Hamburg. Innerhalb eines halben Jahres starben insgesamt 24 obdachlose Menschen in Hamburg. Linke fordert besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung.
Hamburg gilt laut Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege als „Hauptstadt der Wohnungslosen“, in keiner anderen deutschen Stadt ist die Betroffenenquote so hoch. Auch die Zahl obdachloser Todesfälle in Hamburg ist groß. Laut einer aktuellen Senatsantwort auf eine Anfrage der Linksfraktion sind zwischen März und September 2024 zwölf obdachlose Menschen im öffentlichen Raum Hamburgs verstorben. Die Todesursachen reichten von Herzversagen über Pneumonien (Lungenentzündung) bis hin zu Traumata.
Zwölf weitere Menschen ohne festen Wohnsitz sind im gleichen Zeitraum in einem der Hamburger Krankenhäuser verstorben. In einem Fall ermittele die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Fremdeinwirkung. Die Linken äußern darüber ihre Bestürzung und fordern dringende Reformen.
Obdachlosigkeit Hamburg: Todesfälle machen Linken-Politikerin „fassungslos“
„Die Tatsache, dass jeden Monat mehrere obdachlose Menschen im öffentlichen Raum – das heißt auf dem Gehweg, im Fußgängertunnel oder auf der Ladezone eines Supermarkts – sterben, macht mich immer wieder fassungslos“, sagt Olga Fritzsche, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft. Wie aus der Senatsantwort hervorgeht, wurden die Obdachlosen an unterschiedlichen Orten in Hamburg gefunden: auf der Reeperbahn, in einem Fußgängertunnel, am Flughafen oder in einem Parkhaus.
„Die Tatsache, dass jeden Monat mehrere obdachlose Menschen im öffentlichen Raum sterben, macht mich immer wieder fassungslos“
Auch das Alter der Verstorbenen gibt Aufschluss über die prekären Lebensbedingungen wohnungsloser Menschen in Hamburg. So starb der jüngste Obdachlose innerhalb dieses halben Jahres mit nur 24 Jahren. Die Menschen, die auf Hamburgs Straßen verstarben, wurden im Durchschnitt 49 Jahre alt, wie aus der Antwort des Senats hervorgeht. Unter den 12 Verstorbenen ist eine Frau.
Linksfraktion Hamburg fordert verbesserten Zugang zu Gesundheitsversorgung
In den meisten Fällen steht die Todesursache fest, wie die Antwort des Senats zeigt. „Viele starben an einer Lungenentzündung, die unter normalen Umständen gut behandelbar wäre. Dies zeigt doch, dass der Zugang zu Gesundheitsversorgung dringend verbessert werden muss“, sagt Fritzsche.
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Um dem Problem entgegenzuwirken, fordert die Linke seit Langem einen anonymen Behandlungsschein, der obdachlosen Menschen den unkomplizierten Zugang zu medizinischer Versorgung ermöglichen soll. „Außerdem werden wir uns in der kommenden Bürgerschaftssitzung in einem Antrag für Verbesserungen bei der pflegerischen und medizinischen Versorgung im Winternotprogramm einsetzen“, so die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion.
Hamburg Obdachlosigkeit: 24 Menschen starben in Wintermonaten – trotz Notprogramms
Der Hamburger Senat bedauerte in seiner Antwort den Tod der obdachlosen Menschen und bekundete Mitgefühl mit den Angehörigen. Gleichzeitig betonte er, dass Hamburg über ein „umfangreiches und differenziertes Hilfesystem für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen“ verfüge, das den Menschen das ganze Jahr über zur Verfügung stehe.
Trotzdem bleibt die Zahl der Todesfälle im öffentlichen Raum und in Krankenhäusern erschreckend hoch. Zwischen den Monaten November 2023 und März 2024, in denen das Winternotprogramm aktiv war, starben weitere sechs obdachlose Menschen auf den Straßen Hamburgs, und zusätzlich 18 in den Hamburger Krankenhäusern.