Hamburg. Die umstrittenen Baupläne lösen in Wandsbek weiterhin eine Protestwelle aus. So wehren sich nun Marktbeschicker und Bürger.

Die Zukunft des beliebten Wochenmarktes in Wandsbek bleibt ungewiss. Trotz der Proteste der Marktbeschicker und von mehr als 8000 Bürgerinnen und Bürgern für den Erhalt des Wochenmarktes in seiner bisherigen Form treibt das Bezirksamt Wandsbek das Bebauungsplanverfahren weiter voran. Auf 40 Prozent der Marktfläche sollen, so der ursprüngliche Plan, künftig Wohnungen und Gewerbe entstehen.

„Der Planungsausschuss der Bezirksversammlung Wandsbek hat am 28. März neben der Fortführung des Bebauungsplanverfahrens beschlossen, dass seitens der Verwaltung ein alternativer Planungsvorschlag unter anderem mit einer Grünflächengestaltung auf Teilen der Platzfläche erarbeitet und zu gegebener Zeit dem Ausschuss vorgestellt werden soll“, sagte eine Sprecherin des Bezirksamtes Wandsbek auf Abendblatt-Anfrage. Dies stelle einen nächsten größeren Schritt im Bebauungsplanverfahren dar.

Wochenmarkt in Wandsbek – Marktbeschicker in Sorge um Stellplätze

Die Marktbeschicker fürchten nicht nur Mindereinnahmen während der Bauzeit, sondern auch um den zur Verfügung stehenden Platz und die Attraktivität des Wochenmarktes. Sie sorgen sich um ihre Stellplätze.

Weil der Investor inzwischen abgesprungen ist, werden offenbar Alternativen geplant. Aber auch die neuen Varianten (u. a. Grünflächen sowie ein Café) sollen die bisherige Marktfläche deutlich verkleinern. Natalie Hochheim, Vorsitzende der oppositionellen Wandsbeker CDU-Fraktion, fordert deshalb, das Bebauungsplanverfahren nicht weiterzubetreiben.

Onlinepetition für Wochenmarkt hat schon rund 8000 Unterschriften

„Zwar wurde die geplante Teilbebauung der Wochenmarktfläche mit einem Wohn- und Geschäftsblock gestoppt. Das Bebauungsplanverfahren wurde damit aber nicht beendet. Eine Verkleinerung der Marktfläche in anderer Form ist damit weiterhin möglich und möglicherweise beabsichtigt“, sagt sie.

In einer Onlinepetition haben sich inzwischen mehr als 8000 Bürgerinnen und Bürger gegen die Bebauungspläne gewandt. „Wochenmärkte gehören zu unserer Lebenskultur. Sie sind somit auch ein wichtiger Bestandteil zum Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft“, sagt ein Unterzeichner aus Marienthal, der mit seiner Ehefrau seit 20 Jahren auf diesem Wochenmarkt einkauft. Der Wochenmarkt zeichne sich durch ein reichhaltiges Angebot an Obst und Gemüse, Fisch, Pflanzen und Blumen aus.

Wohnungen geplant: Unternehmensberater hilft Marktleuten

Eine kompetente wirtschaftliche Stellungnahme lieferte derweil ein Bürger, der beruflich als Unternehmensberater arbeitet. Es ist Rainer Mascow, der nun ehrenamtlich die Marktbeschicker wirtschaftlich berät. „Im Endeffekt bedeutet der Beschluss des Bebauungsplans 86 die Abschaffung des Wandsbeker Wochenmarktes in zwei Stufen“, heißt es in seinem Papier, das dem Bezirksamt als Eingabe vorliegt.

„Erreicht wird damit vielleicht der Bau von einigen Mietwohnungen und Parkplätzen, die in keiner Weise den langfristigen Schaden des Verlustes des Wochenmarktes für den Standort Wandsbek und seine Bewohner und die Marktbeschicker kompensieren.“

Bürgerbegehren für Wandsbeker Wochenmarkt geplant

Statt dessen plädieren die Marktbeschicker und Wandsbeker Bürger dafür, dass der bisherige Bebauungsplan Wandsbek 60 gültig bleibt. Die Marktfläche, die den Marktbeschickern gewidmet ist, soll erhalten bleiben. So würden auch die Kosten für das neue Bebauungsplanverfahren Wandsbek 86 entfallen. „Die seit rund zehn Jahren überfällige Sanierung der Wochenmarktfläche und des Markthauses kann damit dann sofort erfolgen“, sagt Mascow.

Wie Rainer Mascow dem Abendblatt sagte, wird demnächst ein Bürgerbegehren in Wandsbek gestartet. „Damit soll dann rechtsverbindlich mit mindestens 6717 Stimmen aus dem Bezirk die Ablehnung des Bebauungsplanverfahrens 86 durch die Bezirksversammlung umgesetzt werden.“ Und die Bezirksversammlung wollte am Donnerstagabend über einen Antrag zu einer Alternativplanung beraten.

Wochenmarkt in Wandsbek: CDU-Fraktion unterstützt Marktleute

Unterstützung erhalten die Marktbeschicker von der Wandsbeker CDU-Fraktion. Sie fordert, das Bebauungsplanverfahren zu stoppen, weil der jetzige gültige Bebauungsplan Wandsbek 60 die Ausweisung „Marktfläche“ bereits vorsieht. Die finanziellen Ressourcen, die das Bebauungsplanverfahren bindet, wären besser in die Sanierung der Wochenmarktfläche investiert, betonen die CDU-Abgeordneten.

„Die Zukunft der Wochenmarktbeschicker ist mit dem offenen Verfahren tatsächlich weiterhin ungewiss“ fürchtet Natalie Hochheim. Eine Teilbebauung oder Verkleinerung der Wochenmarktfläche, die sich gegen die Interessen der Wochenmarktbeschicker richte, sei für die CDU in Wandsbek nicht akzeptabel.