Hamburg. Selbst die sogenannten Billigflieger haben die Preise deutlich erhöht. Sparen kann man aber trotzdem. Was Experten raten.

Wer vom Flughafen Hamburg zu Herbstferienbeginn in den Urlaub gen Süden starten will, muss dafür viel bezahlen. Bei Ryanair schlägt das günstigste Hinflugticket nach Porto am 14. Oktober derzeit mit 416,77 Euro zu Buche. Gen Malaga ist es für 463,31 Euro erhältlich. Nach Palma de Mallorca werden sogar 470,92 Euro fällig. Der bis zu 20 Kilogramm schwere Koffer, der im Frachtraum transportiert wird, kostet jeweils noch gut 40 Euro extra.

Jahrelang hatte die Billigfluglinie mit Preisen von 4,99 Euro oder 9,99 Euro geworben. Doch selbst bei den preisaggressiven Iren sind die Zeiten vorbei. Traditionell sind die Preise am ersten Ferientag immer hoch. Aber selbst an den Folgetagen sinken sie nur wenig und liegen am Sonntag und Montag noch bei knapp 250 Euro – ohne Gepäckaufgabe.

Flughafen Hamburg: So spart man bei Flügen in den Herbstferien

Der Hamburger Marktführer Eurowings hat für den 14. Oktober gar keine Tickets mehr im Angebot. Am Sonntag kostet der günstigste Direktflug Hamburg–Palma 334,99 Euro. Inklusive bis zu 23 Kilogramm schwerem Koffer werden 389,99 Euro auf der Homepage aufgerufen. In den zweistelligen Bereich geht es erst gut eine Woche später am 23. Oktober für 44,99 Euro im günstigsten Tarif.

„Die schwierige Lage am Markt führt dieses Jahr zu deutlich steigenden Preisen im Low-Cost-Segment“, sagte Peter Berster, der beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zweimal jährlich den „Low Cost Monitor“ erstellt.

Im Frühjahr 2023 habe die ermittelte Spanne der Durchschnittspreise bei Ryanair, Easyjet, Eurowings und Wizz Air auf einem Niveau von rund 103 bis 147 Euro gelegen. Im Frühjahr 2019 seien es noch zwischen 59 und 106 Euro gewesen.

Binnen zwei Jahren wurden Flugtickets um 50 Prozent teurer

Das Statistische Bundesamt untersuchte die Preise für Tickets quer über alle Airlines hinweg. Demnach stiegen sie im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei internationalen Flügen um 24,9 Prozent – und damit ungefähr dreimal so stark wie die Verbraucherpreise mit 7,4 Prozent.

Den stärksten Preisaufschlag gab es in Richtung Australien und Asien mit 42,5 Prozent, so die Statistiker. Aber auch die häufig gebuchten Flüge ins europäische Ausland wurden rund ein Drittel teurer. Damit setze sich der Trend nach dem Wegfall der coronabedingten Reisebeschränkungen fort. Denn im Zweijahresvergleich seien Flugtickets insgesamt sogar um 52,6 Prozent teurer geworden.

Billigairlines bieten weniger Strecken in Deutschland an

Zum einen liegt das klassischerweise an der wieder gestiegenen Nachfrage nach der Pandemie. In den ersten sechs Monaten meldeten die deutschen Flughäfen 87,7 Millionen Passagiere – ein Plus von 28 Prozent innerhalb eines Jahres. Die Passagiermenge entspreche damit rund 74 Prozent des Vor-Corona-Jahres 2019, ermittelte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).

Der Europa-Verkehr hat sich mit 78 Prozent etwas stärker erholt. Das Flugangebot europäischer Billigfluggesellschaften – auch als Punkt-zu-Punkt-Airlines bezeichnet – betrug in Deutschland allerdings nur 63 Prozent, während es in Europa bereits leicht über dem Niveau von 2019 lag.

Billigairlines – Angebot in Deutschland am schlechtesten erholt

Ryanair, Easyjet und Co. halten sich mit der (Wieder-)Aufnahme von Strecken in und aus der Bundesrepublik also noch sehr zurück. „Entgegen dem europäischen Trend hat sich das Angebot der Punkt-zu-Punkt-Airlines nach der Corona-Pandemie in Deutschland am schlechtesten erholt“, so der BDL.

Spanien und Großbritannien sind laut Low Cost Monitor mit jeweils rund 6000 Starts pro Woche die bedeutendsten Länder für Billigflüge. Italien folgt mit rund 5000. Frankreich und Deutschland liegen mit je mehr als 2000 Starts gleichauf.

