Wer sich nicht lange binden will, kann auch größere Beträge nur wenige Monate anlegen. Welche Banken hier besonders punkten können.
- Ab sechs Monaten gibt es beim Festgeld mehr als vier Prozent
- Die besten Banken für drei, sechs und neun Monate
- Beim Festgeld gibt es auch Haken – was Sparer wissen müssen
Hamburg. Nicht jeder kann sich eine langfristige Geldanlage leisten. Wenn das Geld schon in einigen Monaten benötigt wird oder es sich noch nicht absehen lässt, wann es wieder für andere Dinge ausgegeben wird, sind kurzfristige Festgelder eine gute Anlagemöglichkeit, die nur wenige kennen. Meist nur von Profis genutzt, sind solche kurzfristigen Anlagen mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr und Zinsen von mehr als vier Prozent eine gute Alternative zum Tagesgeld.
Wer sein Geld nur drei Monate anlegen kann, wird über die Höhe der Zinsen überrascht sein. Für diesen Zeitraum gibt es bei der französischen Bank Crédit Agricole, die auch für andere kurze Laufzeiten sehr gute Konditionen bietet, einen Zins von 3,60 Prozent pro Jahr. Natürlich wird der Zins nur anteilig gezahlt. Wer also 10.000 Euro bei dem Institut mit französischer Einlagensicherung anlegt, kann sich über einen Zinsertrag von 90 Euro vor Steuern für die kurze Zeit freuen.
Festgeld: Mit deutscher Einlagensicherung gibt es weniger Zinsen
Bei der niederländischen NIBC Bank gibt es für drei Monate noch 3,35 Prozent Zinsen. Generell bieten ausländische Banken höhere Zinsen als deutsche Institute. Wer aber Wert auf die deutsche Einlagensicherung legt, muss sich mit etwas geringeren Zinsen abfinden. Die AKF Bank bietet für drei Monate Anlagezeitraum 3,10 Prozent, die Creditplus, der deutsche Ableger der Crédit Agricole, ebenfalls – und die VW-Bank drei Prozent für drei Monate.
Die Creditplus und die VW-Bank haben ein besonders hohes Sicherungsniveau. Sie unterliegen – wie auch alle ausländischen Banken – der gesetzlichen Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro pro Kunde. Gleichzeitig sind sie Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB). Damit gibt es noch eine zusätzliche Einlagensicherung von bis zu fünf Millionen Euro pro Kunde.
Festgeld: Ab sechs Monaten gibt es mehr als vier Prozent
Bei einer Laufzeit von sechs Monaten winkt schon die Vier vor dem Komma. Wieder ist die Crédit Agricole mit einem Zinssatz von 4,10 Prozent der beste Anbieter. Bei sechs Monaten liegt der Zinsertrag immerhin bei 205 Euro. Auch für diesen Anlagezeitraum gibt es attraktive Alternativen bei Geldinstituten mit deutscher Einlagensicherung, die gleichzeitig auch noch der freiwilligen Einlagensicherung des BdB angehören. Die Merkur Bank bietet einen Zins von 3,75 Prozent, und die Ziraat Bank, die auch eine Filiale in Hamburg unterhält, offeriert 3,60 Prozent.
Bei diesen kurzen Laufzeiten von bis neun Monaten findet man auch kaum Unterschiede zu den Angeboten der Vermittlungsplattformen wie Weltsparen oder Zinspilot. Im sehr kurzfristigen Geschäft, etwa bei nur einem Monat Laufzeit, gibt es laut der Vergleichsplattform FMH-Finanzberatung keine Angebote von Weltsparen & Co., und bei Anlagezeiträumen von drei oder neun Monaten sind die Zinsen bei diesen Vermittlern nur marginal höher, als wenn Kunden eine Bank direkt auswählen. Deshalb werden für diesen Vergleich nur die Festgeldangebote im Direktgeschäft betrachtet.
Festgeld: Sparer profitieren von besonderer Zinssituation
Dass die Zinsen schon bei kurzen Anlagezeiträumen so hoch sind, hat mit der besonderen Zinssituation zu tun. Denn normalerweise gilt: Je länger der Anlagezeitraum, desto höher die Zinsen. „Wir sehen aber gerade, dass Bundesanleihen mit zwei oder drei Jahren Laufzeit eine höhere Rendite als zehnjährige deutsche Staatsanleihen haben“, sagt Bernd Schimmer, Wertpapierstratege der Hamburger Sparkasse (Haspa). Das sei vor allem ein Effekt der drastischen Zinserhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB).
