben zu können.
Wie es jetzt weitergeht, ist offen. Nach Angaben des Insolvenzverwalters werden bereits Gespräche über die Übernahme des Geschäftsbetriebs geführt.