Hamburg. Deutscher Jagdverband reagiert auf Abendblatt-Bericht über Wildschweinfallen in Hamburg und fordert „sofortigen Stopp“.

Die Stadt Hamburg lässt Wildschweine mit Fallen fangen, eine Methode, die von Experten als Tierquälerei bezeichnet wird. Auf einen Bericht des Abendblatts über diese Praxis im Duvenstedter Brook reagiert jetzt auch der Deutsche Jagdverband (DJV). In einem Artikel auf seiner Website kritisiert der DJV den Einsatz von Saufängen (also Fallen) für die Jagd im Nordosten von Hamburg scharf und fordert einen „sofortigen Stopp“.

Zum Hintergrund: Wildschweine werden in dem Naturschutzgebiet im Hamburger Nordosten regelmäßig in Fallen gefangen und anschließend erschossen. Das Thema bewegt die Jägerschaft der Hansestadt und war bereits mehrmals Anlass für emotional geführte Debatten in Sitzungen der Verantwortlichen.

Duvenstedter Brook: Tierquälerei-Vorwurf gegen Hamburger Behörde

Der Einsatz von Saufängen sei mit erheblichem, vermeidbarem Stress für Wildschweine verbunden, argumentiert der DJV und fordert, „Einzelgenehmigungen sollten auf wissenschaftliche Lehre und Forschung sowie akute Seuchenbekämpfung beschränkt bleiben.“

Die zuständige Behörde in Hamburg hatte die Afrikanische Schweinepest als Begründung für das Einfangen der Tiere mit Fallen und anschließende Erschießen genannt: „Als präventive Maßnahme ist eine flächendeckende Reduktion der teilweise sehr hohen Schwarzwildbestände in Deutschland dringend erforderlich, da nur so diese Kontaktseuche in ihrer Ausbreitungsgeschwindigkeit begrenzt werden kann“, hatte ein Sprecher auf Anfrage des Abendblatts mitgeteilt.

Schweinepest in Hamburg nicht ausgebrochen

„Ein aktives Seuchengeschehen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) kommt derzeit nur in Brandenburg und Sachsen vor“, hält der DJV dagegen. „Für die von der Umweltbehörde Hamburg als Begründung für Saufänge angeführte ,Prävention’ der Afrikanischen Schweinepest reichen zugelassene tierschutzgerechte Jagdmethoden aus“, sind die Jäger im DJV überzeugt.

Die Jagdverbände kritisieren zudem die Argumentation der Umweltbehörde, es handele sich um ein „Pilotprojekt“ zum Test von Fallen. Das Thünen-Institut in Eberswalde habe bereits verschiedene Saufänge wissenschaftlich untersucht und die Ergebnisse veröffentlicht. „Ausreichend Erkenntnisse liegen somit vor“, betont der DJV.

Hamburg: Im Stadtstaat gibt es vergleichsweise wenige Wildschweine

Im Stadtstaat Hamburg gibt es vergleichsweise wenige Wildschweine, ergänzt der Verband. Laut Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) hätten 2019 über die Hälfte (59 Prozent) der Reviere überhaupt kein Vorkommen gemeldet.

Im zurückliegenden Jagdjahr 2021/22 hätten Jägerinnen und Jäger 275 Wildschweine in Hamburg erlegt – nach Bremen die niedrigste Anzahl in Deutschland.