Hamburg. Viele suchen auch nach Semesterbeginn noch eine Wohnung. Demo am Freitag gegen teure Mieten. Die billigsten und die teuersten Angebote.
- Auch nach Beginn des Wintersemesters 2024/2025 haben viele Studierende in Hamburg noch keine Wohnung
- Bis zu 1400 Euro: Die teuersten und die günstigsten Angebote auf Plattform WG-Gesucht
- Protest geplant: Studierende gehen am 25. Oktober in Hamburg auf die Straße
Die Zeit wird langsam knapp, die Verzweiflung bei vielen Studenten und Studentinnen immer größer. Denn viele haben zu Beginn des Wintersemesters noch keine Wohnung und kein WG-Zimmer. Die Studierenden-Vertretungen rufen deshalb dazu auf, am Freitagnachmittag, 25. Oktober, auf die Straße zu gehen. Für Hamburger WG-Zimmer seien Mietpreise von 600 bis 770 Euro „keine Absurdität mehr, sondern bittere Realität“, erklärt die Landes-ASten-Konferenz Hamburg in einer aktuellen Mitteilung. Das Abendblatt hatte in einer Recherche kürzlich noch deutlich teurere Angebote für Zimmer gefunden.
Angesichts der Wohnungsnot von Studierenden in Hamburg wird die Bewerberliste für einen Wohnheimplatz des Studierendenwerks immer länger. Nach jüngsten Daten von Mitte September lag die Zahl der Bewerber bei 2859, wie der Geschäftsführer des Studierendenwerks, Sven Lorenz sagte.
Studierende in Hamburg: Auch Wochen nach Semesterbeginn noch ohne Wohnung
Bis zum Beginn des Semesters Anfang Oktober erwartete man zu der Zeit etwa 3000 Suchende. Tatsächliche Chancen auf einen Wohnheimplatz habe nur ein Bruchteil der Zimmersuchenden. Schon im vergangenen Jahr lag die Zahl der Bewerber zu Beginn des Wintersemesters mit 2734 deutlich über dem Vor-Corona-Niveau von gut 2500.
Im Oktober hätten „fast 10.000 neue Erstsemester ein Studium in Hamburg begonnen, viele von ihnen sind auch drei Wochen nach Semesterbeginn noch wohnungslos“, heißt es jetzt von der LandesASten-Konferenz. Und: „Aufgrund der Unterfinanzierung des Hamburger Studierendenwerks kommt in den Wohnheimen für Studierende und Azubis zum 1. Januar 2025 eine saftige Mieterhöhung von ca. 36 Euro mehr pro Monat.“ Und viele der Wohnungen, die an Studierende vermietet werden, seien von ihren Vermietern vernachlässigt worden. „Gerade junge Menschen, die das erste Mal einen Mietvertrag haben, werden übers Ohr gehauen.“
Teures Wohnen in Hamburg: Am Freitag gehen Studierende auf die Straße
Am Freitag, 25. Oktober, wollen die Studentinnen und Studenten deshalb ab 15 Uhr auf die Straße gehen, um für mehr günstigen Wohnraum für junge Menschen in Hamburg zu demonstrieren. Die Kundgebung beginnt an der Staatsbibliothek und endet gegen 17.30 Uhr am Rathausmarkt (das dürfte sich auch im Feierabendverkehr bemerkbar machen) .
Das Problem: Vor allem in Großstädten wie Hamburg klettern die Kosten für WG-Zimmer immer weiter. In der Hansestadt müssen Studierende in diesem Wintersemester im Schnitt 620 Euro pro Monat für das Wohnen aufwenden. Vor einem Jahr waren es noch 600 Euro, was einer Steigerung von 3,3 Prozent entspricht. Das geht aus einer Untersuchung des Moses Mendelssohn Instituts und des Portals WG-Gesucht.de hervor.
Besonders bitter: Die Bafög-Pauschale deckt die Kosten nicht annähernd. Denn WG-Zimmer in Hamburg kosten bis zu 1400 Euro. Wer kann sich das noch leisten?
WG Hamburg: 1400 Euro für Zimmer – wer kann sich das noch leisten?
