Hamburg. Beschäftigte in Hamburger Karstadt-Häusern müssen erneut um Arbeitsplatz bangen. Was andere große Händler in diesem Jahr planen.

Handel ist Wandel. Eine Binsenweisheit, aber auf das zurückliegende Jahr passt sie so gut wie selten. Die Corona-Pandemie, dann Ukraine-Krieg, Inflation und als Folge die anhaltend flaue Konsumstimmung machen den Unternehmen in Hamburg zu schaffen. Das sieht man an vielen Stellen in der Stadt, Geschäftsschließungen und Leerstände sind nicht mehr die Ausnahme. Für das vergangene Jahr sieht der Handelsverband Nord zwar ein leichtes Umsatzplus von gut zwei Prozent auf 17 Milliarden Euro. Aber inflationsbereinigt ergibt sich ein reales Minus von etwa vier Prozent.

Nach schwierigen Monaten haben zuletzt auch noch die Schockwellen nach dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe des österreichischen Unternehmers René Benko Hamburg erreicht. Dabei geht es jetzt erneut auch um die Zukunft der letzten drei Kaufhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof in der Elbmetropole, um das Alsterhaus und den Sportartikelhändler SportScheck. Schon 2023 hatte Galeria im Zuge eines Insolvenzverfahrens Personal abgebaut. In dem am Dienstag gestarteten dritten Insolvenzverfahren binnen weniger Jahre will sich der Warenhauskonzern nun zwar von Signa ablösen – doch Beschäftigte müssen erneut um ihre Arbeitsplätze bangen.

Otto, Edeka und Tchibo: So sicher sind die Arbeitsplätze

Schaut man auf die offiziellen Arbeitsplatzprognosen anderer großer Handelsunternehmen in Hamburg müssen sich die Beschäftigten dort dagegen trotz wirtschaftlich schwieriger Lage keine Sorgen um ihren Job machen. Die Otto Group, zu der unter anderem Unternehmen wie Deutschlands größter Onlineshop Otto, die Modehändler Bonprix und Lascana oder die Edelkaufhauskette Manufactum gehören, hatte nach eigenen Angaben Ende vergangenen Jahres 8388 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort. Das sind gut 100 mehr als Ende 2022. Ein Stellenabbau ist 2024 nicht geplant, vielmehr sucht der Handels- und Dienstleistungskonzern Fachkräfte im IT-Bereich sowie Beschäftigte für das Lager.

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka mit Firmensitz in Hamburg will das Personal auch 2024 aufstocken. Die Zentrale meldet für 2023 ein Plus von knapp 1000 Stellen auf 7600 in Hamburg. Bundesweit arbeiten gut 400.000 Menschen bei Edeka. Die Supermarktkette ist auf Wachstumskurs, auch wenn die Umsätze im vergangenen Jahr rückläufig waren und der Gewinn zum Corona-Vorjahr deutlich eingebrochen war. Gesucht wird Personal praktisch in allen Bereichen: vom Computerexperten bis zum Fleischer.

Edeka-Chef Markus Mosa in der Unternehmenszentrale in der City Nord.
Edeka-Chef Markus Mosa in der Unternehmenszentrale in der City Nord. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Für Schlagzeilen hatte Anfang 2023 ein anderes hanseatisches Unternehmen gesorgt: Zunächst war bekannt geworden, dass der Kaffee- und Konsumgüterhändler Tchibo 300 Stellen in der Hamburger Zentrale abbauen will, außerdem wurden Gehälter eingefroren und zuletzt die Reisesparte eingestellt. Der Grund für den Sparkurs kam bei der Veröffentlichung der Bilanz im August zutage: Tchibo meldete das schlechteste Ergebnis seiner Geschichte mit einem Verlust von 167 Millionen Euro. Nach eigenen Angaben arbeiten aktuell 2500 Beschäftigte in Hamburg bei dem Unternehmen – genau so viel wie 2022. Zu einer möglichen Prognose machte Tchibo keine Angaben.

Fielmann hat Personal abgebaut, sucht aber Optiker

Auch Fielmann hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Deutschlands größter Optiker hatte nach einem schwachen Geschäftsjahr 2022 im Zuge eines Sparprogramms erstmals einen Stellenabbau angekündigt. Den Angaben zufolge sank die Zahl der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Hamburg auf 2100, ein Minus von 80. Der Konzern, dessen Gründer Günther Fielmann vor wenigen Tagen verstorben ist, wächst vor allem im Ausland und ist zuletzt in den US-Markt eingestiegen. Auch wenn die Zahl der Beschäftigten in diesem Jahr gleich bleiben soll: Augenoptiker und Hörakustiker haben immer gute Chancen auf Beschäftigung bei dem Unternehmen.

Die ECE-Gruppe, Immobilienentwickler und Europas größer Betreiber von Einkaufszentren, hat 2023 trotz wachsender Geschäfte vor allem im Ausland die Zahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen konstant gehalten. 1350 Menschen arbeiten in Hamburg bei dem Unternehmen, das in der Stadt unter anderem das Alstertal-Einkaufszentrum und die Europa Passage betreibt. Die Drogeriemarktkette Budnikowsky hat im vergangenen Jahr fast 200 Arbeitskräfte verloren und beschäftigt aktuell 1887 Frauen und Männer in der Stadt. Für 2024 plant das Unternehmen, die Beschäftigtenzahl zu erhöhen. Gesucht werden Verkäuferinnen, Minijobber für Warenverräumung und Filialleitungen.

Mehr Wirtschaftsthemen

Im Modehandel, seit einigen Jahren im Dauerkrisenmodus, bleiben die Beschäftigtenzahlen der großen Hamburger Unternehmen weitgehend stabil. Peek & Cloppenburg will nach dem Abbau von 100 Beschäftigten 2024 wieder mehr Jobs schaffen. Nach einer starken Wachstumsphase hat sich die Personalstärke etwa beim Onlinehändler About You auf 1500 Frauen und Männer eingependelt. H&M hat im vergangenen Jahr den Angaben zufolge 200 Arbeitsplätze aufgebaut. Die Zahl soll gehalten werden. Bekannt ist allerdings, dass der schwedische Modekonzern Hunderte Stellen im Distributionszentrum in Allermöhe abbauen will.

Otto, Edeka und Tchibo: So sicher sind die Arbeitsplätze

Eine Überraschung gibt es bei einem Unternehmen, das durch die Einschränkungen in der Pandemiezeit besonders hart getroffen war. Gebr. Heinemann, mit Duty-free-Shops weltweit auf Flughäfen vertreten, will in diesem Jahr 150 zusätzliche Stellen schaffen. Schon im Vorjahr ahr hatte das Familienunternehmen knapp 100 Arbeitsplätze in Hamburg aufgebaut. Wachstum ist vor allem international geplant.