Geldinstitute verbessern ihre Konditionen, auch die Haspa. Wie es um die Sicherheit steht. Und welche Steigerungen noch drin sind.
- Zinsen für Sparer werden nach Zinserhöhung der EZB immer besser
- Erste Banken bieten schon fünf Prozent Zinsen fürs Festgeld
- Doch es gibt auch einige Haken bei diesen Angeboten
Nach der jüngsten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) bekommen die Sparer in Hamburg die Chance, ihr Geld zu erneut gestiegenen Konditionen längerfristig anzulegen. Bei einzelnen Anlagen steht bereits eine Fünf vor dem Komma.
Auch Hamburger Geldinstitute wie die Haspa haben die Zinsen für Festgeld noch einmal angehoben. Unsere Redaktion gibt einen Überblick über die jüngste Entwicklung.
Haspa erhöht Zinsen deutlich: Inflation verharrt auf hohem Niveau
Warum steigen die Zinsen erneut?
Der Gipfel bei den Sparzinsen ist noch nicht erreicht, denn die Inflation verharrt weiterhin auf hohem Niveau. Im Euroraum liegt sie bei 5,2 Prozent (August) und in Deutschland sogar bei 6,1 Prozent. Entgegen der Erwartung vieler Experten hat die EZB auch keine Zinspause eingelegt, sondern die Leitzinsen erneut um 0,25 Prozentpunkte auf 4,50 Prozent angehoben. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, erreicht mit nun vier Prozent das höchste Niveau seit Bestehen der Währungsunion 1999. Die Commerzbank erwartet, dass damit der Höhepunkt der EZB-Zinserhöhungen erreicht ist. „Wir gehen davon aus, dass die Notenbanker die Zinsen tatsächlich nicht weiter anheben werden“, sagt Marco Wagner von der Commerzbank. „Gleichzeitig erwarten wir aber nach wie vor, dass die EZB die Zinsen nicht wie vielfach erwartet im kommenden Jahr senken wird. Dafür bleibt der unterliegende Inflationsdruck zu hoch.“
Wie reagieren Banken bei ihren Konditionen?
Die Hamburger Sparkasse (Haspa) hat am Montag die Zinssätze für zwei- und dreijährige Festgelder ungewöhnlich stark angehoben. So kletterte der Zins für zwei Jahre von 2,30 auf 3,00 Prozent und bei einem Anlagezeitraum von drei Jahren ging es von 2,70 auf 3,33 Prozent hinauf. „Diese Zeiträume werden von unseren Kunden besonders nachgefragt“, sagt Haspa-Sprecherin Stephanie von Carlsburg. „Zudem handelt es sich dabei um einen Anlage-Zeitraum, der für unsere Kunden gut überschaubar ist und zeigt, dass nicht nur kurz-, sondern auch mittelfristiges Sparen etwas Wertvolles ist.“
Auch die französische Bank Crédit Agricole hat die Zinsen seit Mittwoch ungewöhnlich stark erhöht, insbesondere bei kurzen Laufzeiten. So steigt der Zins bei einem einmonatigen Festgeld von 2,00 auf 2,75 Prozent und bei sechs Monaten Anlagedauer von 3,75 auf 4,10 Prozent. Ab einem Anlagezeitraum von einem Jahr bis zu sieben Jahren gibt es jetzt jeweils 4,20 Prozent. Die Anhebungen liegen bei bis zu 0,15 Prozentpunkten. Die tschechische Direktbank J & T hat bei einem einjährigen Festgeld den Zins von 4,10 auf 4,20 Prozent angehoben.
Und wo gibt es schon fünf Prozent Zinsen?
Für einen solchen Zinssatz müssen Sparer ihr Geld sehr lang festlegen. Das wird nur in Einzelfällen sinnvoll sein, wenn Zinseinnahmen über einen sehr langen Zeitraum generiert werden sollen. Bisher gibt es nur zwei Angebote mit fünf Prozent am Markt, und bei beiden müssen Einschränkungen akzeptiert werden.
Ein Festgeld bei der italienischen Bank Sistema für zehn Jahre bringt einen Zins von fünf Prozent. Aber wer jährlich Zinseinnahmen möchte, für den ist dieses Angebot nicht geeignet, weil die Zinsgutschrift erst am Ende der Laufzeit, also nach zehn Jahren erfolgt. Außerdem müssen mindestens 20.000 Euro angelegt werden. Etwas besser sieht das bei der Bausparkasse Mainz mit dem Produkt Max Topzins mit Nachrangabrede aus. Das bringt bei einer Anlagedauer von zehn Jahren ebenfalls fünf Prozent Zinsen, und die Mindestanlage liegt nur bei 2500 Euro. Außerdem gibt es eine jährliche Zinsauszahlung.
