Hamburg. Designermode aus zweiter Hand: Marke des Hamburger Start-ups ist bald Geschichte. So geht es für Gründer und Kundinnen weiter.

Als Cécile Wickmann vor zehn Jahren Rebelle gründete, war Secondhandkleidung noch was für Leute mit wenig Geld oder besonders trendige Modefans. Die Idee für das eigene Unternehmen hatte die Hamburgerin, als sie nach Studium und Umzug ihre Sachen im Keller ihres Elternhauses in Berlin räumen sollte – samt zahlreicher Kartons mit Designerklamotten.

Dabei stieß sie auf eine US-Plattform, auf der Privatkunden ihre gebrauchten Schätze zu Geld machen konnten. In Deutschland gab es nichts Vergleichbares. Das war die Initialzündung für das Onlineportal Rebelle, das sie von 2013 an gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Max Schönemann äußerst zielstrebig aufbaute – anfangs mit einem Angebot von 1000 Teilen vor allem aus dem eigenen Kleiderschrank und denen von Familie und Freunden.

Rebelle: Secondhand-Plattform aus Hamburg zieht zu Vinted um

Seitdem ist Rebelle.com, wie die Internetadresse des Luxus-Secondhand-Marktplatzes lautet, mit einigen Höhen und Tiefen ordentlich gewachsen. Im Angebot sind aktuell mehr als 250.000 Artikel, zumeist von Luxusmarken wie Prada, Chanel, Balenciaga, Gucci, Dior oder Louis Vuitton. Trotzdem verschwindet die Seite in den kommenden Wochen aus dem Internet.

Schon vor eineinhalb Jahren hatte der europäische Branchenführer, die Secondhand-Plattform Vinted aus Litauen, Rebelle übernommen. Vom 19. Februar an soll das Premium- und Luxussegment nun auf einem Marktplatz zusammengeführt werden. Einen Monat später ist Rebelle Geschichte.

Treffen in der Hamburger Speicherstadt (v. l.): Vytautas Atkočaitis, Managing Director von Vinted Go und Vice President of Shipping der Vinted Group, Cécile Wickmann, Gründerin und ehemalige CEO von Rebelle, Thomas Platenga, CEO Vinted, Max Schönemann, Mitgründer und ehemaliger CEO von Rebelle, Adam Jay, CEO Vinted Marketplace.
Treffen in der Hamburger Speicherstadt (v. l.): Vytautas Atkočaitis, Managing Director von Vinted Go und Vice President of Shipping der Vinted Group, Cécile Wickmann, Gründerin und ehemalige CEO von Rebelle, Thomas Platenga, CEO Vinted, Max Schönemann, Mitgründer und ehemaliger CEO von Rebelle, Adam Jay, CEO Vinted Marketplace. © Rebelle/Vinted | Rebelle/Vinted

Für die mehr als 740.000 registrierten Nutzerinnen von Rebelle bedeutet das, dass sie ihre Profile sowie die Verkaufsartikel auf ein Vinted-Konto übertragen können. Davon sollen im besten Fall alle Seiten profitieren. Den Angaben zufolge läuft der Verkauf künftig nach den Vinted-Regeln provisionsfrei. Zudem erweitert sich der Käuferkreis. Vinted ist eigenen Angaben zufolge in 16 Ländern in Europa und Nordamerika vertreten und hat allein in Deutschland mehr als 14,5 Millionen Mitglieder.

Rebelle-Beschäftigte arbeiten jetzt bei Vinted: Standorte in Hamburg sollen bleiben

Das Rebelle-Team, das in Hochzeiten aus fast 100 Beschäftigten bestand, ist bereits in den vergangenen Monaten teilweise in dem neuen Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aufgegangen. Die Gründer, Cécile Wickmann und Max Schönemann, bleiben in leitenden Positionen und werden die Geschäftsstrategie für Premium- und Luxusmode sowie den Bereich Echtheitsprüfung und Versand bei Vinted vorantreiben.

Mehr Wirtschaftsthemen

Auch die beiden Rebelle-Standorte in Hamburg werden den Angaben zufolge beibehalten. Das betrifft die Firmenzentrale in der Speicherstadt sowie den neuen, sogenannten Verification Hub in Schnelsen, wo ein Expertenteam die gekauften Artikel gegen Aufpreis auf ihre Echtheitsmerkmale überprüft. Auch wenn die Marke Rebelle und die Plattform geschlossen werden, bleibt die StyleRemains GmbH ein Unternehmen der Vinted-Gruppe.

Rebelle-Gründerin: Schließung macht sie „ein wenig wehmütig“

„Ich bin natürlich ein wenig wehmütig“, sagte Cécile Wickmann dem Abendblatt. „Von Beginn an wollten wir Secondhand-Luxusmode zugänglicher, erschwinglicher und vertrauenswürdiger machen.“ Jetzt freue sie sich aber darauf, die Vision bei Vinted weiter voranzutreiben. Durch die größere Reichweite von Vinted eröffneten sich für die Nutzer viele Vorteile und neue Möglichkeiten. „Insofern ist es für mich nicht das Ende unserer Reise, sondern ein neuer Anfang.“