Hamburg. Erstmals seit März gibt es wieder weniger Erwerbslose in der Stadt. Wie der Chef der hiesigen Arbeitsagentur die Lage einschätzt.

Hoffnungsschimmer für den Hamburger Arbeitsmarkt: Nachdem die Zahl der Arbeitslosen zwischen März und August kontinuierlich gestiegen war, ist sie im September leicht rückläufig gewesen. 82.644 Hamburgerinnen und Hamburger haben sich arbeitslos gemeldet – das sind 1790 Personen oder 2,1 Prozent weniger als im August.

Die Arbeitslosenquote lag bei 7,6 Prozent. Als Grund der leichten Erholung nennt die Arbeitsagentur die Tatsache, dass nach der Urlaubszeit die Unternehmen wieder eine „aktivere Personalpolitik“ betreiben würden. Im Klartext: Betriebe – zum Beispiel im Handel – suchen wieder mehr Beschäftigte.

Agentur für Arbeit: Zahl der Arbeitslosen in Hamburg sinkt – aber wie lange?

Dennoch ist der Chef der Arbeitsagentur Hamburg, Sönke Fock, nur verhalten optimistisch. Auch Hamburg könne sich nicht von der „schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage“ abkoppeln, die von zurückhaltender privater Konsumnachfrage mit steigenden Zinsen und hoher Inflation gekennzeichnet sei. „Zudem, so berichten mir hiesige Unternehmen und Verbände, sinkt das Auftragsvolumen auf nationaler und internationaler Ebene“, so Fock weiter.

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Um die weiterhin angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt zu verstehen, lohnt ein Vergleich mit September 2022. Denn aktuell gibt es 9,5 Prozent oder exakt 7199 mehr Erwerbslose als zum damaligen Zeitpunkt. Focks kurzfristige Voraussage lautet: „Auch wenn eine Prognose schwierig ist, gehe ich davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten zwei Monaten noch etwas abnehmen wird, vielleicht sogar auch im Dezember.“

Knapp 6000 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet

Und danach? Fock erwartet, dass die Zahl der Arbeitslosen – saisonal bedingt – im Winter wieder ansteigen wird. Auch könne sich Hamburgs Wirtschaft von der bundesweit schwächer als erwarteten Konjunktur nicht abkoppeln. Im kommenden Jahr hofft der Chef der Arbeitsagentur, dass die Zahl der Erwerbslosen im Vergleich zu 2023 konstant gehalten werden kann – das wären im Schnitt rund 80.000.

Zugleich setzt er auf eine noch bessere Integration der Ukrainerinnen und Ukrainer. Aktuell sind 5960 von ihnen in der Stadt arbeitslos gemeldet. Viele seien geflüchtet und davon ausgegangen, schnell wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Diese Hoffnung habe sich nicht erfüllt. Möglicherweise könne es nun 2024 zu einem „Beschäftigungsschub“ bei dieser Personengruppe kommen.

In Hamburg-Mitte ist die Arbeitslosenquote am höchsten

Durchaus positiv ist die Entwicklung der Gesamtbeschäftigung. Im Jahresvergleich hat die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer in der Stadt um 2,4 Prozent auf rund 1,06 Millionen zugenommen. Es würde weiterhin Personal gesucht und eingestellt, heißt es von der Arbeitsagentur: „Die Beschäftigungslage der Arbeitnehmenden in den Betrieben ist als insgesamt stabil und robust zu bezeichnen. Hamburger Unternehmen werden auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an ihren Fach- und Führungskräften festhalten und nicht leichtfertig entlassen, weil sie in der Regel selbst geeignetes Fachpersonal suchen.“ So erreichte die Zahl der Stellenangebote mit 12.500 im September den bisher höchsten Wert im laufenden Jahr. Besonders stark ist die Nachfrage im Maschinenbau, in der Verkehrs- und Logistikbranche sowie im Handel.

Schaut man in die Bezirke, so liegt Hamburg-Mitte mit einer Erwerbslosenquote von 9,5 Prozent vor Harburg mit 9,1 Prozent, Bergedorf (8,2 Prozent), Altona (7,6 Prozent), Wandsbek (7,1 Prozent) und Hamburg-Nord (6,8 Prozent). Am geringsten fällt die Quote in Eimsbüttel mit 5,6 Prozent aus. Zum Vormonat August sind die Zahlen in allen Bezirken rückläufig.