Billigfluglinien bieten hierzulande 30 Prozent weniger Strecken an

„Das Angebot liegt noch weit unter dem Niveau von 2019, daher können hohe Preise verlangt werden“, sagte DLR-Experte Berster. 2019 habe es noch 699 Strecken aus und nach Deutschland von Billigfluglinien gegeben. Anfang dieses Jahres waren es 485. Ein Minus von rund 30 Prozent. Bei Ryanair waren es 32 Prozent weniger Starts im Januar deutschlandweit, während die Iren europaweit 13,8 Prozent mehr flogen.

Ryanair findet in seiner Begründung dafür – wie immer – drastische Worte. „Die deutsche Gebührenstruktur für den Luftverkehr ist völlig dysfunktional und nicht wettbewerbsfähig, was auf die überhöhten Sicherheitsabgaben der Regierung, die horrenden Luftverkehrssteuern und die exorbitanten Flughafengebühren zurückzuführen ist, die zu weniger Wettbewerb und höheren Flugpreisen für die deutschen Verbraucher geführt haben“, sagte Ryanair-Chef Eddie Wilson.

Die irische Billigfluglinie wettert seit Jahren gegen die Gebühren in der Bundesrepublik und zog sich deswegen zum Beispiel vom Frankfurter Flughafen zurück.

Ryanair wettert gegen Staatshilfen und Luftsicherheitsabgaben

Wilson forderte, auf eine weitere geplante Erhöhung der Luftsicherheitsabgaben zu verzichten, und prangerte zudem die Staatshilfen während der Corona-Krise für Airlines wie Lufthansa an. „Die deutschen Verbraucher werden von den geretteten deutschen Fluggesellschaften routinemäßig mit Preisen von bis zu 800 Euro für einen einfachen Flug auf einer zweistündigen Kurzstrecke über den Tisch gezogen, und mit den vorgeschlagenen Gebührenerhöhungen wird sich diese Situation nur noch verschlimmern“, so Wilson.

In der Argumentationskette der Iren schützen die überhöhten Flughafengebühren die einheimischen Airlines vor Wettbewerb. Die Kapazitäten wanderten daher in andere Länder ab, in denen Flughäfen mit niedrigeren Gebühren Anreize für weiteres Wachstum setzen würden. So sei Ryanairs kommender Winterflugplan in Berlin 25 Prozent kleiner als vor Covid-19.

Flughafen Hamburg: Jeder dritte Flug durch Billigairline

Auch der Flughafen Hamburg blieb im vergangenen Winter bei den Billigfliegern klar unter dem Niveau des Jahres 2019. 241 Starts in einer Januarwoche bedeuteten eine Halbierung des Angebots, errechnete Berster für das Abendblatt.

Lediglich Wizz Air und Vueling hätten ihr Angebot erhöht, Easyjet, Ryanair und Eurowings stark reduziert. Gut jeder dritte Flug sei von einer der sieben in Fuhlsbüttel vertretenen Billigairlines durchgeführt worden. Klarer Marktführer unter ihnen sei Eurowings mit 65 Prozent.

Auch das könnte ein Grund sein, warum die Preise in Hamburg ziemlich hoch sind. Denn als die Lufthansa 2015 die Tochter Eurowings zur wichtigen Airline ausbaute, die Passagiere der zweiten Flughafenreihe zu den Drehkreuzen Frankfurt und München befördern soll, wurde sie noch als eine „innovative Qualitäts-Low-Cost-Airline“ bezeichnet. Mittlerweile nennt sie sich selbst aber wahlweise Value Carrier oder Ferienfluggesellschaft.

Es gibt viele Gründe für steigende Ticketpreise

„Eurowings ist und bleibt preiswert, aber Betonung auf ,wert‘ und nicht mit dem Stempel auf ,billig‘“, sagte Airline-Chef Jens Bischof Anfang 2022 zum Strategieschwenk. Und dieser dürfte auch dem steigenden Bewusstsein für den Umweltschutz in der deutschen Gesellschaft geschuldet sein. Fliegen gilt als einer der Treiber der Klimaerwärmung – da will man mit billigen Tickets nicht provozieren.

Eurowings-Chef Jens Bischof auf dem Flughafen Hamburg: Seine Airline soll preiswert mit Betonung auf „wert“ sein, aber nicht billig.
Eurowings-Chef Jens Bischof auf dem Flughafen Hamburg: Seine Airline soll preiswert mit Betonung auf „wert“ sein, aber nicht billig. © Michael Rauhe

Berster nennt weitere Gründe für die Verteuerung der Tickets. In der Krise sei viel Personal abgebaut worden, das nun wieder neu ausgebildet und eingestellt werden müsse. Zudem müssten viele stillgelegte Flugzeuge für viel Geld reaktiviert werden. Beides treibe die Kosten nach oben.