Wie steht es um die Sicherheit dieser Anlagen?
Das Angebot der italienischen Bank unterliegt ganz normal der europäischen Einlagensicherung. Pro Anleger sind bis zu 100.000 Euro abgesichert. Italien selbst hat allerdings nur eine mittlere Bonität, wird von der Ratingagentur Standard & Poors mit BBB bewertet. Die Mittel der italienischen Einlagensicherung reichen aus, um 70 Prozent der Einlagen der Banca Sistema abzusichern. Das ist eine ungewöhnlich hohe Deckungsquote, die im Landesschnitt nur bei 0,44 Prozent liegt. Bei der Bausparkasse Mainz unterliegt die Fünf-Prozent-Anlage keiner Einlagensicherung.
- Immobilie in Hamburg kaufen? Das rät der Experte!
- Börse: Jetzt Aktien kaufen? Das sagt der Haspa-Stratege
- Haus kaufen in Hamburg: Baukredite bei Haspa & Co. brechen dramatisch ein
Das Nachrangigkeitsrisiko bedeutet: Bei einer Insolvenz würden die Sparer ganz am Ende der Gläubigerkette stehen, sofern es überhaupt noch etwas zu verteilen gibt. Aber die Insolvenz einer deutschen Bausparkasse ist sehr unwahrscheinlich. Dennoch ist das kein Angebot für Sicherheitsbewusste. „Seit Ende des Zweiten Weltkrieges ist keine private Bausparkasse insolvent geworden“, sagt Alexander Nothaft, Sprecher des Verbands der privaten Bausparkassen. „Auch gab es keinen einzigen Einlagensicherungsfall.“ Wem das dennoch zu risikoreich ist, der kann auch ein anderes einlagengeschütztes Angebot der Bausparkasse Mainz nutzen. Für zehn Jahre beträgt der Zinssatz dann 4,20 Prozent.
Wie können sich Sparer bei den vielen Angeboten orientieren?
Sie müssen zunächst entscheiden, ob sie nur Angebote mit deutscher Einlagensicherung nutzen wollen oder auch für ausländische Banken aufgeschlossen sind, die alle der einheitlichen europäischen Einlagensicherung unterliegen. Viele dieser ausländischen Banken mit den höchsten Zinsen sind über die Vermittlungsplattformen Weltsparen oder Zinspilot zu erreichen. Für die meisten Angebote ist aber ein Internetzugang erforderlich. Wer nur regionale Angebote mit direktem Filialzugang nutzen kann oder will, muss sich an Hamburger Filialbanken wenden. In drei von fünf Anlagezeiträumen macht in diesem Segment aktuell die Haspa die besten Zins-Angebote.
Werden die Zinsen noch weiter steigen?
Selbst wenn es keine weiteren Zinserhöhungen der EZB geben sollte, zeigen die Erfahrungen der Vergangenheit, dass die Sparzinsen auch nach dem Zinshoch der EZB noch steigen können. Darauf weist das Verbraucherportal Biallo hin. Von Juli 2007 bis Ende Juni 2008 veränderte die EZB ihren damaligen Leitzins von vier Prozent nicht. Die Sparzinsen für kurzfristige wie langfristige Zinsen stiegen dennoch weiter, zum Beispiel bei fünfjährigem Festgeld im Schnitt von 4,14 auf 4,30 Prozent. Anleger sollten also noch nicht ihr gesamtes Geld für Zinsanlagen längerfristig anlegen. Einen Teil sollte man für weitere Zinssteigerungen reservieren. Andererseits rät Zinsexperte Max Herbst von der FMH-Finanzberatung gegenüber dem Magazin „Börse Online“: „Man kann sich in Ruhe nach einem sicheren Festgeld mit maximalen Zinsen umsehen und dabei auch längere Laufzeiten ins Auge fassen. Warum nicht für drei und fünf Jahre einen Teil des Geldes festlegen?“ Banken mit deutscher Einlagensicherung wie Credit Plus oder die Hanseatic Bank aus Hamburg zahlen für fünf Jahre rund vier Prozent.