Hamburg. Die älteste Filiale Hamburgs ist von den Galeria-Schließungen betroffen. Das sagt die Eigentümerin des historischen Gebäudes.
Enttäuschung und Tränen in Wandsbek: Die Schließung von bundesweit 52 Filialen von Galeria Kaufhof Karstadt trifft auch Hamburgs ältesten Karstadt-Standort im Stadtbezirk Wandsbek. Diese Filiale besteht seit fast 100 Jahren. Das Haus wurde von Ernst Karstadt gegründet und im August 1924 eröffnet.
Karstadt: Das sagt die Eigentümerin des historischen Gebäudes
Am Dienstag meldete sich die Eigentümerin des Gebäudes zu Wort, die Union Investment Real Estate GmbH. „Die gestern bekannt gewordene Schließungswelle ist ein harter Schlag für die Mitarbeitenden an den Standorten. Als Eigentümerin des historischen ‘Karstadt-Hauses’ Wandsbek fühlen wir mit den Mitarbeitenden vor Ort und sind als Hamburger Unternehmen traurig, dass die traditionsreiche Geschichte des Hauses am Standort Wandsbek nun nach fast 100 Jahren endet“, sagt Ronald Behrendt von Union Investment. „Die Schließung, auch wenn sie nun schneller kommt als erwartet, trifft uns jedoch nicht unvorbereitet.“
CDU-Fraktion fordert Senat zu Gesprächen mit Signa auf
Die CDU-Bezirksfraktion Wandsbek reagierte ebenfalls mit Enttäuschung. Es sei unverständlich, dass der Schließungstermin weit vorgezogen werden soll, obwohl aus dem Umfeld zu hören sei, dass der Standort zur Zeit schwarze Zahlen schreibe, sagte CDU-Fraktionsvorsitzende Natalie Hochheim dem Abendblatt.
„Die CDU-Bezirksfraktion Wandsbek fordert daher den Senat auf, sich bei der Signa-Gruppe dafür einzusetzen, dass der Karstadt-Standort Wandsbek mindestens bis zum ursprünglich vereinbarten Schließungstermin im April 2024 geöffnet bleibt.“ Die Signa-Gruppe sei das dem historischen Standort schuldig.
Karstadt: Bebauungsplan soll Wandsbek neue Perspektiven geben
Das Aus für den Karstadt-Standort trifft Wandsbeks City allerdings nicht unerwartet. Der Planungsausschuss der Bezirksversammlung Wandsbek hatte bereits im vergangenen Jahr einen Beschluss zum Bebauungsplan Wandsbek 85 gefasst, mit dem eine Nachnutzung des Grundstückes geplant ist.
Demnach soll die denkmalgeschützte Immobilie mit der charakteristischen Sandsteinfassade zum Wandsbeker Markt erhalten werden, der aus den 60er Jahren stammende Anbau durch einen Neubau ersetzt und das Parkhaus ebenfalls durch einen Neubau ersetzt werden. „Es soll ein Mix aus Einzelhandel, Büros, Arztpraxen und Wohnungen entstehen“, sagt Natalie Hochheim. Eine Beschleunigung des Bebauungsverfahrens sei nunmehr geboten.
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Unterstützung kommt dafür von Union Investment. Mit dem „Quartier Wandsbek Markt“ will das Unternehmen aus dem Kaufhaus in den nächsten Jahren einen neuen Lebensmittelpunkt für Wandsbek entwickeln.
„Wir freuen uns darauf, dem Standort ein neues Gesicht zu geben. Das nun schließende Galeria-Haus wird keine Lücke hinterlassen. Im Gegenteil: Hier wird ein spannender Nutzungsmix entstehen, in dem Wohnen, Gastronomie, Einzelhandel, eine private Hochschule und viele andere sich ergänzende Nutzungen zusammengeführt werden“, so Ronald Behrendt.
Karstadt: Bezirksamtsleiter hofft auf "soziale Lösungen" für Beschäftigte
Wandsbeks Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD) bedauerte ebenfalls die Entscheidung und sagte: „Ich hoffe, dass für die Beschäftigten gute und soziale Lösungen gefunden werden.“ Um langen Leerstand zu verhindern, habe der Bezirk mit „Wandsbek 85“ eine neue Perspektive geschaffen.
Darauf setzt auch Holger Gnekow, Vorsitzender City Wandsbek e.V. „Der Eigentümer der Immobilie, Union Investment, hat in enger Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung ein alternatives Nutzungskonzept entworfen, das sehr gute Chancen auf eine sehr zügige Realisierung hat. Damit wird auch zukünftig der zentrale Einkaufsstandort des Bezirks Wandsbek seine Attraktivität für die Bevölkerung behalten.“