Hamburg. 25-Jähriger läuft mit Küchenmesser durch Ottensen. Er wirkte psychisch verwirrt. Nach kurzem Klinikaufenthalt kam er wieder frei.
In Magdeburg raste am Freitagabend der 50 Jahre alte Taleb A. mit einem Auto über den dortigen Weihnachtsmarkt. Mindestens fünf Menschen wurden getötet, zahlreiche Menschen wurden verletzt. Der Mann war vor der Tat durch wirre Behauptungen aufgefallen.
Jetzt wurde bekannt, dass wenige Tage zuvor auch auf einem Weihnachtsmarkt in Hamburg eine unheilvolle Tat hätte begangen werden können. Nach Abendblatt-Informationen haben Polizisten bereits am Mittwochabend in Ottensen einen mit einem Messer bewaffneten Mann in Gewahrsam genommen. Auch er war demnach psychisch auffällig.
Ottensen: Bewaffneter Mann an Weihnachtsmarkt überwältigt
Passanten hatten die Beamten auf ihn aufmerksam gemacht, als er mit einem Küchenmesser in der Hand durch die Gegend lief. Was er vorhatte, ist unklar. Die Bereitschaftspolizisten waren im Rahmen der Kontrollen rund um die Weihnachtsmärkte im Einsatz. Der Mann kam nach einer Begutachtung durch einen Arzt wieder auf freien Fuß.
Mit hängenden Armen, in einer Hand das Messer, lief der Mann, bei dem es sich um einen 25 Jahre alten Afghanen handelt, durch Ottensen. Entsetzte Passanten sprachen deswegen Polizisten an. Kurz darauf hielten die Beamten den Mann an. Dieser ließ daraufhin das Messer fallen. Als ihm Handschellen angelegt werden sollten, kam es jedoch zu einem Widerstand. Der 25-Jährige wurde schließlich überwältigt und zunächst zur Wache gebracht.
25-Jähriger machte einen psychisch verwirrten Eindruck
„Wir sind auf den Weihnachtsmärkten in der Stadt sehr präsent“, sagt Polizeisprecher Florian Abbenseth. „Insofern haben unsere Einsatzkräfte den Mann schnell stellen und in Gewahrsam nehmen können.“
Weil der Mann einen psychisch verwirrten Eindruck machte und als Konsument von Drogen bekannt ist, wurde er einem Amtsarzt vorgestellt und in die Psychiatrie des Krankenhauses Rissen gebracht. Von dort aus wird er später wieder entlassen. Man habe keine Fremd- oder Eigengefährdung durch den 25-Jährigen gesehen, hieß es.
Sicherheitsbehörden sehen keinen islamistischen Hintergrund
Einen möglichen terroristischen Hintergrund sieht man bislang nicht. Der 25-Jährige ist bei den Sicherheitsbehörden nicht im Zusammenhang mit religiösem Fanatismus aufgefallen. So ist auch nicht die für Straftaten im Zusammenhang mit Islamisten zuständige Staatsschutzabteilung eingeschaltet worden.
Der Vorfall in Ottensen ereignete sich fast auf den Tag genau acht Jahre nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz in Berlin. Damals steuerte der islamistische Attentäter Anis Amri in den dortigen Weihnachtsmarkt. 13 Menschen starben.
Fünf bekannte islamistische Gefährder laufen frei in Hamburg herum
In Hamburg, so ergab die Antwort des Senats auf eine Anfrage der AfD, sind aktuell 15 Gefährder aus dem islamstischen Spektrum der Staatsschutzabteilung bekannt. „Von diesen 15 Personen befinden sich 10 Personen in Haft, geschlossener Unterbringung beziehungsweise im Ausland. In Hamburg befinden sich fünf Personen auf freiem Fuß“, heißt es weiter in der Antwort. Die fünf in Hamburg befindlichen Gefährder würden „eng von der Polizei begleitet“.
Gefährder sind Personen, denen man einen Anschlag zutraut. Die Zahl der Islamisten in Hamburg ist deutlich höher. Sie wird vom Verfassungsschutz für 2023 mit 1840 Personen angegeben. Das sind 85 mehr als im Vorjahr. 83 Prozent der bekannten Islamisten werden vom Verfassungsschutz als „gewaltorientiert“ eingestuft. Die Steigerung wird unter anderem mit Zulauf bei den Gruppierungen Hizb ut-Tahrir (HuT), die ein weltweites Kalifat richten will, und der türkisch geprägten Furkan-Gemeinschaft, die eine weltweite „islamische Zivilisation“ anstrebt, begründet.
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Seit dem Anschlag in Berlin gelten für Weihnachtsmärkte auch in Hamburg erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Bereits seit Jahren werden sie mit Hindernissen an den Zugängen vor vergleichbaren Taten geschützt. In diesem Jahr kam noch das Messerverbot dazu, das nach einer bundesweiten Verschärfung des Waffenrechts eingeführt wurde. In dem Zusammenhang werden in diesem Jahr auch Kontrollen an Weihnachtsmärkten durchgeführt.