Auflösung von Konten wird zum Riesenproblem. Dabei gibt es eine schnelle Lösung. Doch die ist in den Filialen offenbar nicht bekannt.

  • Sparbücher der Postbank können nicht mehr einfach in der Filiale aufgelöst werden
  • Einschicken der Sparbücher kann wochenlang dauern
  • Schnelle Lösung in Filialen nicht bekannt

Hamburg. Die Liste der Ärgernisse und Mängel bei der Postbank wird immer länger: Probleme mit der EC-Karte beim Einkauf, verwirrende Abbuchungen, Ärger mit Vollmachten und Pfändungsschutzkonten. Doch das ist längst noch nicht alles. Viele Kunden haben auch Probleme, an ihr Erspartes zu kommen, wenn sie ein Postbank-Sparbuch auflösen wollen.

Das Problem: Das Sparbuch kann nicht mehr in der Filiale aufgelöst werden, sondern muss eingeschickt werden. Dann hören die Kunden wochenlang nichts, und auch das Geld wird nicht dem gewünschten Konto gutgeschrieben. So erging es auch Petra K. „Ich habe nur eine Quittung über die Abgabe des Sparbuchs erhalten. Aber der aktuelle Kontostand war da nicht vermerkt, was ich allerdings zu spät bemerkt habe“, sagt sie.

Postbank: Jetzt gibt es auch Ärger mit den Sparbüchern

Petra K. hatte sich zwar vorher eine Kopie gemacht, aber im Streitfall kann es dennoch Probleme geben. „Nächstes Mal würde ich mir dann meine Kopie abstempeln lassen“, sagt sie.

Die Postbank verweist zwar darauf, dass die Auflösung von Sparbüchern unverändert in der Filiale möglich sei, wenn man das Guthaben bar ausgezahlt haben und nicht auf ein anderes Konto transferiert haben möchte. Doch in der Praxis erfahren die Kunden von diesem feinen Unterschied nichts, wie Leserzuschriften zeigen.

Beschwerden über die Postbank haben sich verdoppelt

„Es hieß nur, das Sparbuch muss eingeschickt werden“, sagt Petra K. Andernfalls würden sich viele Kunden wahrscheinlich für die schnellere Variante entscheiden. In der Praxis wissen die Beschäftigten in den Filialen davon offenbar nichts – oder sie sagen es den Kunden nicht.

Ob noch ein Sparbuch aus Papier wie zu Großmutters Zeiten oder eine moderne Spar-Card: Die Auflösung dauert bei der Postbank ewig, wie Beschwerden bei der Verbraucherzentrale Hamburg zeigen. „Das Beschwerdeaufkommen über die Postbank hat sich bei uns verdoppelt“, sagt Kerstin Föller, Bankenexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Vorrangig gehe es um die mangelnde Erreichbarkeit und die verzögerte Auflösung von Sparbüchern.

Postbank räumt Verzögerungen bei der Bearbeitung ein

Ein anderer Fall: Ein Kunde mit Spar-Card der Postbank wollte Anfang März sein Konto auflösen. Ende April hatte er noch immer nicht sein Geld zurück und auch keine Bestätigung. „Anrufe sind sinnlos, da man nur in der Warteschleife hängt“, sagt er. Und auf E-Mails antworte nur ein automatisches System, ohne auf das konkrete Anliegen einzugehen.

„Tatsächlich kam es in der letzten Zeit zu Verzögerungen bei der Auflösung von Sparkonten“, sagt ein Sprecher der Postbank. „Grund dafür waren Rückstände aufgrund einer hohen Anzahl an Aufträgen unserer Kundinnen und Kunden in Verbindung mit Personalengpässen, die aber inzwischen weitestgehend behoben sind. Die Postbank bittet die Kunden für die Unannehmlichkeiten um Entschuldigung.“

Postbank: Kunden bekommen Quittung statt entwertetes Sparbuch

Allerdings läuft es mit dem Sparbuch in den Filialen ganz anders ab, wie die Postbank in einer Stellungnahme schreibt. Dort heißt es: „Wenn Kunden eine unbare Auszahlung des Guthabens wünschen, wird das Sparbuch kopiert und entwertet. Der Kunde erhält sein entwertetes Sparbuch zusammen mit der Quittung zurück.“ Doch Postbank-Kundin Petra K. hat das ganz anders in Erinnerung: „Das Sparbuch habe ich nicht zurückbekommen, lediglich eine Quittung.“

Nach Darstellung der Postbank läuft das Prozedere dann weiter so ab: „Der Nachweis der Entwertung wird zusammen mit dem Auftrag zur Auflösung per digitalem Scan an das Backoffice geschickt und dort bearbeitet. Das Sparkonto wird dann dort aufgelöst und der Saldo auf das vom Kunden angegebenen Konto überwiesen.“

Postbank: Nach IT-Umstellung deutlich längere Bearbeitungszeiten

Dabei kommt es offenbar zu den massiven Verzögerungen, von denen die Kunden berichten. „Seit Monaten dauert alles deutlich länger bei der Postbank“, sagt Verbraucherschützerin Föller. Ein Postbank-Sprecher versichert: Durch die IT-Umstellung habe es bei der Auflösung von Sparbüchern keinerlei Veränderung gegeben.

