NPD-Mitglied wird mit Internetseiten in Verbindung gebracht, die mutmaßlich den Holocaust in Konzentrationslagern leugnen.
Zwei Tage vor der angekündigten Nazi-Demonstration in Wandsbek haben Staatsanwaltschaft und Polizei Durchsuchungsbeschlüsse beim Anmelder des Aufzugs, NPD-Mitglied Thorsten Schuster, vollstreckt. Grund der Razzia: Gegen Schuster, 47, läuft seit Februar 2012 ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Um 11 Uhr klingelten Ermittler in der Wohnung des Mannes in Altona.
Schuster, der als Strohmann der rechten Szene gilt und die Demo anmeldete, weil er strafrechtlich bislang kaum in Erscheinung getreten ist, betreibt laut Staatsanwaltschaft unter Pseudonym eine Internetseite, auf der er, für jeden Nutzer zugänglich, Artikel publizierte, deren Inhalte die Leugnung des Holocaust in Konzentrationslagern darstellen könnten. Die Ermittler stellten Computer und Akten bei dem Webdesigner sicher. Welche Auswirkungen die Aktion auf die Vorbereitung der Demonstration unter dem Titel "Tag der deutschen Zukunft" haben wird, ließ sich gestern noch nicht absehen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Schuster dauern an.
+++ Wandsbeker gegen Aufmarsch von Neonazis +++
Zeitgleich zu der Razzia bei Schuster besuchten Ermittler zwei Adressen im Stadtteil Horn. Der Nutzer der Wohnungen, Sebastian R., 27, soll an einem spukhaften Umzug im Dezember 2012 in Eißendorf teilgenommen haben. Zusammen mit rund 20 Gleichgesinnten soll R. laut Anklagebehörde mit Totenmaske, schwarzem Umhang und Fackeln durch die Eißendorfer Straße marschiert sein. Der Aufzug war Teil einer rechtsextremistischen Bewegung, die sich "Die Unsterblichen" nennt. Mitglieder der "Unsterblichen" tauchten bereits in mehreren Städten auf, stellten Videos ihrer Aktionen ins Internet. Unterstützer dieser Vereinigung haben ihre Teilnahme an der Nazi-Demo am Sonnabend angekündigt. Der Aufzug in Harburg war von zufällig vorbeifahrenden Polizeibeamten aufgelöst worden. Mehrere Personen wurden gestellt.
Unterdessen hat das Bündnis gegen Rechtsextremismus massive Proteste gegen den Neonazi-Aufmarsch am Sonnabend angekündigt. Am Morgen veranstaltet das Bündnis um 9.30 Uhr eine Kundgebung auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz und wird dort zur Sitzblockade der Route der Neonazis in Wandsbek aufrufen. Bereits im Vorfeld distanzierte sich Veranstalter Olaf Harms von möglichen Ausschreitungen. Unabhängig vom Bündnis, das aus 220 Organisationen und Vereinen besteht, hat die Stadt unter dem Motto "Farbe bekennen" zu einer Demonstration vor dem Rathaus aufgerufen. Auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Bischöfin Kirsten Fehrs werden dort sprechen. Beginn: 11 Uhr.