Hamburg/Ahrensburg. Rockergruppierung gilt durch Streitigkeiten als destabilisiert. Mongols aus Bremen und Hamburg sollen sich in Hamburg getroffen haben.
Erneuter Schlag gegen die Rockerszene: Zeitgleich stürmten am Donnerstagmorgen Gruppen des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) drei Wohnungen in Hamburg und Schleswig-Holstein. Die Aktion galt dem ehemaligen Vizepräsidenten der Hamburger Mongols. Er soll mit zwei Handlangern den erst vor wenigen Tagen aus dem Verkehr gezogenen Präsidenten der Hamburger Mongols, Erkan U., 37, in dessen Wohnung an der Hoheluftchaussee überfallen, zusammengeschlagen und beraubt haben. Beute war die „Kutte“ des Präsidenten. Das Wegnehmen dieses Kleidungsstücks gilt als besondere Schmach innerhalb der Rockerszene.
Punkt 7 Uhr schlug die Polizei zu. Elitepolizisten des MEK drangen gleichzeitig in die Wohnung des Ex-Mongol-Vizes an der Gertigstraße in Winterhude sowie in Wohnungen in Langenhorn und in Ahrensburg ein. In Langenhorn benutzten die Beamten dabei Sprengstoff, um die schwer gesicherte Tür aus den Angeln zu heben. Kurz danach klickten für Jose E., 35, Frank K., 37, einen amtsbekannten Schläger und Kampfsportler, der nicht als Mitglied der Rocker, aber als „Mann für das Grobe“ gilt, und Rashed E., einen 30 Jahre alten Afghanen aus dem Umfeld der Rockergruppierung, die Handschellen. Keiner der Männer hatte die Chance, Widerstand zu leisten.
Die drei Verhafteten verweigerten ihre Aussage
Bei dem 30-Jährigen fand die Polizei eine scharfe Waffe im Auto. Etliche von insgesamt 80 eingesetzten Beamten durchsuchten weitere sechs Wohnungen. Bei ihnen handelt es sich um Anlaufpunkte der drei Männer. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen das Trio Haftbefehle wegen des „gemeinschaftlichen Raubes“ erwirkt, die durch den Einsatz vollstreckt wurden. Ermittler des Milieudezernats hatten zuvor so gute Beweise vorlegen können, dass der zuständige Richter den hinreichenden Tatverdacht gegeben sah. Was das Motiv des Überfalls war, bleibt dagegen unklar. Keiner der drei Verhafteten machte nach seiner Verhaftung bei der Kripo eine Aussage.
Der Polizei bleiben so bislang nur Thesen zu dem Überfall. Danach war die Tat der Versuch, den bis zu seiner Verhaftung vor einer Woche als Präsident fungierenden Erkan U. aus dem Weg zu räumen, um selbst eine Machtposition innerhalb der Rockergruppierung zu erlangen oder zumindest, sich an Erkan U. zu rächen. Denn Jose E., der nach Erkenntnissen der Ermittler Vizepräsident war, wurde offenbar degradiert. Bei einer Überprüfung auf der Reeperbahn vor knapp einem Monat, trug der 35-Jährige die Kutte eines einfachen Mitglieds. Für diese Variante spricht auch, dass die Kutte später in schmählicher Weise per Video im Internet präsentiert wurde.
Eine weitere These: Die Täter wollten sich mit dieser Aktion bei den Hells Angels empfehlen und die Kutte als „Antrittspräsent“ mitbringen. Eine weitere These: Die Angels hätten das Trio als Handlanger geschickt, um dem wegen seiner wilden Beleidigungen bekannten Erkan U. eine Lektion zu erteilen.
Den Männern könnte auch ein versuchter Tötungsdelikt angelastet werden
Bislang konnten die drei am Donnerstagmorgen verhafteten Männer nicht mit dem Handgranatenanschlag auf Erkan U. in Verbindung gebracht werden., als der Mann mit seinem roten Lamborghini vom Hof der Wohnung an der Hoheluftchaussee fahren wollte. Wird den Männern auch diese Tat angelastet, müssten sie sich zusätzlich wegen des Verstoßes gegen das Kriegswaffengesetz, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und möglicherweise wegen versuchten Tötungsdelikts verantworten.
Unklar ist, welche Folgen dieser interne „Rockerkrieg“ haben wird. Die Mongols haben mit Kevin S., 27, zwar einen neuen Präsidenten. Der Hamburger Ableger der 1969 im amerikanischen Kalifornien gegründeten Rockergruppierung gilt durch die Festnahme von Erkan U. und die internen Streitigkeiten aber als destabilisiert. Erst am Dienstag waren Mitglieder des berüchtigten Miri-Clans aus Bremen in Hamburg gewesen, um sich auf dem Steindamm in St. Georg mit Hamburger Mongols zu treffen.
Angehörige des Miri-Clans waren Gründer der Mongols Bremen, die dort nach gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Hells Angels verboten worden waren. Mittlerweile sollen die Miri-Mongols aus Bremen einen Ersatz-Club in Neu Brandenburg gegründet haben. Das Treffen mit den Hamburger Mongols könnte als Vorgespräch für Aktivitäten in der Hansestadt gedient haben.
Hamburg gilt wegen des Rotlichtmilieus und der damit verbundenen Einnahmequellen als sehr attraktiv. Dazu kommt, dass die Mongols eine starke Anhängerschaft haben, die in der Lage wäre, ihren Erzfeinden, den Hells Angels, Macht und Territorium streitig zu machen. Das würden, so glauben Insider, die „Höllen-Engel“, die seit rund 15 Jahren unangefochten die Szene beherrschen, niemals kampflos hinnehmen.