Hamburg. Schulleiter sind schwer zu finden – auch wegen Lehrermangels. Wie die Stadt hier eigene Wege geht und was Hamburgs Alleinstellungsmerkmal ist.
Nach jahrelangen Schlagzeilen über nicht besetzte Posten von Schulleitungen meldet die Schulbehörde in Hamburg jetzt einen überraschenden Erfolg: Im neuen Schuljahr haben praktisch alle 382 Schulen der Hansestadt jetzt ihre Schulleitungsstellen besetzen können (98,4 Prozent). Nur sechs Schulen hätten aktuell kommissarische Schulleitungen, und bei vier von ihnen laufe derzeit das Ausschreibungsverfahren, teilte die Behörde am Sonntag mit. Mehr und mehr große Schulen verfügten zudem auch über eine Verwaltungsleitung zur Entlastung der Schulleitungen von Verwaltungsaufgaben, inzwischen bereits 85.
„Ich freue mich, dass Hamburgs Schulen nach wie vor für Schulleitungen ein attraktiver Arbeitsplatz sind“, sagte Schulsenatorin Ksenija Bekeris. „Während in anderen Ländern vielfach über Vakanzen geklagt wird, sind in Hamburg praktisch alle Schulleitungen an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen besetzt.“
Schule in Hamburg: Leitungen in Hamburg sind oft stark überlastet
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Probleme gegeben, alle Schulleitungsposten zu besetzen, eine Folge des Lehrermangels, der Hamburg zwar nicht so hart wie andere Länder, aber dennoch trifft. Auch hatte eine von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Auftrag gegebene Studie vor einem Jahr gezeigt, dass Schulleitungen oft stark überlastet und von Burn-out bedroht sind.
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Das könnte auch daran liegen, dass Schulleiter in Hamburg besondere Aufgaben haben. Kern ist die „selbstverantwortete Schule“, bei der die Schulleitungen das Lehrpersonal selbst einstellen, über ein eigenständiges Schulbudget verfügen können und die Schulen auch in pädagogischen Fragen viel Eigenverantwortung haben.
Neue Verwaltungsexperten entlasten Schulleiter in Hamburg
„Das hat sich seit fast 20 Jahren bewährt und findet viel Zustimmung. Darüber hinaus finden die Erfolge des Hamburger Schulsystems bundesweit Beachtung“, so Bekeris. Die „selbstverantwortete Schule“ bringt aber auch viele Aufgaben mit sich, die über die pädagogische Kompetenz hinausgehen.
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Eigene Verwaltungsleitungen sorgen hier für Entlastung der Schulleiterinnen und Schulleiter – das Programm wurde 2021 eingeführt, mit damals 35 Schulen. Aktuell gibt es sie an 85 Schulen. Zum 1. Februar 2025 planen weitere 16 Schulen die Einführung einer Verwaltungsleitung, sodass dann 101 große Schulen (mit mehr als 500 Schülerinnen und Schülern) über Verwaltungsleitungen verfügen werden, kündigte die Schulbehörde an. Die Verwaltungsleitungen sorgten für eine „wesentliche Entlastung der Schulleitungen“, so Bekeris. Diese Entlastung hatten unter anderem GEW und Linke gefordert.
Indirekt werde so auch das pädagogische Personal an den Schulen von Verwaltungsaufgaben entlastet. Dadurch gewönnen die Schulleitungen Kapazitäten für ihre Kernaufgaben im Bereich der Personalführung sowie der Unterrichts- und Schulentwicklung, so die Schulbehörde. Sie wirbt daher ausdrücklich für den Einsatz von Verwaltungsleitungen an Schulen. Auch gibt es ein einjähriges Fortbildungsprogramm für neue Verwaltungsleitungen. Die Entscheidung zur Einführung einer Verwaltungsleitung liegt am Ende aber bei der jeweiligen Schule.
Schule in Hamburg: Seit Jahresbeginn 1045 neue Lehrkräfte eingestellt – neuer Höchststand
Zum Schuljahresstart waren laut ihrer Behörde insgesamt acht neue Schulen mit jeweils neuen Schulleitungen an den Start gegangen, darunter zwei Grundschulen, zwei Gymnasien und vier Stadtteilschulen. Für weitere neun Schulen, deren Gründung in den nächsten fünf Jahren konkret ansteht, seien bereits Gründungsschulleitungen ausgesucht und benannt, darunter für fünf Stadtteilschulen, drei Grundschulen und ein Gymnasium. Insgesamt sind seit Beschluss des aktuellen Schulentwicklungsplans 2019 bis zum aktuellen Schuljahr bereits 18 neue Schulen gegründet worden.
Dafür wurden seit Jahresbeginn bereits 1045 neue Lehrkräfte eingestellt, ein neuer Höchststand. Gleichzeitig bilden Schulen und das Landesinstitut im aktuellen Schuljahr mit insgesamt 1350 so viele Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (Referendariat) aus wie nie zuvor.