Hamburg/ Brokstedt. Äußerungen des Messer-Angreifers während seiner Inhaftierung in Hamburg sorgen für Wirbel. Deutete er eine Tat bereits an?
Gut eineinhalb Wochen nach der schrecklichen Bluttat mit zwei Toten in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sorgen Äußerungen des mutmaßlichen Täters Ibrahim A. während seiner vorherigen Inhaftierung in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Billwerder für Wirbel.
Der 33 Jahre alte Palästinenser verglich sich danach mit Anis Amri, dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz. Bei dem Anschlag waren am 19. Dezember 2016 zwölf Menschen getötet worden.
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„Es gibt nicht nur einen Anis Amri, es gibt mehrere, ich bin auch einer“, soll A. am 6. August 2022 laut „Wahrnehmungsbogen“ der Vollzugsanstalt gesagt haben, als die Hoftür des Gefängnisses verschlossen wurde. Unmittelbar zuvor, bei der Vorbereitung für die Freistunde auf dem Hof, beobachtete ein Bediensteter, dass A. „vor sich hin stammelte“.
Und weiter sagte A.: „Großes Auto, Berlin, das ist die Wahrheit.“ Gegenüber einem Bediensteten soll A. auf dem Weg zum Gefängnishof zweimal gesagt haben, ob er auch „unter die Reifen“ wolle. Der Anschlag in Berlin wurde mit einem Lkw verübt.
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Die JVA hat diese Äußerungen nicht als „außerordentliches Vorkommnis“ an die Aufsichtsabteilung der Justizbehörde gemeldet und auch nicht das Landesamt für Verfassungsschutz informiert. Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) hat demnach erst nach der schrecklichen Tat von Ibrahim A. davon erfahren.
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Der Wahrnehmungsbogen ist Teil der Gefangenenpersonalakte, die die Behörde als Kopie am Freitag an die im Fall A. ermittelnde Staatsanwaltschaft Itzehoe geschickt hatte. Wie berichtet, war A. ein schwieriger, auch verbal aggressiver Gefangener. Die Aussagen über Anis Amri sollen nach Angaben der Justizbehörde aber die einzigen mit einem extremistischen Bezug sein.
In Neumünster fand am Sonntag im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) der Gedenkgottesdienst für die Opfer des Anschlags im Regionalzug statt.