Hamburg. Haus- und Wohnungskäufer in der Hansestadt werden offenbar mutiger und nehmen höhere Kredite auf. Zahl der Eigentümerwechsel steigt.
Die Hamburger verschulden sich wieder stärker für den Kauf einer Immobilie. Erstmals seit vielen Monaten ist die dafür aufgenommene Kreditsumme wieder gestiegen. Im dritten Quartal waren es im Schnitt 431.065 Euro – das ist ein Anstieg um etwa 8 Prozent gegenüber dem Zeitraum von April bis Juni 2023. Das geht aus Daten des Baugeldvermittlers Dr. Klein hervor, die dem Abendblatt exklusiv vorliegen.
Im zweiten Quartal 2023 begnügten sich die Hamburgerinnen und Hamburger noch mit 398.938 Euro Kredit beim Immobilienkauf. Eine Folge der allgemeinen Marktkrise. Die Zinsen zogen stark an, die Kaufpreise gaben nach, potenzielle Käufer waren verunsichert und hielten sich zurück. Im zweiten Quartal des vergangenen Jahres hatte die durchschnittliche Kreditsumme in Hamburg noch bei rund 460.000 Euro gelegen, im drittem Quartal 2021 sogar bei rund 496.000 Euro. Unter leichten Schwankungen gab es seitdem einen kontinuierlichen Rückgang.
Immobilie Hamburg: Käufer verschulden sich wieder höher
„Der Anstieg der Kreditsumme folgt dem bundesweiten Trend, auch wenn es in Hamburg aufgrund der höheren Immobilienpreise um andere Größenordnungen geht als im Deutschland-Vergleich“, sagt Frank Lösche, Baufinanzierungsberater beim Baugeldvermittler Dr. Klein in Hamburg.
Im bundesweiten Vergleich werden die Kreditsummen der Immobilienkäufer monatlich ausgewertet. Danach lag die durchschnittliche Kreditsumme im September bei 289.000 Euro. Das waren lediglich 0,3 Prozent mehr als im Vormonat. Allerdings ist bereits auch bundesweit seit April ein kontinuierlicher Anstieg der Kreditsumme festzustellen.
Immobilie kaufen: Finanzierungszinsen liegen deutlich über vier Prozent
„Es gibt sicher nicht den einen Grund für den Anstieg der Kreditsumme. Aber wir sehen doch, dass das Geschäft mit Bestandsimmobilien wieder etwas in Schwung kommt. Die Käufer haben sich damit abgefunden, dass die Zinsen bei rund vier Prozent verharren“, sagt Baufinanzierungsexperte Lösche.
Alle Zinsbindungsfristen für Immobiliendarlehen von fünf bis 20 Jahren haben einen Zinssatz von mehr als vier Prozent. Für eine zehnjährige Zinsbindung liegt der Durchschnittssatz nach den Daten der FMH-Finanzberatung derzeit bei 4,18 Prozent.
Hamburger geben im Schnitt 2091 Euro im Monat für Baukredit aus
Nach den Daten von Dr. Klein liegt der durchschnittliche Tilgungssatz der Hamburger aktuell bei 1,64 Prozent. Tendenz sinkend, ein Großteil der monatlichen Kreditkosten wird also allein für den eigentlichen Zins aufgewendet. Denn mit einer geringeren anfänglichen Tilgung kann bei den hohen Zinsen die monatliche Belastung reduziert werden. Hamburger, die mit diesen Daten einen Immobilienkredit in Höhe von 431.065 aufnehmen, müssen im Monat rund 2091 Euro abbezahlen. Nach zehn Jahren verbleibt eine Restschuld von 343.500 Euro.
„Die, die sich jetzt noch eine Immobilie leisten können, werden wieder aktiv. Es gab bei den Abschlüssen eher ein Sommerloch, jetzt spüren wir eine Belebung“, sagt Lösche.
Immobilie Hamburg: Käufer bevorzugen Häuser mit guter Energieeffizienz
Der Baufinzierungsexperte interpretiert das so: „Ein Grund für die gestiegene Kreditsumme kann auch sein, dass Bestandsbauten mit einer noch akzeptablen Energieeffizienzklasse bevorzugt werden. Immobilien, die vor 1990 erbaut wurden, lassen sich zwar beim Preis besser verhandeln, die Käufer scheuen aber die hohen Zusatzkosten zur Verbesserung der Energieeffizienz oder auch nur einer neuen Heizung.“
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Eine Untersuchung des Baugeldvermittlers Interhyp bestätigt: Einfamilienhäuser in den höheren Energieklassen A und B sind relativ wertstabil geblieben, erfordern also auch höhere Kreditsummen. Nach Angaben von Interhyp lagen im August die Preise für Häuser der Energieklassen A+/A im Schnitt 9,5 Prozent unter dem Niveau von Anfang 2022. Bei Immobilien mit den niedrigsten Energieklassen G und H waren es hingegen minus 24,6 Prozent.