Hamburg. Die größten Arbeitgeber der Stadt wagen exklusiv eine Prognose für 2024. Ein „Sorgenkind“ überrascht dabei positiv.
- Job-Prognose: Das Abendblatt hat für 2024 Hamburgs größte Arbeitgeber abgefragt
- Die meisten von ihnen wollen in diesem Jahr neue Jobs schaffen
- Einen Abbau von Arbeitsplätzen planen hingegen nur die wenigsten
- Eine Branche ist allerdings verunsichert, wohingegen ein „Sorgenkind“ positiv überrascht
Obwohl die Konjunktur schwächelt und hohe Zinsen Investitionen erschweren, muss sich der überwiegende Teil der Beschäftigten in den größten 200 Unternehmen Hamburgs 2024 keine Sorgen um den Arbeitsplatz machen. Nach der jährlichen Abendblatt-Umfrage wollen 88,5 Prozent der Firmen die Zahl ihrer Beschäftigten erhöhen oder zumindest konstant halten. Lediglich 6,5 Prozent planen einen Abbau von Stellen, fünf Prozent machten keine Angaben. Alle Namen und Voraussagen finden Sie hier.
Einer der Jobmotoren in Hamburg ist die Gesundheitswirtschaft. So rangiert der Asklepios-Konzern mit 16.200 Beschäftigten weiterhin auf Platz eins der größten Arbeitgeber in Hamburg. 2023 hat das Unternehmen 300 zusätzliche Stellen geschaffen.
Im kommenden Jahr soll die Zahl der Arbeitsplätze zumindest konstant bleiben. Das UKE findet sich mit rund 14.900 Beschäftigten auf Rang drei wieder und will auch 2024 weitere Arbeitsplätze schaffen. Allerdings ist die Branche insgesamt verunsichert mit Blick auf die bevorstehende Krankenhausreform.
Jobs in Hamburg: Luftfahrt will Arbeitsplätze schaffen, Schiffsbranche zum Teil
Die für die Stadt so wichtige Luftfahrtindustrie mit Airbus (Rang 2) und Lufthansa Technik (Rang 5) geht derweil mit ungebremstem Optimismus ins Jahr 2024. Die beiden großen Arbeitgeber planen einen weiteren Stellenaufbau. Dabei haben sie bereits 2023 zusammen rund 1800 neue Jobs geschaffen.
In der maritimen Branche fällt der Ausblick differenzierter aus. Während die Reederei Hapag-Lloyd und der vor dem Teilverkauf stehende Terminalbetreiber HHLA die Zahl ihrer Beschäftigten konstant halten wollen, plant Maersk 2024 in Hamburg mit weniger Stellen. Der dänische Konzern, zu dem die einst eigenständige Reederei Hamburg Süd gehört, hatte bereits 2023 den Personalbestand in der Stadt reduziert.
Positive Nachrichten kommen derweil vom Schiffbauer Blohm + Voss, der 2016 von der Bremer Lürssen Werft übernommen worden war. Hier sollen im kommenden Jahr mehr Stellen geschaffen werden.
Hamburg Commercial Bank plant mit Plus bei den Beschäftigten
Auch das langjährige „Sorgenkind“ im regionalen Finanzsektor, die Hamburg Commercial Bank (HCOB), überrascht positiv. Sie erwartet 2024 ein kräftiges Plus bei den Beschäftigten. Fast 140 Stellen sollen bei der früheren HSH Nordbank hinzukommen. Platzhirsch Haspa plant weiterhin mit 4400 Angestellten – es soll also weder Personal auf- noch abgebaut werden.
Blickt man auf den gesamten Arbeitsmarkt der Stadt, nicht nur auf die 200 größten Unternehmen, so fällt der Ausblick für 2024 nicht ganz so rosig aus. „Am Jahresanfang werden wir eher noch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit sehen“, sagt der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Sönke Fock, dem Abendblatt. „Im günstigsten Fall werden wir leicht unter 80.000 Arbeitslose im nächsten Jahr kommen. Im Schnitt rechne ich mit 80.800 Jobsuchenden im Jahr 2024.“
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Im November lag die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg bei fast 83.000, in der gesamten ersten Jahreshälfte bei unter 80.000. Auf längere Sicht sieht Fock vor allem eine große Herausforderung für den Hamburger Arbeitsmarkt: die demografische Entwicklung. „Im nächsten Jahr werden alle, die 1964 im geburtenstärksten Jahrgang geboren wurden, 60 Jahre alt. In fünf bis sieben Jahren werden diese Fachkräfte in den Ruhestand gehen.“
Fast 100.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Hamburg seien bereits 60 Jahre und älter. Fock verweist in diesem Zusammenhang explizit auf die älteren, verbeamteten Fach- und Führungskräfte bei Polizei, Feuerwehr, in der Verwaltung sowie Selbstständige. „Das Fachkräfteproblem verschärft sich also noch mehrfach.“