Hamburg. Die kleine „Eisprinzessin“ ist nun endlich auch im Gehege zu bewundern – und nimmt schon verspielt Kontakt zu ihren Fans auf.
Das niedliche Eisbärbaby im Tierpark Hagenbeck wickelt nicht nur Besucher und Pfleger um seine Tatze. Als sich die Eisprinzessin, wie Hagenbeck die Kleine nennt, am Donnerstag der Presse zeigt, richten selbst hartgesottene Fotografen verzückt ihre Objektive auf das Junge, das kurz vor Weihnachten zur Welt gekommen war.
Das kleine Eisbärmädchen ist erst seit wenigen Tagen draußen zu sehen, zuvor konnten Besucher es nur über Monitore beobachten. Bevor Mutter Victoria und ihre Tochter jetzt aufs Außengehege gelassen werden, haben die Tierpfleger dort allerlei Naschereien verteilt: kleine Fische, Apfelstücke und Weintrauben in Felsspalten und Pappkartons, eine Galiamelone auf einem Felsplateau. Und von allem etwas im Wasser.
Tierpark Hagenbeck: Süßes Eisbärbaby kokettiert mit Besuchern
Begleitet von Ausrufen wie „Oh, wie niedlich“ und „Ach, guck mal, wie süß“ und anfangs noch dicht hinter ihrer Mutter kostet die kleine Eisbärin alles. Am meisten tut es ihr aber die Melone an, die Victoria scheinbar extra für sie angebissen hat Vergnügt steckt die Kleine ihre Nase hinein und frisst manierlich das Fruchtfleisch aus der Schale.
Obst für Eisbären? Daran sei nichts sonderbar, sagt Hagenbeck-Tierarzt Dr. Martin Flügger – der sich, nach eigenem Bekunden, am niedlichen Eisbärennachwuchs „gar nicht sattsehen“ kann. „Eisbären sind Allesfresser – und müssen auch in der freien Wildbahn im Sommer, wenn kein Eis da ist, mit Heidelbeeren und anderen Früchten vorliebnehmen.“
Tierpark Hamburg: Mutter und Tochter tollen im Wasser herum
Ein erwachsener Eisbär brauche rund zehn Kilo Nahrung am Tag und müsse dafür in der Natur weite Strecken zurücklegen. Bei Hagenbeck ist das nicht nötig – daher bleibt Mutter und Tochter viel Zeit, um miteinander im Wasser herumzutollen.
Victoria, die vor 21 Jahren auch bei Hagenbeck zur Welt kam, geht zuerst auf Tauchgang. Fast senkrecht stößt sie zum Grund des Eismeers hinab, um sich nach und nach die dort liegenden Fische zu schnappen. Zwischendurch taucht sie immer wieder kurz auf und guckt nach ihrer Tochter. Manchmal gibt es auch einen liebevollen Stupser.
Eisbärbaby schwimmt zur Sichtscheibe – den Kinderhänden entgegen
Das Eisbärbaby, das sich noch überwiegend von Muttermilch ernährt, kann sich dagegen ganz aufs Vergnügen konzentrieren. Und das heißt konkret ins Wasser hechten und versuchen, den dort treibenden Ball zu erhaschen, oder Mutter Victoria bei ihrem nächsten Tauchgang neckisch in die Hinterpfote zu zwicken.
Fast scheint sie dabei auch mit den kleinen und großen Zuschauern vor der großen Sichtscheibe zu kokettieren. Immer wieder kommt sie herangeschwommen oder -gesprungen und presst sich kurz ans Glas – worauf sich reflexartig vor allem Kinderhände ausstrecken, um zumindest das Gefühl zu haben, das flauschig-helle Fell zu streicheln.
Hagenbeck: „Man sieht, dass sich die Eisbären bei uns wohlfühlen“
Dann dreht sie sich, stößt sich mit einer Hintertatze von der Scheibe ab und paddelt mit lustig wackelndem Hinterteil zurück zum Felsen – oder zur Mama, um ein paar Meter neben ihr herzuschwimmen. Das kann sie schon prima. Nur in die Tiefe taucht die Eisprinzessin noch nicht.
Beide, das kleine und das große Raubtier, wirken äußerst vergnügt. Auch Dr. Guido Westhoff, zoologischer Direktor von Hagenbeck, schaut dem possierlichen Treiben zu. „Es wird ja oft kritisiert, dass man Eisbären nicht artgerecht halten kann. Hier sieht man, dass sie sich bei uns wohlfühlen.“ Das sei eine wichtige Botschaft. Denn Eisbären ständen wie keine zweite Tierart für den Artenschwund durch den Klimawandel.
Im Tierpark Hagenbeck werden seit 1907 Eisbären gezüchtet
Seit 1907 werden bei Hagenbeck Eisbären gezüchtet. Ging es Tierparkgründer Carl Hagenbeck darum, Tiere zu zeigen, die Menschen in der Natur nicht sehen können, liegt heute der Fokus auf dem Artenschutz: Die Zoos versuchen, für viele Tierarten Reservepopulationen zu erhalten. Das Eisbärkind trägt dazu bei, schließlich hat es die guten Gene seiner Eltern Kap und Victoria geerbt.
Dass ihr Vater Kap den Zoo mittlerweile verlassen hat, ist gut für sie. Auch in der Natur verbringen Mutter und Jungtier die ersten zwei bis drei Jahre allein miteinander. „Eisbärmännchen sind die größten Feinde der Babys, denn oft fressen sie den Nachwuchs“, sagt Tierarzt Flügger. „Victoria wird instinktiv froh sein, dass sie sich darum keine Gedanken machen muss.“
Tierpark Hagenbeck: Eisbärbaby wurde gegen tödliche Krankheit geimpft
Auch eine weitere Gefahr für die Kleine wurde ausgeschlossen: Sie wurde bereits zweimal gegen Leptospirose geimpft, eine bakterielle Erkrankung von Nieren und Blase, die tödlich verlaufen kann. Damit ihr im Gehege nichts zustößt, wurde es kindersicher gemacht.
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Über Netze, die ins Wasser hängen, kann sie an stark abfallenden Stellen ans Felsufer klettern. Und ein steiler Weg auf einen hohen Felsen wurde versperrt. „Wir möchten vermeiden, dass sie hinaufklettert und sich anschließend nicht mehr runtertraut“, sagt Flügger. Denn wie solle man ihr dann helfen? „Wir könnten sie nicht erreichen, solange ihre Mutter da ist.“
Wie alle Kinder wird auch das Eisbärmädchen vom Herumtollen irgendwann müde und macht dann ein Nickerchen. „Schreiben Sie das bitte, damit niemand frustriert ist, wenn die Kleine mal nicht zu sehen ist“, bittet Westhoff. Nach einer Stunde sei sie bestimmt wieder putzmunter. So wie an diesem Vormittag.