Hamburg. Die von der Hamburger Umweltbehörde verfolgte Praxis im Duvenstedter Brook gilt als Tierquälerei. Was hinter der Anzeige steckt.

Der Streit um laut Experten tierquälerische Jagdmethoden in Hamburg geht in eine neue Runde: Angesichts der Praxis, dass im Duvenstedter Brook die dort heimischen Wildschweine mit Fallen gefangen und anschließend erschossen werden, hat ein Jäger nun Strafanzeige gegen den in dem Gebiet verantwortlichen Förster erstattet.

Zum Hintergrund: Wildschweine werden in dem Naturschutzgebiet im Hamburger Nordosten regelmäßig in sogenannten Saufängen eingefangen und dann getötet.

Wildschweinfallen: Strafanzeige gegen Förster aus dem Duvenstedter Brook

Auch etliche weitere Jäger, Tier- und Naturschützer reagierten nach einem Bericht des Abendblatts über die Fallen auf diese ungewöhnliche Praxis, um das Vorkommen der Tiere zu begrenzen.

Walter Pries – Jäger im angrenzenden Revier und Mitglied der Kreisjägerschaft Stormarn – hat nun die Strafanzeige gegen den verantwortlichen Förster in dem Naturschutzgebiet erstattet. „Es geht um die Frage, ob ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorliegt“, sagt Yannik Hoffmann, Anwalt der betreuenden Kanzlei ASG.

Hamburger Staatsanwaltschaft: Sachverhalt wird jetzt aufgeklärt

Bei der Hamburger Staatsanwaltschaft ist die Anzeige eingegangen, es handelt sich um ein laufendes Verfahren. „Der Sachverhalt wird jetzt aufgeklärt“, sagte eine Sprecherin. Die Hamburger Umweltbehörde, die für das Vorgehen gegen Wildschweine in dem Naturschutzgebiet zuständig ist, gibt zu der Anzeige keine Stellungnahme. „Zu laufenden Verfahren äußern wir uns nicht“, sagte ein Sprecher.

Umgesetzt wird die Methode der Saufänge durch den Förster, der laut Umweltbehörde im Auftrag der Obersten Jagdbehörde gehandelt hat. Eine Strafanzeige kann sich derweil nur gegen eine natürliche Person, nicht gegen eine Institution richten, ergänzte Anwalt Hoffmann. Revierförster sind für die sogenannte Waldtierhege verantwortlich, haben aber auch Aufgaben in den Bereichen Waldbau-, -wirtschaft und -pflege sowie Naturschutz.

In der Falle im Duvenstedter Brook dient ein umfunktionierter Mülleimer als Behälter für Lockmittel: Hier kann Futter für die zu fangenden Tiere eingefüllt werden.
In der Falle im Duvenstedter Brook dient ein umfunktionierter Mülleimer als Behälter für Lockmittel: Hier kann Futter für die zu fangenden Tiere eingefüllt werden. © Hamburger Abendblatt/ FUNKE Foto Services

Wildschweinfallen: Bundesweite Reaktion auf Methode im Duvenstedter Brook

Die in Hamburg verfolgte Praxis der Saufänge hat derweil auch bundesweit Wellen geschlagen. Eingeschaltet hat sich etwa der Deutsche Jagdverband (DJV), der den Einsatz von Saufängen (also Fallen) für die Jagd im Nordosten von Hamburg scharf kritisiert.

Die Experten bezeichnen die Methode als Tierquälerei. Die Fallen sorgten bei den eingefangenen Rotten für Panik, die Leidenszeit für die Wildschweine verlängere sich unnötig. Dazu komme, dass ein gezielter, schnell erlösender Schuss bei panisch umherlaufenden Tieren fast unmöglich zu setzen sei, betonen erfahrene Jäger.

In Hamburg haben die CDU, der Bürgerverein Duvenstedt/Wohldorf-Ohlstedt, der Tierschutzverein und der Landesjagdverband sich des Themas angenommen und fordern einen sofortigen Stopp dieser Methode.

Hamburger CDU kritisiert die Saufänge im Naturschutzgebiet

Auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe und Thilo Kleibauer hat die Umweltbehörde bereits reagiert. Die Antwort des Senats stellt klar, dass ein Ende der Saufänge nicht geplant ist.

Die Behörde beharrt auf weiteren Erprobungen von Fallen und verweist als Grund auf die Afrikanische Schweinepest (ASP): „Die zuständige Behörde hält an der Notwendigkeit der Bejagung von Schwarzwild im Duvenstedter Brook fest. Sie bekräftigt auch die Notwendigkeit, alle sinnvollen Maßnahmen der ASP-Prävention zu ergreifen“, schreibt die Behörde in der Antwort auf die Senatsanfrage.

Ebenfalls sehr engagiert beim Thema Wildschweinfallen: Steffen Wichmann, Vorsitzender des Bürgervereins Duvenstedt/Wohldorf-Ohlstedt FUNKE Foto Services
Ebenfalls sehr engagiert beim Thema Wildschweinfallen: Steffen Wichmann, Vorsitzender des Bürgervereins Duvenstedt/Wohldorf-Ohlstedt FUNKE Foto Services © Hamburger Abendblatt/ FUNKE Foto Services

„Dazu zählt auch die Reduktion der Schwarzwildbestände und die Erprobung, Schulung und die Gewinnung eigener Erkenntnisse über die Wirkung und Einsatzfähigkeit von Schwarzwildfallen in Hamburg“, heißt es.

Eine zweite Senatsanfrage der CDU hat zwar für etwas mehr Transparenz gesorgt und mehr Begründungen für das Vorgehen gegeben. Von einem etwaigen Aus der Jagdmethode für die Zukunft ist aber weiterhin nicht die Rede.

Duvenstedter Brook: Offener Brief zu Wildschweinfallen noch nicht beantwortet

Der offene Brief des Bürgervereins Duvenstedt/Wohldorf-Ohlstedt mit Kritik an den Fallen und Fragen zum Hintergrund der in 90 Prozent der anderen Bundesländern nicht verfolgten Jagdmethode blieb dagegen bis heute unbeantwortet.

„Ein Affront“, findet dessen Vorsitzender Steffen Wichmann, der das Schreiben vor etlichen Wochen gemeinsam mit dem Tierschutzverein und Walter Pries an die Umweltbehörde und das Bezirksamt Wandsbek geschickt hatte. „Ein freundlicher Dialog mit den Bürgern sieht anders aus“, findet Wichmann.