Innerhalb kurzer Zeit hat die EZB die Leitzinsen auf 4,50 Prozent erhöht. Das ist der schnellste Zinsanstieg in ihrer Geschichte. Der Grund ist die hohe Inflationsrate im Euro-Raum in Höhe von 5,2 Prozent. „Doch die Erwartungen der Marktteilnehmer gehen davon aus, dass es sich bei der Inflation nicht um ein langfristiges Phänomen handeln wird“, sagt Schimmer. Langfristige Anleihen würden deshalb nicht mit so hohen Zinscoupons ausgestattet. Deshalb seien die Zinsen für kurze Anlagezeiträume besonders hoch. Schon für das nächste Jahr wird nur noch eine Inflationsrate von 2,1 Prozent im Euro-Raum erwartet.
Festgeld: Das ist die beste Bank für drei, sechs und neun Monate
Diese Entwicklung zeigt sich auch bei einer Festgeldanlage für neun Monate. Erneut hat für diesen Anlagezeitraum die Crédit Agricole den höchsten Zinssatz in Höhe von 4,15 Prozent. Die Bank bietet also bei drei, sechs und neun Monaten die höchsten Zinsen. Im Rahmen der Anlage werden von den Zinsen bei der französischen Bank keine Steuern einbehalten. Der Anleger ist aber verpflichtet, die Zinsen in der persönlichen Steuererklärung anzugeben und zu versteuern.
Wer sich über die Sicherheit der Anlage Gedanken macht, sollte bedenken: Frankreich hat zwar nicht die höchste Bonität wie Deutschland, aber das Rating Aa2 von der Ratingagentur Moody’s zeigt eine sichere Anlage, bei der das Ausfallrisiko so gut wie vernachlässigbar ist. Auch die Bank selbst kann mit ihrem Rating (A+ von S & P) auf eine hohe Bonität verweisen. Bei der deutschen Bank 11 beträgt der Zinssatz für eine neunmonatige Anlage 3,60 Prozent, und bei der VW-Bank gibt es für diesen Zeitraum 3,50 Prozent.
Tagesgeld ist flexibler, doch viele Anbieter haben Einschränkungen
Natürlich kann man für kurzfristigere Anlagen auch Tagesgeld nutzen, das jederzeit wieder für einen anderen Zweck verwendet werden kann, weil es keinen festen Anlagezeitraum gibt. Aber viele Banken gewähren ihre attraktiven Konditionen nur Neukunden oder wollen, dass der Kunde auch mit seinem Girokonto zu ihnen wechselt. „Es gibt nur wenige Banken, die Neu- und Bestandskunden gleichbehandeln“, sagt Ania Scholz Orfandis von der FMH-Finanzberatung. „Die Banken wollen mit attraktiven Tagesgeldangeboten vor allem Neukunden gewinnen, die dann auch andere Bankdienstleistungen nachfragen.“
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Für kurze Zeiträume anzulegen bedeutet zwar etwas mehr Arbeit, aber damit bleibt man bei der Geldanlage flexibler. Allerdings müssen Sparer beachten, dass es eine unterschiedliche Praxis bei der Fälligkeit des Festgeldes gibt. Es ist nicht selbstverständlich, dass dann das Geld auf das Verrechnungs- oder Girokonto des Sparers zurücküberwiesen wird.
Festgeld: Diesen Haken müssen Sparer kennen
Die Crédit Agricole und auch Creditplus praktizieren eine automatische Verlängerung der Festgeldanlage, wenn der Kunde nicht vorher kündigt. Dann wird das Geld für den ursprünglichen Zeitraum zu den dann geltenden Konditionen wieder angelegt.
Bei deutschen Banken ist diese Praxis kaum üblich. VW Bank, Bank 11, Merkur Bank und Ziraat Bank überweisen das Geld bei Fälligkeit automatisch an den Kunden. Selbst wenn man sich nicht weiter um seine Anlage kümmert, ist die Überraschung einer Wiederanlage dann ausgeschlossen.