Hamburg. Vor Schulen in Barmbek, Winterhude und Ohlsdorf blockieren Eltern mit ihren Autos die Straße. Nun gibt es einen neuen Beschluss.

  • Elterntaxis sind an vielen Hamburger Schulen ein Problem.
  • Immer wieder kommt es zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr.
  • Jetzt schaltet sich die Politik ein.

Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren und damit häufig zum Schulbeginn und -ende für ein Verkehrschaos sorgen, sind in Hamburg seit Jahren ein großes Thema und Alltag an vielen Grundschulen. Besonders dreist sind viele Mütter und Väter, die ihre Kinder mit dem sogenannten Elterntaxi zur Adolph-Schönfelder-Grundschule an der Brucknerstraße in Barmbek-Süd bringen.

Dienstagmorgen, 7.45 Uhr: Der Motor läuft minutenlang. Eine Mutter hält mit ihrem Auto am Straßenrand und wartet gemeinsam mit ihrer Tochter, bis es Zeit ist, um kurz vor 8 Uhr die paar Schritte zur Schule zu gehen. Ein Vater hält mit seinem Wagen um 7.58 Uhr mitten auf der Straße an, um seine Tochter aussteigen zu lassen. Eine weitere Mutter blockiert sogar einen Behindertenparkplatz gegenüber der Schule, damit sie ihr Kind zum Schuleingang begleiten kann. An der Adolph-Schönefelder-Grundschule herrscht Verkehrschaos – wie jeden Tag um kurz vor 8 Uhr.

Schule Hamburg: Elterntaxis – „nur saftige Bußgelder würden abschrecken“

Eltern halten in zweiter Reihe, schalten Warnblinker an und blockieren die Kreuzung, damit ihre Kinder aussteigen können. Julia Christoph steht auf dem Bürgersteig, schaut sich das Treiben an. Ihr Kind geht zu Fuß zur Schule und ist gerade hinter dem Schultor verschwunden. Sie kann nur den Kopf schütteln über das Verhalten einiger Eltern: „Bei Regen und Schnee ist es noch schlimmer, dann fahren noch mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Dann ist regelmäßig ein Hupkonzert zu hören.“

Elterntaxis
Morgens zum Schulbeginn und nachmittags nach Unterrichtsende herrscht vor der Adolph-Schönfelder-Schule in Barmbek-Süd Verkehrschaos, verursacht durch Elterntaxis. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Julia Christoph ist Anwohnerin und beobachtet das Problem Elterntaxi seit acht Jahren. In dieser Zeit habe sich nichts verbessert. „Es sind immer die gleichen Eltern; selbst wenn die Polizei mal vor Ort ist, kümmert sie das nicht. Da würden nur saftige Bußgelder abschrecken“, sagt sie. „Manche Eltern sind so dreist, die fahren mit ihrem Auto sogar auf den Bürgersteig.“

Ein Drittel der Hamburger Schüler wird mit Elterntaxi gebracht

Seit Jahren schon versuchen Schulleitungen, Elternräte und die Stadt Hamburg gemeinsam, die Eltern dazu zu bewegen, ihre Kinder nicht mit dem Auto direkt vor den Schuleingang zu fahren. Seit Mitte des Jahres sind auch Straßensperrungen im Gespräch: Im Mai hatten drei Initiativen – der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), Parents for Future und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) – den Hamburger Senat aufgefordert, auch in Hamburg den Weg für die Einrichtung von Schulstraßen freizumachen.  

Zudem gibt weitere Kampagnen, Appelle und Aktionen, um diesen Bring- und Holverkehr vor den Schulen einzudämmen oder ganz zu unterbinden. Doch manche Eltern, die regelmäßig mit ihrem Pkw vorfahren, erreicht das alles nicht. Trotz aller Aufklärungskampagnen wird nach wie vor rund ein Drittel aller Schüler und Schülerinnen von den Eltern chauffiert.

Elterntaxis
Elterntaxis sind vor der Adolph-Schönfelder-Schule in Hamburg ein großes Problem. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Doch das könnte sich nun ändern: Die Adolph-Schönfelder-Schule gehört zu einem von drei Schulstandorten im Bezirk Hamburg-Nord, an dem eine Schulstraße eingerichtet werden könnte. Der entsprechende Antrag von Grünen, SPD, CDU, Linke, FDP und Volt, hier mehr Schulwegsicherheit herzustellen, wurde am 10. Oktober in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord beschlossen. Neben der Adolph-Schönfelder-Schule soll es auch an der Katholischen Schule St. Antonius in Winterhude und der Grundschule Ballerstaedtweg in Ohlsdorf sofort mit der Prüfung von Maßnahmen wie der Schulstraße losgehen.

Volker Graubaum, Mitglied des Elternrates der Adolph-Schönfelder-Schule, begrüße eine solche Schulstraße als eine Möglichkeit , die Flut an Elterntaxis einzudämmen. Denn: Die Einrichtung würde bedeuten, dass vor allem zum Schulbeginn und zum Schulende keine Autos durch die Straße fahren dürfen. Zudem könnten Hol- sowie Bringzonen eingerichtet werden. Der Grund: Manchmal haben Eltern auch gute Gründe, ihr Kind zur Schule zu fahren.

Elterntaxi – „Fahre Kind zur Schule, weil wir morgens spät dran sind“

Volker Graubaum appelliert genau wie Julia Christoph aber auch an die Polizei, stärker zu kontrollieren. „Die Polizei muss konsequent Bußgelder verteilen. Die Eltern nett anzusprechen, reicht nicht aus“, sagt er. Schließlich hielten sich viele der autofahrenden Eltern nicht an die Verkehrsregeln.

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Ein Vater, der seine Tochter am Dienstagmorgen mit dem Auto zur Schule fährt und an einer Kreuzung hält, sagt: „Wir haben mehrere Kinder und morgens immer so wenig Zeit. Ich fahre mein Kind zur Schule, weil wir morgens spät dran sind. Danach geht es nach Hause, und meine Frau bringt unser zweites Kind weg.“ Es bleibt fraglich, wie lange das an der Adolph-Schönfelder-Schule so noch funktionieren wird.