Zudem habe es zeitweise einen starken Spritpreisanstieg gegeben, Die Fluggesellschaften sichern sich dagegen mit verschiedenen Sicherungsgeschäften (Hedging) ab. Aber dennoch „mussten einige in der Krise das Kerosin teuer einkaufen, was unter anderem zu höheren Preisen geführt hat“, so Berster.

Eine Prognose, wie die Entwicklung weitergeht, gibt er nicht ab. Aber immerhin sei es im Laufe dieses Sommers zu einem deutlichen Anstieg der Flugangebote auch in Deutschland gekommen. Es liege nun nur noch rund 20 Prozent unter dem Vorkrisenniveau.

Zahl der angebotenen Tickets soll in den nächsten Monaten stark steigen

Für die nächsten Monate rechnet der BDL mit einer weiteren Zunahme des Angebots. Von August bis Januar böten die Airlines auf allen Flügen von, nach und in Deutschland 120,8 Millionen Sitzplätze an. Das entspreche 86 Prozent im Vergleich zum Zeitraum August 2019 bis Januar 2020. Im Vorjahresvergleich bedeutet das ein Wachstum von 14 Prozent.

Der Helmut-Schmidt-Flughafen soll bei den Sitzplätzen um 17 Prozent auf 4,6 Millionen zulegen. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit entspreche das allerdings nur 83 Prozent. Der Airport schneidet damit schlechter ab als das Drehkreuz Frankfurt (89 Prozent), das von einer Erholung des Interkontinentalverkehrs profitiert. Mit dem zweitgrößten deutschen Flughafen München liegt man aber gleichauf.

Flughafen Hamburg hat sich stärker erholt als Berlin und Düsseldorf

Im Vergleich mit dem dritt- und viertgrößten Airport hierzulande, hat sich Fuhlsbüttel sogar stärker erholt. Berlin kommt auf 71 Prozent, Düsseldorf auf 77 Prozent. Neben dem Rückzug der Billigfluglinien mache sich an diesen mittelgroßen Standorten auch der deutlich zurückbleibende innerdeutsche Verkehr bemerkbar. Passagiere weichen zunehmend auf die Schiene aus. Vermutlich auch, weil die Deutsche Bahn mit der Lufthansa und ihren Partnerairlines der Star Alliance eine Kooperation eingegangen ist.

Dezentrale Standorte wie Dortmund, Frankfurt-Hahn, Karlsruhe Baden/Baden, Memmingen und Weeze haben im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr hingegen schon wieder ein größeres Angebot an Sitzen – wegen der Billigfluglinien. Wie in früheren Jahren scheinen sie sich wieder auf die Airports der dritten Reihe zu konzentrieren.

Wer früh bucht oder flexibel ist, kann sparen

Wer günstig fliegen will, muss laut Experten nun möglichst früh seine Buchung tätigen oder flexibel bei den Abflugtagen sein. Am 17. Oktober kostete das günstigste Ticket von Ryanair nach Palma mit 88,99 Euro immerhin nur zweistellig.

Und in der zweiten Ferienwoche kann man am 22. Oktober (Sonntag) sogar für 28,72 Euro abheben. Dann werden mit dem nahenden Ferienende allerdings die Rückflüge teuer. Ab dem 25. Oktober kosten sie mindestens 212,99 Euro.

Wer auf die Schulferien angewiesen ist, kann allerdings auch langfristig gesehen nur mäßig sparen. Am 16. März 2024 – dem ersten Tag der Hamburger Frühjahrsferien – fliegt Eurowings für 184,99 Euro nach Palma. Zu dem Preis ist allerdings nur noch ein Platz frei. Der nächstgünstige Ticketpreis in der einfachsten Kategorie für eine weitere Person liegt bei 214,99 Euro.

Auch ausweichen auf andere Abflughäfen kann sich lohnen

Ryanair fliegt an dem Tag für 197,99 Euro pro Passagier nach Palma. Von den für den Winterflugplan beworbenen Einstiegspreisen von 29,99 Euro ist das weit weg.

In dem Fall hilft das Ausweichen auf einen anderen Abflughafen – zumindest ein bisschen. In Berlin gibt es erst eine Woche später Ferien. Eurowings möchte dennoch stattliche 144,99 Euro für den einfachen Flug nach Palma haben. Bei Ryanair gibt es das Ticket immerhin schon für 88,53 Euro – allerdings müssen die Passagiere ja auch noch mit Auto oder Bahn nach Schönefeld kommen.