Hamburg. Viele Mieter von Großkonzernen erreichen jetzt Neben- und Betriebskostenrechnungen. Laut Mieterverein sind diese aber sehr intransparent.
- Viele Mieter von Großkonzernen erreichen dieser Tage Betriebs- und Nebenkostenabrechnungen. In Einzelfällen sind die Nachforderungen extrem hoch.
- Mietervereine und -bündnisse mutmaßen, dass Vonovia und Co. sich Geld in die eigenen Taschen stecken.
- Laut Vonovia sind solche Behauptungen „pauschal und verkürzt“.
Schöne Bescherung: Tausende Mieter von Großkonzernen in Hamburg erhalten dieser Tage ihre Betriebs- und Heizkostenabrechnungen für das Jahr 2023. Teils verlangen Vonovia und Co. von Hamburgern immense Nachforderungen von 1000 oder 2000 Euro. Ahnungslose zahlen das Geld. Allerdings: Laut Mietervereinen sind die Forderungen in vielen Fällen rechtswidrig.
Das bundesweite Mieterbündnis VoNO!via & Co., in dem auch der Mieterverein zu Hamburg mitmischt, wirft den Großkonzernen vor, sich das Geld in die eigenen Taschen zu stecken. Viele Mieter, die jetzt hohe Nachforderungen erhalten, sollten diesen laut den Vereinen besser nicht nachkommen. Wie Betroffene sich gegen die Konzerne zur Wehr setzen.
Mieterverein zu Hamburg: So tricksen Vonovia und Co. bei Nebenkosten
Die verlangten Kosten steigen immer weiter – zugleich werden sie immer undurchsichtiger. Das ist, was das Mieterbündnis VoNo!via & Co. in vielen Städten in ganz Deutschland beobachte. Das Mieterbündnis berichtet, dass Konzerne wie die Vonovia – ihr gehören rund 10.000 Wohnungen in Hamburg – teils deutlich mehr Geld verlangen, als für Beheizung und Betriebskosten tatsächlich anfallen. Viele der intransparenten Rechnungen schreibe sich der Großkonzern dank Tochterfirmen wie der Vonovia Wohnumfeld Service GmbH sozusagen selbst.
Das Mieterbündnis VoNO!via rät dringend dazu, in solchen Fällen vom Zurückbehaltungsrecht Gebrauch zu machen. Mieter sollten das Geld im Zweifelsfall nicht zahlen, bis der Vermietungskonzern Belege für die Nachforderung vorlegen kann.
„In der Regel geht ein Prozess zugunsten der Mieter aus“
Das lassen sich die Konzerne wiederum nicht gefallen. Vor allem die Vonovia versuche, die skeptischen Mieter „mit Bergen von Unterlagen zu zermürben“, so das Bündnis. Paul-Hendrik Mann, Rechtsberater beim Mieterverein zu Hamburg, berichtet von Umzugskartons voller Papier, „in der Regel aber Eigenbelege, die als Rechnungen und Verträge angeblich eigenständiger Tochterunternehmen ausgegeben werden“, so Mann. Diese sind in den Augen der Mietervereine nicht hinreichend prüffähig.
Trotzdem: Viele Mieter bekämen es spätestens angesichts von Mahnungen, Klagedrohungen oder gar Drohungen, das Mietverhältnis zu kündigen, mit der Angst zu tun und würden die hohen Rechnungen am Ende doch begleichen. Ein Fehler, sagt der Experte vom Mieterverein: „Das sind Ängste, die ich nachvollziehen kann, die aber rechtlich nicht zu begründen sind. Deswegen versuchen wir, unseren Mitgliedern da den Rücken zu stärken.“
Manns Erfahrung nach sei beispielsweise die Vonovia in einem gerichtlichen Prozess – so es überhaupt dazu kommt – grundsätzlich nicht in der Lage, die Höhe der Kosten zu belegen, und dann gehe der Prozess in der Regel zugunsten der Mieterseite aus. „Wir gehen davon aus, dass die von uns vertretenen Mieterinnen und Mieter ihre Zurückbehaltungsrechte auf Dauer ausüben können“, sagt Mann daher. „Mieter, die das Geld zurückbehalten, profitieren in aller Regel am meisten.“
Vonovia: Mietervereine argumentieren „pauschal und verkürzt“
Vonovia ist damit, wie der Mieterverein den Konzern darstellt, natürlich gar nicht einverstanden. „Pauschal und verkürzt“ seien die Behauptungen, sagt Vonovia-Sprecherin Panagiota Alexiou. Außerdem: Bei den rund 10.000 Wohnungen in Hamburg gebe es derzeit nur eine niedrige Anzahl an Widerspruchsverfahren mit Nebenkostenbezug. Nachforderungen in Höhe von 1000 oder 2000 Euro gebe es nur in Ausnahmefällen.
„Grundsätzlich haben wir den Mieterinitiativen die Themen zu den Nebenkostenabrechnungen umfassend erläutert. Wir sind unserer Verpflichtung zur Belegeinsicht nachgekommen und halten uns an die rechtlichen Vorgaben“, so Alexiou weiter. Die Behauptungen des Mietervereins würden jeglicher Grundlage entbehren.
Mietrechtler rät, Betroffene sollten sich organisieren
Angesichts der Marktmacht der Großkonzerne mobilisieren Mann und Mitstreiter Mieter, sich in Vereinen und Bündnissen zu organisieren, um sich gemeinsam gegen Vonovia und Co. zur Wehr zu setzen. Allerdings müsse auch von politischer Seite mehr passieren. Die nächste Bundesregierung müsse Maßnahmen ergreifen, die es unmöglich machen, Geld mit Betriebskosten zu verdienen, „andernfalls werden sich Vonovia & Co. immer neue Methoden ausdenken, zusätzliche Einnahmen zu generieren“, so das Bündnis VoNO!via
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Auch der Mieterverein zu Hamburg hatte sich auf einer Demo erst kürzlich direkt an die Bundespolitik gewandt. Unter dem Eindruck des aktuellen politischen Trends – Umfragen deuten auf einen Kanzler Friedrich Merz (CDU) hin – zeigt sich Mann jedoch wenig optimistisch. Wenn es schon unter der Ampelregierung aus SPD, FDP und Grünen nicht genug Mieterschutz gegeben habe, dann sei von einer womöglich CDU-geführten Bundesregierung vermutlich ebenfalls „nicht allzu viel zu erwarten.“