Hamburg. Hochbahn setzt Verbot seit Kurzem verstärkt durch – zum Wohl der Fahrgäste. Bereits jetzt wurden deutlich mehr Strafen verhängt.
Ein Bettler, der durch die Abteile der U-Bahn zieht und um Geld, Pfandflaschen oder ein paar Lebensmittel bittet; Musiker, die die Fahrgäste ungebetenerweise mit Klängen beschallen – das kennt wohl jeder, der in Hamburg Bahn fährt. Die Hochbahn geht seit Kurzem mit einer Kampagne verstärkt dagegen vor. Jetzt zeigt eine Anfrage der Linkspartei in Hamburg: Mehr als 1300-mal hat der hvv seit Beginn des Jahres ein Bußgeld wegen Betteln und Musizierens in den U- und S-Bahnen erhoben – deutlich mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das Bußgeld beträgt 40 Euro.
Ob Betteln und Musikmachen in der Bahn toleriert werden sollte, daran scheiden sich politisch gesehen die Geister. Fakt ist: Beides ist verboten, und das schon seit Langem, nämlich seit 2004. Nachdem es aber vermehrt Beschwerden gegeben hat, geht der hvv aber nun stärker dagegen vor.
Nahverkehr Hamburg: Betteln und Musik in der Bahn – schon 1300 Bußgelder
Im Jahr 2023 wurde im ersten Halbjahr 838-mal ein Bußgeld erhoben und damit 33.520 Euro eingenommen. In den ersten Monaten dieses Jahres bis Ende Mai wurden mit den 1300 verhängten Bußgeldern insgesamt 52.760 Euro in die Kassen gespült.
Im Fahrgastfernsehen und per Durchsagen weist der hvv seit 22. Mai verstärkt auf das Bettel- und Alkoholverbot hin sowie auf der Verbot zu musizieren und laut Videos abzuspielen. „Die Durchsagen werden unabhängig von konkreten Situationen stündlich und thematisch alle drei Stunden wechselnd in U-Bahnen abgespielt“, erklärt der Senat auf Anfrage der Linken-Abgeordneten Olga Fritzsche. Und: „Die S-Bahn Hamburg schaltet seit dem 22. Mai 2024 ebenfalls täglich zwischen 10 Uhr und 20 Uhr einmal pro Stunde in allen Fahrzeugen eine Durchsage.“
Betteln und Musizieren: Mehr Bußgelder verhängt
In der Hochbahn wurden deutlich mehr Bußgelder verhängt als in der S-Bahn. Die Zahl der Fälle steigt seit Jahren an, wobei die Corona-Pandemie 2021 und 2022 eine Rolle gespielt haben dürfte. So wurden
- 2021 insgesamt 817 Bußgelder verhängt und damit 32,680 Euro eingenommen
- 2022 insgesamt 897 Bußgelder verhängt und damit 35.880 Euro eingenommen
- 2023 insgesamt 1711 Bußgelder verhängt und damit 68.440 Euro eingenommen.
Die Zahl der Beschwerden stieg allerdings nicht in selber Weise an. Bis Ende Mai gab es 2024 nur 190 Beschwerden anderer Fahrgäste, was die Linke in der Bürgerschaft zu einer kritischen Bewertung bringt: „Betteln ist Ausdruck einer extremen Notlage. Die Menschen tun dies in der Regel, weil sie darauf angewiesen sind und keine anderen Einkünfte haben“, sagt Olga Fritzsche, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion. „Wer hier mit Bußgeldern vorgeht, nimmt das Geld wirklich von den Falschen. Außerdem wissen wir doch längst: Verdrängung löst keine sozialen Probleme.“
Hamburger Hochbahn hat Komfort der übrigen Fahrgäste im Blick
Die Hochbahn hatte demgegenüber geltend gemacht, dass zuletzt zunehmend Beschwerden eingegangen seien. Tenor: Immer mehr Fahrgäste fühlen sich unsicher, teilweise sogar bedrängt. Deshalb wolle die Hochbahn den Komfort für die Fahrgäste steigern. „Aus unserer Sicht hat der Fahrgast darauf Anspruch, dass unsere Servicezusagen auch eingehalten werden“, erklärte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum zu Beginn der Kampagne. „Schon seit Jahresanfang hat die Hochbahn-Wache einen starken Fokus darauf gelegt, die Regelungen durchzusetzen.“
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Herzlos möchte die Hochbahn aber nicht wirken. Sie verweist darauf, dass sie beispielsweise mit dem Wärmebus und dem Duschbus ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst nehme. Zum Wohl der Fahrgäste will man das Bettel- und Musizierverbot aber konsequenter durchsetzen.