Hamburg. Herrenausstatter hat Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung angemeldet. Laden in der Europa Passage betroffen. So geht es weiter.

Bei modebewussten Hamburgern ist der Herrenausstatter Wormland eine feste Adresse. In der Europa Passage betreibt das Unternehmen mit Sitz in Hannover seit 17 Jahren eine Filiale auf drei Etagen. Das Angebot reicht vom ersten Anzug für den Abiball über modische Hochzeitsoutfits und edle Businesslooks bis zu modischer Freizeitbekleidung. Aber wie viele Unternehmen in der Branche stand auch der Männermoden-Spezialist zuletzt unter massivem, wirtschaftlichem Druck.

Am Freitag hat die Theo Wormland GmbH beim Amtsgericht Hannover einen Insolvenzantrag im Schutzschirmverfahren gestellt. Das geht aus einer schriftlichen Mitteilung des Unternehmens hervor. Als vorläufiger Sachwalter wurde der Rechtsanwalt Torsten Gutmann von der Kanzlei Pluta bestellt. Der Hamburger Sanierungsexperte Jens-Sören Schröder von der Rechtsanwaltskanzlei Johlke Niethammer begleitet die Restrukturierung.

Wormland: Bekannter Modehändler in Hamburg meldet Insolvenz an

Bei einem Schutzschirmverfahren handelt es sich um ein besonderes Sanierungsverfahren, das die Insolvenzordnung Unternehmen bereitstellt, die nicht zahlungsunfähig sind und bei denen die Sanierung erfolgversprechend ist. Der Geschäftsbetrieb läuft uneingeschränkt weiter. Alle zwölf Filialen bleiben wie gewohnt geöffnet. Auch die Geschäftsführung mit Tim Kälberer, Bernd Sölter und Peter Wolff bleibt an Bord. Die Gehälter der 400 Beschäftigten sind in den nächsten drei Monaten durch das Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit gesichert.

Unter anderem hatte die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof 2020 und 2022 Schutzschirmverfahren durchlaufen. Auch der Hamburger Schuhhändler Görtz hatte 2022 ein Schutzschirmverfahren für die Muttergesellschaft beantragt. Der Hamburger Jurist Jens-Sören Schröder gilt als erfahrener Insolvenz-Fachmann. Unter anderem war er als Insolvenzverwalter bei den Ufa-Kinos und der Baumarkt-Kette Max Bahr bestellt.

Konsumflaute und Kostensteigerung belasten Wormland

Hintergrund für die finanzielle Schieflage bei Wormland sind den Angaben zufolge die anhaltend hohe Inflation und die daraus resultierende Konsumflaute. Demnach lag der 2023 erzielte Umsatz trotz rückläufiger Kunden-Frequenzen leicht über dem Vorjahr, die inflationsbedingten Kostensteigerungen der Mieten durch in der Vor-Pandemie-Zeit abgeschlossene Verträge sowie im Energie-, Logistik- und Personalbereich hätten aber nicht ausgeglichen werden können.

Theo Wormland hatte das Unternehmen 1935 in Hannover gegründet. Der Textilkaufmann galt als „Avantgardist der Herrenmode“. 1977 wurde die erste Filiale in Hamburg eröffnet, zunächst am Jungfernstieg. Die Geschäfte liefen gut, die Verkaufsfläche wurde mehrmals modernisiert und erweitert. 2006 zog Wormland in die damals neue Europa Passage.

Wormland hatte bereits mehrere Eigentümerwechsel

In den folgenden Jahren wechselte der Modehändler mehrfach den Eigentümer. Im April 2019 trat die Ludwig Beck AG den Männermode-Spezialisten in einem Management-Buyout an eine Gesellschaft aus Führungskräften ab. Heute hat das Unternehmen bundesweit zwölf Filialen in zehn Städten. Dazu zählen auch drei Standorte unter dem Namen Theo, die auf jüngere Konsumenten zielt. Außerdem wurde ein Online-Shop eröffnet sowie die Präsenz in den sozialen Medien ausgebaut. Das Ship-from-Store-Prinzip macht aus jeder Filiale ein kleines Mini-Lager und ermöglicht es, Online-Bestellungen von den Geschäften aus zu versenden.

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Die Geschäftsführung ist entschlossen, das Unternehmen zu retten. Mit dem erfolgreichen Abschluss des Schutzschirmverfahrens, der für den Sommer geplant ist, will Theo Wormland das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft legen, heißt es in der Mitteilung. Wie das genau laufen soll, ist offen. Unter anderem sind Abendblatt-Informationen zufolge Verhandlungen mit Vermietern über Mietreduzierungen geplant. Auch Sparmaßnahmen an anderen Stellen sind nicht ausgeschlossen.