Die Deutsche Bank hatte die Postbank zwischen 2008 und 2015 vollständig übernommen. Im Rahmen von insgesamt vier IT-Umstellungen wurden rund 19 Millionen Produktverträge von rund zwölf Millionen Postbank-Kunden auf die IT-Plattform der Deutschen Bank übertragen. Dazu wurde viermal der komplette Bankbetrieb jeweils zum Quartalsende stark eingeschränkt, was die Kunden in den sozialen Medien besonders verärgert hat.

Erben warten monatelang auf ihr Geld und schalten Anwalt ein

Betroffen sind auch viele Erben, die die Sparbücher der Verstorbenen auflösen wollen. Mehr als vier Monate wartet schon ein Mann, der über das Guthaben seiner verstorbenen Großmutter verfügen möchte, berichtete das NDR-Magazin „Markt“. Anrufe bei der Hotline kostete ihn mindestens 40 Minuten Wartezeit, brachten aber keine Ergebnisse. „Das ist ein Geschäftsgebaren, das nicht tragbar ist“, sagt er.

Auch zwei Schwestern warteten fünf Monate darauf, dass ihnen ein Guthaben von rund 2000 Euro ihrer verstorbenen Mutter ausgezahlt wurde, obwohl sie alle Vollmachten und Unterlagen eingereicht hatten. Sie schalteten einen Anwalt und die Finanzaufsicht BaFin ein.

Hamburger Volksbank erhöht Kontogebühren deutlich

Ähnliche Fälle stapeln sich bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Einer davon: Schon Anfang März hatte eine Frau alle nötigen Unterlagen einschließlich Erbschein zur Auflösung von zwei Sparbüchern der verstorbenen Mutter eingereicht. Die angegebene Nachlass-Nummer der Postbank sei sehr schlecht zu erreichen, saht die Erbin. Als sie Anfang Juli nach 18 Wochen jemanden erreichte, wurde sie auf weitere 15 Wochen vertröstet. „Das ist doch eine Frechheit.“

Sparbuch ist nicht mehr zeitgemäß – es gibt nur geringe Zinsen

Die Postbank spricht bei den Erbschaftsangelegenheiten von komplexen Fällen. Eine neue Software bei der Bearbeitung soll Verbesserungen bringen.

Die Probleme der Postbank mit den Sparbüchern können auch damit zusammenhängen, dass viele Inhaber die veraltete Sparform auflösen wollen, weil es inzwischen bessere Angebote gibt.

Im Schnitt liegen 20.600 Euro auf einem Sparkonto

Noch in 56 Prozent der Haushalte liegt laut Statista ein Sparbuch. Die Spareinlagen bei deutschen Banken belaufen sich auf 474 Milliarden Euro. Geschätzt liegen damit auf jedem Sparkonto im Schnitt 20.600 Euro. Auch viele Mietkautionen befinden sich noch auf einem Sparbuch.

Doch mit der Verzinsung dieser Sparbücher läuft es schon lange nicht mehr gut. Seit 1985 sinkt der Zins kontinuierlich und hat niemals mehr die Marke von drei Prozent überschritten. Statt eines Sparbuches stellen die Geldinstitute jetzt eine Spar-Card im Kreditkartenformat aus. Die Verzinsung hält allerdings mit der Zeit nicht Schritt.

Postbank – fast alles spricht gegen das Sparbuch

Mit einem Zinssatz von 0,65 Prozent gehört die Postbank noch zu den Geldinstituten mit relativ hohen Konditionen. Bei vielen Sparkassen und Volksbanken liegt der Zinssatz bei 0,01 Prozent und gar bei null. Den höchsten Sparbuchzins gibt es bei der Gefa-Bank mit 2,50 Prozent. Die Commerzbank zahlt 0,25 Prozent, und die Hamburger Sparkasse hat auch eine Spar-Card. Verzinsung: 0,50 Prozent.

Mit einem Tagesgeldkonto gibt es deutlich bessere Alternativen zum Sparbuch oder der Spar-Card. Unabhängig von der Höhe der Zinsen gilt das für den Verfügungsrahmen. Ein Sparbuch hat in der Regel eine Kündigungsfrist von drei Monaten. Das gilt allerdings nicht für die Auflösung. Bei ungekündigten Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist kann der Sparer bis zu 2000 Euro pro Kalendermonat abheben. Das Tagesgeld ist dagegen jederzeit ohne Kündigungsfristen verfügbar.

Die höchsten Tagesgeldzinsen mit deutscher Einlagensicherung liegen aktuell zwischen 3,70 Prozent (Santander Bank) und 3,50 Prozent (ING). Gut möglich, dass die Postbank in den nächsten Monaten in ihrem Backoffice noch mehr gekündigte Sparbücher bearbeiten muss.