Hamburg. „Nüchtern“ setzt auf Trinken ohne Rausch. Warum das Geschäft nach sechs Monaten schließt – und wie es dennoch weitergeht.

Hamburgs einziger Laden für alkoholfreie Drinks schließt zum Jahresende. Das kleine Geschäft mit dem passenden Namen „nüchtern“ hatte erst im Juni im Karoviertel eröffnet. Im Angebot sind rund 200 verschiedene Getränkealternativen ohne Promille. „Wir konzentrieren uns künftig auf den Onlinehandel und wollen den Bereich ausbauen“, sagte Gründerin Isabella Steiner dem Abendblatt.

Offenbar waren weniger Kunden als erwartet gekommen. Zuletzt hatte Steiner die Öffnungszeiten auf zwei Tage in der Woche reduziert. „Freitags und sonnabends machen wir 80 Prozent unseres Umsatzes“, sagte sie. Weitere Details nannte sie nicht. Der letzte Verkaufstag ist der 23. Dezember. Schon an diesem Wochenende soll der Räumungsverkauf mit Rabatten beginnen. Zuletzt waren in dem Laden noch zwei Mitarbeiter beschäftigt.

Einzelhandel Hamburg: Räumungsverkauf im „nüchtern“ beginnt

Isabella Steiner ist Pionierin in einem Segment, das gerade auf Wachstumskurs ist. 2020 hatte die 34 Jahre alte studierte Soziologin im Berliner Szeneviertel Kreuzberg den ersten Laden mit Getränkealternativen ohne Alkohol eröffnet. „Wir wollen die einseitige und promillelastige Trinkkultur erweitern“, erklärte die nüchtern-Geschäftsführerin, die auch Autorin des Buchs „Mindful Drinking“ ist.

Die Getränkeindustrie hat das Potenzial erkannt und steigert das Angebot an sogenannten Nolo-Alternativen. Das steht für „no and low alcohol“, übersetzt: kein oder wenig Alkohol. Ähnlich wie im Bereich der Fleischalternativen haben sich zahlreiche neue Hersteller etabliert, wie etwa Siegfried, Laori, Lyre’s, Undone, Polly oder Kolonne Null.

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Aber auch bekannte Marken wie Mumm oder Martini und große Handelsketten wie der Hamburger Weinhändler Hawesko haben inzwischen ganz selbstverständlich alkoholfreie Varianten im Sortiment. Inzwischen gibt es alkoholfreie Drinks auch in vielen Supermärkten.

Schnaps ohne Rausch: stationäre Pop-up-Shops geplant

„Wir glauben, dass wir mit unserer Geschäftsidee richtig liegen“, sagt Isabella Steiner. Hamburger Kunden können das „nüchtern“-Angebot künftig allerdings nur noch online bestellen oder sie fahren nach Berlin. Geplant sind außerdem im nächsten Jahr deutschlandweit stationäre Pop-up-Läden zu besonderen Anlässen, zum Beispiel zum Dry January.