Hamburg. Beinahe unbemerkt füllen sich die Arztpraxen wieder. Beim Coronavirus in Hamburg gibt es inzwischen eine „charmante Variante“.
Es gibt wenige Menschen, die auch nach drei Jahren Pandemie noch nie von einer Corona-Infektion betroffen waren. Die neue Variante FLiRT, die offenbar auch in Hamburg inzwischen angekommen ist, scheint das zu ändern. Es grassiert nicht bloß das EM-Fieber, sondern Sars-CoV-2 ist im Norden zurück. Allerdings kann man kaum von einer „Welle“ sprechen, wie man das in Pandemie-Zeiten tat. Dennoch gibt es gehäuft Infektionen, Erkältungen oder generell Atemwegserkrankungen in diesen Frühsommertagen.
Mit Halsschmerzen fehlen Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonal ist betroffen, die Arztpraxen füllen sich wieder. Das bestätigte die Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbandes, Dr. Jana Husemann, dem Abendblatt. „Auch in unserer Praxis ist die Infektsprechstunde wieder voller.“ Im Abwassermonitoring sei die Sars-CoV-2-Viruslast angestiegen, „aber insgesamt noch auf einem niedrigen Niveau“, sagte Husemann.
Corona Hamburg: Corona und Infekte – eine kleine Welle rauscht durch die Stadt
Sie wies darauf hin, dass das Robert-Koch-Institut ebenso einen Anstieg bei den Atemwegsinfekten verzeichne. „In den Sentinelpraxen liegen aber die Rhinoviren vorne.“ Das sind die Praxen, die freiwillig und anonym Daten über Patienten mit akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) an das RKI melden, damit das Bundesinstitut einen Überblick über die Erkrankungswellen bei Grippe (Influenza), RSV (respiratorische Synzytialviren) oder eben Covid-19 hat. Rhinoviren sind, einfach gesagt, Nasenviren, die Schnupfen und Erkältungen auslösen. Sie werden über Berührungen mit den Händen oder Gegenstände übertragen. Und mit der EM und den Fanfesten kommen sich Menschen in größeren Gruppen naturgemäß näher.
Hamburger Virologen haben routinemäßige Sequenzierung der Corona-Varianten eingestellt
Die Corona-„Sublinie“ JN.1 ist laut RKI die mit 42 Prozent aktuell dominierende. Dieses JN.1 wiederum hat die Varianten KP.2 und KP.3 hervorgebracht, die ihrerseits für je 21 Prozent der festgestellten Coronaviren verantwortlich sind. Der Name FLiRT setzt sich zusammen aus den Buchstaben der Mutationen der Viren F456L und R346T. Die „Pharmazeutische Zeitung“ schrieb von einem „charmanten Begriff“. Dieses FLiRT-affine KP.2 hat offenbar eine besondere „virale Fitness“, wie es heißt. Doch so fit dieses Virus auch sein mag, seine Infektiosität ist vermutlich um den Faktor zehn geringer als zuletzt bei JN.1. Und die Impfstoffe sind bereits angepasst.
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Den Großteil der Bevölkerung scheint Corona dank der breiten Impfbereitschaft und Immunisierung nicht wirklich zu beschäftigen. Sogar bei den ausgewiesenen Experten am Leibniz-Institut für Virologie auf dem Gelände des UKE steht nicht mehr im Fokus, welche Omikron-Variante genau sich gerade viral verbreitet. Prof. Adam Grundhoff, der Leiter der Forschungsgruppe Virusgenomik, erklärte dem Abendblatt: Das Institut führe bereits seit dem zweiten Quartal 2023 „keine routinemäßige Surveillance“ bei den Coronaviren mehr durch.