Hamburg . Ein Nachbar vom Ex-Chef der Rockergruppe Erkan U. hatte verdächtige Geräusche gehört. Polizei kam mit diversen Streifenwagen.
Knapp zwei Wochen nach der spektakulären Festnahme von Ex-Mongols-Chef Erkan U. durch Einsatzkräfte des MEK, rasten am Dienstagnachmittag erneut mehrere Streifenwagen mit Blaulicht zu der Adresse an der Hoheluftchaussee.
Nach Informationen des Abendblatts hatte ein Nachbar die Polizei alarmiert, nachdem er verdächtige Geräusche in der Penthouse-Wohnung gehört hatte. Das sorgte für einen erneuten Großeinsatz. Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass sich eine Person in den Räumen befand – und zwar berechtigt. Ob es sich dabei um den Eigentümer oder den Mieter handelt, teilte die Polizei nicht mit.
Erkan U. war Anfang Dezember in der Wohnung an der Hoheluftchaussee festgenommen worden. Nach Polizeiangaben waren bei der Durchsuchung erneut eine scharfe Waffe sowie eine kleine Menge Kokain gefunden worden. Grund für die Vollstreckung des sogenannten Sicherungshaftbefehls sei nun ein "gröblicher und beharrlicher Verstoß gegen Bewährungsauflagen gewesen", hieß es. Diesen hatte zuvor das Amtsgericht erlassen. Nun muss Erkan U. eine Restfreiheitsstrafe von zehn Monaten absitzen. Dabei soll es nach Abendblatt-Informationen um Betrugsdelikte mit EC-Karten von Freiern gegangen sein, die zuvor in einem Großbordell auf dem Kiez Kunden waren.
Die Sache mit der Lederkutte
Schon seit Monaten tobt dieser Streit im Hamburger Rocker- und Rotlichtmilieu. Zuletzt ging es um die Leder-Kutte von Mongols-Chef Erkan U. Bei Facebook hatte er ein Video gepostet, in dem er sich über den Diebstahl der Kutte auslässt. In dem Film, beschimpft U. die Männer, die zu dritt in sein Penthouse an der Hoheluftchaussee eingedrungen seien, ihn verprügelt und seine Kutte mitgenommen hätten. Die Diebe seien Abgesandte der verfeindeten Hells Angels gewesen, so der Mongols-Boss, das Ganze eine Revanche.
Parallel tauchte inzwischen ein Video im Netz auf, in dem ein Transvestit mit der Kutte des Mongols-Chefs vor Susis Show Bar an der Großen Freiheit posiert – eine maximale Demütigung für Erkan U.
Seitdem postete Erkan U. in regelmäßigen Abständen Videos bei Facebook, in denen er vermeintliche Kutten von Hells-Angels-Rockern im Hoheluft-Penthouse an einen Balken nagelte. Was den Eindruck "erbeuteter Skalps" und Vergeltung erwecken sollte, sind nach Abendblatt-Informationen ältere Mitbringsel eines Überläufers. Dennoch nahm die Polizei diese Entwicklungen sehr ernst.
Die Vorgeschichte
Erkan U. ist seit Monaten immer wieder in den Medien. Schon im Juli war das MEK beim Mongols-Präsidenten. Damals landeten die Polizisten mit einem Hubschrauber auf dem Dach des Hauses an der Hoheluftchaussee. Sie stellten eine scharfe Schusswaffe sicher.
Ende Oktober war unter dem Lamborghini des 37-jährigen Rockers, der im Hinterhof geparkt war, eine Handgranate explodiert. Splitter flogen mehrere Stockwerke hoch. Verletzt wurde wie durch ein Wunder niemand.
Drei Wochen später hatten sich mehrere Mongols sowie befreundete Bandidos auf dem Kiez gezeigt. Gegenüber der Polizei sagten sie, Burger für ihren Präsidenten holen zu wollen – in ihren Kutten. Ein Tabubruch, weil der Kiez als Gebiet der Hells Angels gilt.
Die Gegenreaktion soll nun der von Erkan U. im Netz verbreitete Einbruch samt Kuttendiebstahl gewesen sein. Seine wüsten Beschimpfungen und Drohungen waren sein vorläufig letzter Auftritt in Freiheit. Inzwischen hat die Rockerbande offenbar bereits einen neuen Chef. Die Polizei durchsuchte in der vergangenen Woche mehrere Wohnungen und verhafteten drei Verdächtige.