Hamburg. Unternehmen liefert Marketinginhalte rund ums Essen und Trinken. Warum es in die roten Zahlen gerutscht ist, wie es weitergeht.

Hannes Arendholz und Sebastian Heinz lieben gutes Essen. Und das wollen der Koch und der Marketingexperte mit möglichst vielen Gleichgesinnten teilen. 2015 haben sie das Start-upFoodboom gegründet, eine Art Onlinekochschule. Die Idee kam an. Die neuen Digitalstars avancierten schnell zu erfolgreichen Produzenten von Inhalten rund ums Essen und Trinken in den sozialen Netzwerken. Gemeinsam mit dem VerlagGruner + Jahr zogen sie die Firma Blue Berry Food Studios auf. Doch zuletzt war das ehrgeizige Projekt in eine wirtschaftliche Schieflage gerutscht.

Anfang Oktober zogen die Gründer die Notbremse und meldeten Insolvenz an. Am 1. Januar hat das Amtsgericht Hamburg das Verfahren eröffnet und – gemäß Antrag – Eigenverwaltung angeordnet.

Start-up Foodboom aus Hamburg: Insolvenzverfahren eröffnet

Als Sachwalter wurde Rechtsanwalt Tjark Thies von der Hamburger Kanzlei Reimer Rechtsanwälte bestimmt. Das bedeutet: Der Geschäftsbetrieb läuft uneingeschränkt weiter. Die Geschäftsführer bleiben im Amt, die aktuell noch 37 Beschäftigte behalten ihren Job. Aktuell arbeiten sie gemeinsam mit einem Experten der Kanzlei White & Case an der Sanierung des Unternehmens.

„Wir haben drei harte Jahre hinter uns, aber wir sind Macher“, sagen Hannes Arendholz und Sebastian Heinz auf Abendblatt-Anfrage zum Scheitern ihrer Geschäftsidee. Die Corona-Pandemie, die Auswirkungen des Ukrainekriegs und die Inflation haben den Gründern schwer zugesetzt. Dazu kam der Strategieschwenk des ehemaligen Partners Gruner & Jahr, jetzt RTL. Ein weiterer Schlag: Ostern 2023 war die Firmenzentrale mit Studios an der Billstraße von einem schweren Brand in dem Gewerbegebiet mitbetroffen.

Mehr Wirtschaftsthemen

Zwar hatte das Inhaber-Duo schon vor einiger Zeit begonnen, parallel eine Agentur mit Schwerpunkt Ernährungs- und Lifestyle-Themen aufzubauen. Aber das reichte nicht, um aus den roten Zahlen zu kommen. „Wir mussten den Schnitt ziehen und das Insolvenzverfahren als Mittel bemühen, um den gesunden Kern von Foodboom zu erhalten“, sagt Sebastian Heinz jetzt. Nach seinen Angaben hat das Unternehmen einen Stamm von etwa 100 Kunden, darunter bekannte Namen wie Aldi, Kaufland, Arko oder Oetker.

Start-Up Foodboom aus Hamburg: Gibt es eine Fortführungschance?

„Nach derzeitiger Einschätzung besteht für die Foodboom GmbH eine positive Fortführungsperspektive“, erklärte Sachwalter Tjark Thies gegenüber dem Abendblatt. Aktuell wird ein Insolvenzplan erstellt. Dieser stelle die beste Variante für eine langfristige Sanierung des Unternehmens dar. „In diesem Szenario kann das zukunftsträchtige Agenturgeschäft ohne die Altlasten aus den vergeblichen Investitionen im Publishing-Bereich erhalten werden“, heißt es.