Hamburg. Neue Allianz aus Wirtschaft und Wissenschaft legt die Hand auf Gewinne aus Beteiligungen. Hamburger Milliardäre machen bereits mit.

  • Hamburg soll Gewinne aus privaten Beteiligungen in eine neue Stiftung stecken
  • Wirtschaft und Wissenschaft fordern 1,3 Milliarden Euro extra aus dem Haushalt
  • Harburger Firma zeigt, was Start-ups an Universitäten erfinden können

Mehr Geld für Innovationen: Die Hamburger Wirtschaft und die Universität mit allen weiteren Hochschulen und den renommiertesten Forschungsinstituten greifen wortgewaltig in den Haushalt der Stadt ein. Sie fordern gemeinsam von diesem Senat und den zukünftigen, ihnen Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, um damit eine „Zukunftsstiftung“ auszustatten. Sie soll Erfinder und Gründer mit ausreichend finanziellen Mitteln ausstatten, um Hamburg wieder auf die Karte für Innovationen zu bringen.

Und sie könnte in Zukunft als Auffangbecken für Gelder auch aus privaten Vermögen dienen, wie es bei einer Präsentation der Pläne am Donnerstag hieß. Konkret sind die Family Offices beispielsweise von Milliardären wie den Unternehmerfamilien Otto (Otto Group) und Herz (Beiersdorf, Tchibo) bereits in einem separaten Projekt namens Startup Factory Hamburg bereits engagiert. Family Offices verwalten und managen diskret das Vermögen wirtschaftlich besonders erfolgreicher Familien.

Hamburger Forscher: Milliarden aus Zukunftsstiftung und „Family Offices“

Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust sagte, was die Stadt Hamburg dank ihrer Beteiligung an privaten Unternehmen wie Hapag-Lloyd einnehme, müsse zurück in die Wirtschaft fließen. Hapag-Lloyd brachte Hamburgs Haushalt zuletzt Milliarden-Zuwächse, alle Beteiligungen insgesamt spülten im Saldo (es gab auch verlustbringende Beteiligungen) rund 1,3 Milliarden Euro in die Kassen von Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).

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Um diese Summe geht es Aust und Uni-Präsident Prof. Hauke Heekeren. „Die Hamburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen ziehen Fachkräfte an, bilden die Talente von morgen aus und entwickeln Innovationen, die der Gesellschaft zugutekommen. Insbesondere in den Bereichen Gesundheit, Klima und Nachhaltigkeit, neue Materialien, Mobilität und Künstliche Intelligenz zeichnen wir uns durch eine herausragende Forschung in der Metropolregion aus“, sagte Heekeren. „Unser Ziel ist es, diese Innovationsfelder gemeinsam mit der Wirtschaft noch stärker in die Praxis umzusetzen.“

Universität Hamburg und Hochschulen wollen 1,3 Milliarden Euro „abzweigen“

Und hier kommen die 1,3 Milliarden Euro ins Spiel. Aust forderte, die neue Stiftung müsse „unabhängig von Haushalten und Wahlzyklen in einem planungssicheren, verstetigten Format verankert sein“. Nur Innovationen könnten den Wohlstand sichern.

Was er nicht sagte: Nimmt man die 1,3 Milliarden Euro heraus, würde dem Hamburger Haushalt (2025: Ausgaben von 21,4 Milliarden Euro) dieses Geld fehlen für allgemeine Zwecke wie Soziales, Nahverkehr, Schulen und so weiter.

Hauke Heekeren,  Präsident der Universität Hamburg, vor dem Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee.
Prof. Hauke Heekeren, Präsident der Universität Hamburg, vor dem Hauptgebäude. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Zum Vergleich: Der 2025er-Haushalt weist für die gesamte Wissenschaft 1,6 Milliarden Euro aus. Allerdings: Grüne und CDU haben beide in ihren Wahlprogrammen für die Bürgerschaftswahlen 2025 die Idee einer Zukunftsstiftung verankert.

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Wie sich Wirtschaft und Wissenschaft das Ganze praktisch vorstellen und am Beispiel von Bayern, Baden-Württemberg und internationalen Start-up-Förderern erklären, illustrierten sie mit dem Beispiel von Max Webers‘ Firma Colipi. Der junge Mann hat mit Partnern von der TU Hamburg ein Unternehmen aufgezogen, das eine Alternative zu Palmöl herstellt – und dabei CO₂ verwendet und so einem nachhaltigen Zweck zuführt.

Prof. Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg.
Prof. Norbert Aust ist Präses der Handelskammer Hamburg. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Webers sagte sinngemäß, die patentierten Öl-Produkte der Firma könnte man sich in Zukunft aufs Brot schmieren (Streichfett), auf die Haut (Kosmetik) und als Treibstoff für Flugzeuge verwenden. Klingt für Aust und Heekeren schon so, als seien einige Schwerpunkte der neuen Stiftung bereits adressiert: Gesundheit, Klima, Mobilität und neue Materialien.