Hamburg. Organisatoren haben ein Konzept: So soll das adventliche Treiben auf der Schlosswiese in Bergedorf vor Terrorgefahr geschützt werden.
Die Vorfreude soll sich nicht eintrüben: Auch nicht durch die vermeintlichen Terrorpläne eines 17-jährigen Islamisten aus Elmshorn. Er wollte offenbar mit einem noch unbekannten Komplizen mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf einem Weihnachtsmarkt rasen und viele Menschen töten oder verletzten. Der Jugendliche wurde festgenommen. Dennoch kann die Nachricht Unsicherheit hervorrufen. Ist ein Besuch auf dem Bergedorfer Weihnachtsmarkt rund um die Schlosswiese sicher? Veranstalter Hamburg Events und die Bergedorfer Polizei versprechen noch vor dem Ausschank des ersten Glühweins erhöhte Wachsamkeit und mehr Kontrollen auf Waffen und andere nicht erlaubte Gegenstände.
Grundsätzlich würden die Pläne des festgenommenen 17-Jährigen deutlich zeigen, dass das verstärkte Sicherheitskonzept bei Weihnachtsmärkten „notwendig und richtig“ sei, sagt Jule Duda (Hamburg Events). Sie ist für die Bergedorfer Adventssause organisatorisch verantwortlich. Der Anschlag 2016, als ein tunesischer Islamist auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz mit einem Lkw 13 Menschen tötete und 70 weitere verletzte, hatte die Organisatoren bereits für mehr Sicherheit sensibilisiert.
Bergedorfer Weihnachtsmarkt: Mehr Kontrollen in der Waffenverbotszone angekündigt
Seit dem Jahr 2017 werden strategisch Zufahrten auf das Gelände des weihnachtlichen Geschehens mit Wassertanks, so etwa nahe dem Citykreisel an der Alten Holstenstraße, versperrt. So ist ein Durchbruch mit einem Schwerlast- oder einem anderen Fahrzeug unmöglich: „Wir haben das seit Berlin auf dem Radar, und zwar für alle Veranstaltungen in Deutschland generell“, sagt Jule Duda. Wobei der Kernbereich des Bergedorfer Weihnachtsmarkts auf der Schlosswiese schon allein von der Halbinsellage gegen einen Lkw-Anschlag sehr gut geschützt sei.
Der Bergedorfer Weihnachtsmarkt wird am Freitag, 22. November, eröffnet. Neu sind dann die ausgeweiteten Personenkontrollen durch Polizeibeamte und durch den personell aufgestockten Ordnungsdienst. Seit dem 1. November gilt ein bundesweites Messerverbot für alle Messer bei allen öffentlichen Events, in Discos und Theatern. Damit werden Weihnachtsmärkte rechtlich gesehen zu kompletten Waffenverbotszonen. Polizisten können daraus folgend jeden ohne Anlass und ohne Anfangsverdacht kontrollieren und auch durchsuchen. Auch an die eigene Belegschaft appelliert Jule Duda zur „erhöhten Wachsamkeit“ – lieber einmal mehr Bescheid sagen als einmal zu wenig, wenn sich irgendjemand auffällig vor dem Glühweinpavillon verhält.
Weitere Neuerung: Deutlich sichtbare Schilder weisen darauf hin, dass das Mitführen von gefährlichen Gegenständen im Bereich des Weihnachtsmarkts untersagt ist. Jule Duda findet das zielführend: „Wenn jemand etwas dabei hat, kann er nicht mehr damit herausreden, er habe es bei all den Schildern nicht gewusst.“
Veranstalterin: Besucher bitte nicht verunsichern
Das Sicherheitskonzept für Weihnachtsmärkte ist übrigens laut Sören Zimbal, Sprecher der Hamburger Polizei, nach der Festnahme von Elmshorn noch nicht final ausgehandelt. Trotz der „abstrakt hohen Gefährdungslage“ für einen Terroranschlag im gesamten Land liegen den Ermittlern keinerlei konkreten Hinweise darauf vor, dass nun genau ein Weihnachtsmarkt in Hamburg zur Zielscheibe werden könnte. Zimbal sagt weiter zum Messerverbot: „Hamburg will wie andere Bundesländer auch die neuen rechtlichen Möglichkeiten jetzt nutzen, damit alle Hamburger mit einem guten Gefühl auf Volksfeste gehen können.“ Vermehrte Personenkontrollen werden bereits auf dem Hamburger Winterdom praktiziert.
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Doch Kontrollen, Angst vor Anschlägen und die generelle Angreifbarkeit von Menschen im öffentlichen Raum soll das Erlebnis Bergedorfer Weihnachtsmarkt nicht schmälern: „Wir wollen, das ist uns ganz wichtig, dass die Leute nicht völlig verunsichert sind und sich zu Hause einsperren“, erklärt Jule Duda zu der höheren Aufmerksamkeit und dem Sicherheitskonzept. Einen „Rückfall“ in den Kontrollmodus wie zu Corona-Zeiten, als der Impfstatus von Personen vor dem Zugang zur Schlosswiese (damals 2G-Bereich) kontrolliert wurde, ist übrigens undenkbar. „Torkontrollen entsprechen nicht dem Charakter solcher Volksfeste“, sagt Jule Duda – zumal das auch beispielsweise am Zugang auf der Alten Holstenstraße personell und infrastrukturell nur schwer bis gar nicht umsetzbar sei