Hamburg. Der Fahrradclub will für mehr Sicherheit auf Radwegen sorgen. Neben eigenen Spuren tritt er anlässlich der Wahlen für weitere Maßnahmen ein.
In Hamburg sind im vergangenen Jahr so viele Menschen aufs Fahrrad umgestiegen wie in keinem anderen Bundesland. Der Radverkehr hat sich in Hamburg laut Verkehrsbehörde seit 2000 etwa verdoppelt. Doch wie zufrieden sind Radfahrer vor Ort? Der Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) zeigt: Die Hansestadt rangiert auf den hinteren Plätzen, im Großstadtvergleich im unteren Mittelfeld.
Die Vorsitzende des Hamburger Landesverbands, Samina Mir, hat ein klares Bekenntnis aller demokratischen Parteien zur Förderung des Radverkehrs gefordert. Vor allem angesichts der bevorstehenden Bürgerschafts- und Bundestagswahl plädierte sie für eine Verkehrswende, die das Fahrrad in den Mittelpunkt stellt. So brauche es speziell für Fahrräder sichere Fahrspuren.
Verkehr Hamburg: ADFC fordert eigene Spuren für Fahrräder
Der ADFC will Bewegung in die Hamburger Verkehrspolitik bringen: Jetzt verabschiedete er verkehrspolitische Kernforderungen für die kommenden Wahlen – mehrere Schritte hin zu einer Radverkehrswende. Im Fokus stehen drei zentrale Forderungen:
- eine besonders geschützte Fahrspur fürs Rad auf allen mehrspurigen Hamburger Straßen;
- Hamburg macht Schule – aber sicher: mit Schulstraßen und Tempo 30;
- Mobilität statt Stillstand: Parkraum mehr für Rad- und Fußverkehr sowie ÖPNV nutzen.
Besonders auf mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen sieht der ADFC Handlungsbedarf. Hier sollen geschützte Radwege entstehen. Dafür soll eine Fahrspur zu einer sogenannten „Protected Bike Lane“ umfunktioniert werden, um Radfahrer direkte und sichere Verbindungen zu ermöglichen.
Heißt: Die geschützten Bereiche liegen direkt auf der Straße. Sie sind so breit wie eine Fahrspur und durch Poller, Blumenkübel oder Markierungen deutlich vom Autoverkehr und Parkplätzen abgetrennt.
Die bisherigen Radrouten seien oftmals unpraktisch – im Gegensatz zum Autoverkehr vielfach mit Umwegen verbunden. Der Club habe in der Vergangenheit bereits mit temporären Pop-up-Bike-Lanes auf Hauptstraßen wie der Wandsbeker Chaussee gezeigt, „dass sich der Radverkehr auf diese Weise schnell und einfach fördern lässt“.
ADFC: Hamburg sollte sich ein Vorbild an Kopenhagen oder Amsterdam nehmen
„Das Festhalten an einer Verkehrsplanung, die dem Auto Vorrang einräumt, ist eine Sackgasse und führt nur zu noch mehr Staus und Unfalltoten im Straßenverkehr“, erklärte Mir. Als Vorbilder nannte sie Städte wie Kopenhagen, Amsterdam oder Paris, die längst das Potenzial des Fahrrads erkannt hätten.
Dort sei der Radverkehr fest in die Stadtplanung integriert. Deutschland hingegen befinde sich laut Mir in einem „absurden Kulturkampf entlang der Parteifarben“, der die dringend notwendige Förderung des Radverkehrs blockiere.
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Doch von Fahrradautobahnen wie in Dänemark beispielsweise ist man in der Hansestadt noch weit entfernt – trotz kontinuierlichem Ausbau des Velo-Routen-Netzes. Hamburg könne nicht über Nacht wie Amsterdam und Kopenhagen werden, sagte der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erst vor Kurzem bei seiner Gesprächsreihe in Volksdorf.
Verkehr Hamburg: Gerade hier sind Fahrradfahrer und Fußgänger besonders gefährdet
Auch für die jüngsten und kleinsten Hamburger Verkehrsteilnehmer soll es sicherer werden: Vor Schulen fordert der ADFC die Einrichtung sogenannter Schulstraßen, um Gefahren durch „Elterntaxis“ zu minimieren. Zudem verlangt der Fahrrad-Club Tempo 30 vor allen Schulen und Kitas.
Und: Öffentliche Verkehrsflächen sollen verstärkt für den Rad- und Fußverkehr sowie den ÖPNV genutzt werden, statt als Abstellfläche für Autos zu dienen, lautet die dritte Forderung. Zu viele Straßen würden derzeit durch parkende Fahrzeuge blockiert, was die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gefährde. „Radfahrende werden in solchen Straßen gefährlich eng überholt, Kinder und Ältere kommen auf den oft zugeparkten Gehwegen nicht voran. Auch das Queren der Fahrbahn wird in solchen Straßen oft zum gefährlichen Hindernisparcours“, heißt es vom ADFC-Landesverband Hamburg.