Hamburg. Ergebnisse überraschen. Auch bei Beliebtheit der Oppositionspolitiker. Aber: Stimmung in Hamburg hat sich deutlich verschlechtert.
Das Scheitern der Ampel-Regierung in Berlin wirkt sich weniger stark auf die Popularität der Parteien in Hamburg aus als erwartet. Wäre am Sonntag Bürgerschaftswahl und nicht erst in gut drei Monaten Anfang März, bliebe die Hamburger SPD weiterhin bei 30 Prozent, wie eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des NDR aktuell zeigt. Das liegt auch an der Popularität von Bürgermeister Peter Tschentscher.
Die Grünen liegen auf Platz zwei, kommen weiterhin auf 21 Prozent. Die rot-grüne Koalition in Hamburg könnte weiterregieren, denn beide Parteien zusammen hätten eine sichere Mehrheit. Das Ampel-Aus bliebe also überraschend ohne nennenswerte Folgen für die politische Stimmung in Hamburg.
Bürgerschaftswahl 2025: Hamburger CDU profitiert nicht von Ampel-Aus
Die CDU hingegen, die eigentlich hoffte, vom Ampel-Aus zu profitieren, verliert einen Prozentpunkt und kommt nun auf 19 Prozent. Rechnerisch wäre somit auch eine Große Koalition zwischen SPD und CDU möglich. Für die AfD entscheiden sich unverändert 9 Prozent der Wahlberechtigten – sehr viel weniger als bei den Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern. Der Umfrage zufolge bestimmt bei den Hamburgerinnen und Hamburgern zu 60 Prozent die Landespolitik; 35 Prozent machen ihre Wahlentscheidung von der Bundespolitik abhängig.
Interessant wird es bei den kleineren Parteien; spekuliert worden war darüber, wie sehr die Linkspartei Einbußen hinnehmen muss, wenn auch das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Hamburg antritt. Aktuell verliert die Linke einen Prozentpunkt und bekäme 6 Prozent der Stimmen. BSW (4 Prozent), FDP und Volt (je 3 Prozent) würden hingegen nicht in die Bürgerschaft einziehen.
Wer der beliebteste Politiker in Hamburg ist
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kann in seiner Popularität sogar noch um vier Prozentpunkte zulegen. 59 Prozent der Wahlberechtigten sind mit ihm „zufrieden“ beziehungsweise „sehr zufrieden“. Auch die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Die Grünen) steigerte ihre Popularität, ihre Beliebtheit legt um drei Prozentpunkte auf 39 Prozent zu. Jeder zweite Hamburger ist zufrieden oder sehr zufrieden mit der Arbeit des Senats.
Spannend ist, dass die Kandidatin der Linkspartei, Cansu Özdemir, unter den Oppositionspolitikern die beliebteste ist – mit 26 Prozent liegt sie vor dem CDU-Fraktions- und Parteichef Dennis Thering, der nur auf 18 Prozent kommt.
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Bei einer Direktwahl des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin würden sich 46 Prozent für Tschentscher entscheiden. 15 Prozent sprechen sich für Katharina Fegebank (Grüne) aus, 12 Prozent für Dennis Thering von der CDU. Thering ist zudem mehr als der Hälfte der Befragten nicht bekannt.
Grund zur Beunruhigung: Stimmung in Hamburg hat sich verschlechtert
Verglichen mit der letzten Bürgerschaftswahl im Februar 2020 hat sich die Grundstimmung in der Stadt allerdings deutlich verschlechtert. Schaute beim Hamburg-Trend Anfang 2020 eine Mehrheit der Hamburger Wahlberechtigten mit Zuversicht auf die Gegebenheiten, sind es aktuell 44 Prozent. Derzeit bieten aber für fast jeden Zweiten (46 Prozent) die Verhältnisse in Hamburg Grund zur Beunruhigung, nach 30 Prozent vor der letzten Bürgerschaftswahl.
Die veränderte Grundstimmung ist auch Ausdruck veränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Die Zahl der Wahlberechtigten, die sich kritisch zur Situation der Wirtschaft in Hamburg äußern, hat sich gegenüber 2020 mit 39 Prozent fast verdreifacht. Viermal so viele Hamburgerinnen und Hamburger als Anfang 2020 geben „Wirtschaft/Hamburger Hafen“ als wichtigstes Problem in der Hansestadt an. Nur noch gut die Hälfte (57 Prozent) beurteilt die wirtschaftliche Lage als „gut“ bzw. „sehr gut“ – vor fünf Jahren waren das noch 86 Prozent.