Hamburg. Mit Lockangeboten wollen Kriminelle Wohnungssuchende in Hamburg hereinlegen. Wie sie vorgehen und was dabei gefährlich ist.

Wer in Hamburg eine bezahlbare Wohnung sucht, muss viel Geduld und Nerven aufbringen. Denn die Suche ist meist sehr mühevoll und kann richtig teuer werden, wenn man nicht aufpasst: Der Mieterverein zu Hamburg warnt aktuell vor einer hinterlistigen Betrugsmasche.

Es ist ein verlockendes Angebot auf einer der üblichen Immobilienplattformen im Internet: Drei Zimmer am Kaiserkai in der HafenCity für 700 Euro warm. Es folgt ein reger E-Mail-Austausch mit der angeblichen Wohnungseigentümerin. Sie und ihr Mann sind demnach Forschungsingenieure, die Immobilie wurde vor einigen Jahren während ihrer Arbeit in Deutschland gekauft.

Wohnung mieten Hamburg: Das ist die immer wiederkehrende Masche der Betrüger

Seit ungefähr einem Jahr seien sie wegen ihrer Arbeit nach Großbritannien umgezogen und nutzten die Wohnung nicht mehr. „Wir dachten darüber nach, an verantwortungsbewusste Leute zu vermieten, die sich um die Immobilie kümmern würden, als wäre es ihr eigenes“, steht in der E-Mail. Im weiteren Verlauf geht es dann ohne Grammatikfehler auf Englisch weiter. Dann bittet die Vermieterin um eine Kopie des Personalausweises oder Reisepasses des potenziellen Mieters.

Marielle Eifler, stellvertretende Vorsitzende vom Mieterverein zu Hamburg, ist angesichts solcher Angebote alarmiert. „Das ist der Klassiker“, sagt sie. Solche unseriösen Angebote treten immer wieder in Wellen auf. „Wenn das in Hamburg aufploppt, taucht das auch in anderen Großstädten auf.“

Die Masche sei immer die gleiche: „Das sind unschlagbare Angebote, wie kürzlich 85 Quadratmeter an der Heimhuder Straße in Rotherbaum für 500 Euro warm, der Austausch mit den angeblichen Vermietern erfolgt auf einer sehr persönlichen Ebene. Der E-Mail-Verkehr geht hin und her“, so Eifler.

Jeder kann Opfer eines Betruges werden: „Die Frau war schlau, aber nervlich am Ende“

Eine verzweifelte Frau, die nach der Trennung ihres Mannes dringend eine Wohnung gesucht hat, fiel auf diese Anzeige herein. Sie wollte nach Monaten der Suche endlich wieder ein Zuhause haben und zahlte die erste Miete und die Kaution für die Wohnung an der Heimhuder Straße. Das Geld sah sie nie wieder, die Wohnung bekam sie auch nicht. „Diese Frau war schlau, aber nervlich eben am Ende“, sagt Eifler. Das nutzen die Betrüger aus.

Auch die Polizei Hamburg ist alarmiert und kennt diese Tricks. „Um einen Besichtigungstermin zu erhalten, werden die Interessenten zu einer Zahlung aufgefordert, die später mit der Kaution oder Erstmiete verrechnet werden kann. Spätestens beim Besichtigungstermin wird festgestellt, dass die Wohnung an der beworbenen Anschrift nicht existent oder anderweitig vermietet wird“, berichtet Polizeisprecher Sören Zimbal.

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Neben finanziellen Betrügereien versuchen die Täter auch, die Identität ihrer Opfer zu stehlen. Sie verlangen Ausweiskopien oder führen falsche Video-Identifikationsverfahren durch, offiziell um Mietverträge auszustellen. Mit den gestohlenen Informationen können Kriminelle Bankkonten eröffnen oder werden anders betrügerisch aktiv.

Wohnung mieten Hamburg: Polizei bittet Geschädigte, Anzeige zu erstatten

Um neue kriminelle Verfahren feststellen, Muster erkennen und gegebenenfalls Zusammenhänge zwischen Taten herstellen zu können, bittet die Polizei Geschädigte, Anzeige zu erstatten (online oder persönlich bei einer Polizeidienststelle). Zimbal: „Nur durch die Angaben von Geschädigten und/oder Zeugen kann die Polizei überhaupt Ermittlungsansätze gewinnen, um gegen die Betrüger vorzugehen.“

Marielle Eifler vom Mieterverein zu Hamburg fügt hinzu: „Es macht auch Sinn, solche auffälligen Angebote der jeweiligen Plattform zu melden.“ Mieterverein und Polizei haben weitere Hinweise ausgearbeitet, die auf unseriöse Machenschaften deuten können. Ein ganz wichtiger Tipp: „Immer auch aufs Bauchgefühl hören“, so Eifler.