Hamburg. Stress-Test für Tausende Hamburgs Freiwillige bei der Doppelwahl 2025. Der Wahlbezirksleiter aus der Sternschanze fordert mehr Rücksichtnahme.
Zwei Wahlen innerhalb von acht Tagen erwarten Hamburg nächstes Jahr. Und während die Politik im Schnellverfahren die Landeslisten füllt und Bürger in kürzester Zeit doppelt an die Wahlurne treten müssen, steht eine dritte Gruppe parat, um sich vorzubereiten: die freiwilligen Wahlhelfer. Ein Wahlbezirksleiter aus der Sternschanze findet, dass den Ehrenamtlichen mit der Hamburger Doppelwahl zu viel zugemutet wird.
In der Ganztagsgrundschule Sternschanze, hinter den beiden goldfarbenen Schriftzügen „Mädchen/Knaben Schule“, die über den Eingängen prangen, soll im Februar und März über den neuen Bundestag und die Bürgerschaft abgestimmt werden. „Vor vier Wochen wurde ich gefragt, ob ich wieder die Wahlleitung an der Ludwigstraße übernehmen möchte“, erzählt Jörn Meve. Der 66-Jährige hat sofort zugesagt. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings noch nicht klar, wie viel Arbeit auf ihn und die anderen Wahlhelfer zukommt.
Bürgerschaftswahl 2025: Wahlleiter sind für die Helfenden und den sauberen Ablauf verantwortlich
Meve kümmert sich bereits seit 18 Jahren um die Leitung eines Wahllokals in der Sternschanze. Zumindest immer dann, wenn wieder eine Abstimmung ansteht. Als sogenannter Wahlbezirksleiter warten auf ihn viele verschiedene Aufgaben, allen voran: Er muss das Team zusammenstellen und für einen geordneten Ablauf der Wahlen sorgen. Wie genau das funktioniert, zeigt eine „dickere Broschüre“. Für den erfahrenen Hamburger sei es lediglich eine Auffrischung. Wer den Job hingegen zum ersten Mal macht, müsse sich „ganz schön reinfuchsen und die Anweisungen intensiv studieren“.
Dabei ist der gesamte Prozess selbst für den Routinier ziemlich aufwendig, durch die Doppelwahl noch mal mehr. „Am Sonnabendvormittag vor der Wahl muss ich das Wählerverzeichnis und den Schlüssel für die Wahlurne im Rathaus Altona abholen“, erzählt Meve. Dann geht es zum Wahllokal 20701 an der Ludwigstraße, einem von dreien dort: Tische und Kabinen aufstellen, Stimmzettel checken und danach Geld abheben – für die Aufwandsentschädigung der Wahlhelfer. „Das alles nun also zweimal.“
Drei Tage Arbeit für die Doppelwahl in Hamburg: eine Zumutung für die Wahlhelfer
In ganz Hamburg braucht es für die aufeinanderfolgenden Wahlen rund 15.000 Helfer, die sich auf mehr als 1000 Wahllokale verteilen. Fraglich bleibt bislang, ob alle Standorte an beiden Tagen verfügbar sind und genug Bürger helfen. „Ich habe einen festen Stamm von Freiwilligen für das Team des Wahllokals“, sagt Meve, „der ist sehr beständig, aber ob alle Zeit für zwei Wahlen haben, weiß ich noch nicht.“ Neben seinem langjährigen Stellvertreter brauche es in der Schanze sechs Personen, aufgeteilt auf zwei Schichten. Zur Auszählung kommt das gesamte Team zusammen.
Allerdings endet die Auszählung nicht am Sonntag: „Bei der Bürgerschaftswahl heißt es dann, am Montag die Wahlkreisstimmen und Kandidatenlisten der Parteien auszuzählen. Antreten um 8 Uhr, wir brauchen erfahrungsgemäß sieben Stunden.“ Somit ergeben sich drei Tage Arbeit für die Doppelwahl im kommenden Jahr.
Befürchtet Meve, dass die Helfenden davon abgeschreckt sind? „Nein, aber ich finde es frech von der Politik, den Wahlhelfern das einfach zuzumuten.“ Schließlich kommen die Ehrenamtlichen ihrer Tätigkeit aus einem „staatsbürgerlichen Grundverständnis“ nach, folgen einem „Ethos“, wie der Wahlleiter es beschreibt. In gewisser Weise nehme der Senat die Hilfe als zu selbstverständlich.
Hamburger Doppelwahl-Dilemma: Welche Möglichkeiten stehen im Raum?
Insgesamt, findet Meve, hätte Hamburgs Politik sich stärker bemerkbar machen müssen bei der Terminfindung für die Neuwahlen. „Es wäre gut, die Wahl am selben Tag zu machen wie die Bürgerschaftswahl“, sagt der Hamburger – das würde den Aufwand enorm reduzieren. Alternativ: „Hamburg könnte auch so flexibel sein und die Wahl eine Woche nach hinten verschieben.“ So müssten Wahlhelfer nicht an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen ran.
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Landeswahlleiter Oliver Rudolf sagte im NDR: „Wahlorganisatorisch ist es in vielen Dingen einfacher, an einem Tag zu wählen.“ So müssten auch die Wahlhelfer, Wahlvorstände und Wahllokale nur einmal rekrutiert werden. Ebenso fordern die FDP und Linke in Hamburg eine vorgezogene Bürgerschaftswahl. Zuletzt äußerte sich der Bund der Steuerzahler: „Wahlhelfer, Wahlvorstände und Wahllokale müssten nur einmal organisiert werden, was nicht nur Kosten spart, sondern auch die Verwaltung deutlich entlastet“, sagt der Landesvorsitzende Sascha Mummenhoff.
Ist das Wahllokal aufgeräumt, sind alle Stimmen ausgezählt und die Wahlhelfer entschädigt, steht für Jörn Meve der letzte Schritt an: „Ich muss dann die Wahlniederschrift und das Wählerverzeichnis im Rathaus Altona abgeben.“ Zum Glück habe er es nicht so weit. „Unschön ist allerdings, wenn die ausgefüllten Stimmzettel ebenso mit abgegeben werden müssen. Das war zuletzt im Mai bei der Europawahl eine ziemliche Schlepperei. Und das nach 14 Stunden im Einsatz.“