Laut der Untersuchung müssen Studierende im Bundesschnitt zu Beginn des Wintersemesters mit 489 Euro pro Monat rechnen – 3,6 Prozent oder 17 Euro mehr als im Vorjahr. Obwohl die Bafög-Wohnkostenpauschale von 360 auf 380 Euro pro Monat erhöht wurde, lässt sich damit in Hamburg und 65 weiteren Hochschulstädten nicht einmal ein gewöhnliches Zimmer in einer Wohngemeinschaft bezahlen.
Auf der Seite WG-Gesucht.de fand man im September mehr als 900 Treffer für Hamburg. Das sind einige der teuersten Beispiele – und einige der günstigsten.
Wohnung Hamburg: So teuer sind Zimmer in WGs
Zugegeben, das Zimmer in der Neubauwohnung in Lokstedt, das bei WG-Gesucht inseriert ist, sieht richtig toll aus. Traumhaft möbliert und dekoriert. „Du kannst einfach einziehen. Es ist alles vorhanden“, steht in der Anzeige. Die Miete für das 18 Quadratmeter große Zimmer in der Dreier-WG beträgt 900 Euro, hinzu kommen 500 Euro Nebenkosten. 1400 Euro monatlich! Zusätzlich werden noch einmal 1500 Euro Kaution fällig. Auch wenn das Zimmer damit vom Preis her zu den Spitzenreitern gehört, der Preis ist kein Einzelfall.
Für ein ebenfalls 18 Quadratmeter großes Zimmer in einer Fünfer-WG (sanierter Altbau, dritter Stock, Sternschanze) wird eine Miete von 1302 Euro sowie 1000 Euro Kaution verlangt. „Alle Schlafzimmer sind geräumig und hell und verfügen über ein 140 x 200 cm großes Bett, einen Kleiderschrank und einen Schreibtisch mit Schreibtischstuhl“, heißt es in der Beschreibung.
Hamburg: Für die Kaution werden oft noch einmal bis zu 3000 Euro verlangt
In Hohenfelde schlägt ein 16 Quadratmeter großes Zimmer in einer Zweier-WG mit 1000 Euro zu Buche, plus 150 Euro Nebenkosten und 2900 Euro Kaution. Das Zimmer befindet sich im fünften Stock eines Hochhauses, die Wohnung ist insgesamt 104 Quadratmeter groß.
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Selbst etwas weiter außerhalb, in Neugraben-Fischbek, werden für ein Zimmer in einer Vierer-WG 1200 Euro Miete (inklusive Nebenkosten) sowie 2400 Euro Kaution aufgerufen. Dafür ist das Zimmer im Obergeschoss eines Zweifamilienhauses größer als die meisten WG-Zimmer, nämlich 23 Quadratmeter. Auch eine Gartennutzung sei möglich, heißt es.
Die Suche lohnt sich! Mit viel Glück finden Studierende WG-Zimmer für unter 500 Euro
Wer das Geld nicht ganz so locker sitzen hat, kann für unter 500 Euro mit viel Glück durchaus fündig werden. Allerdings ist hier das Angebot schon deutlich dünner. Hat man einmal die Werbeanzeigen und Studentenverbindungen herausgefiltert, bleiben viele befristete und nur für ein paar Wochen freie Zimmer übrig.
Die Wohnungen sehen zudem oft heruntergekommen aus und liegen in den Randgebieten, häufig weit von der Uni entfernt, und sie weisen teilweise merkwürdige Beschreibungen auf. So wird etwa in Rahlstedt für 400 Euro warm ein 15 Quadratmeter großes Zimmer angeboten, teilmöbliert und mit Laminatfußboden. Nebenkosten gibt es augenscheinlich keine, auch ist keine Kaution oder Ablöse zu zahlen.
Die Fotos der Küche vermitteln einen eher unordentlichen, aber akzeptablen Eindruck. Kombiniert mit der sehr positiven Beschreibung der WG („unsere charmante Dreier-WG lädt dich ein, Teil unseres kleinen Paradieses zu werden“) und des Zimmers, wirkt die WG-Gesucht-Anzeige fast zu gut, um wahr zu sein.
Hamburg: WG-Besichtigung ist nicht unbedingt risikofrei
Das 18 Quadratmeter große Zimmer in Rissen für 450 Euro warm kann durchaus eine Option sein, wenn man einmal davon absieht, dass die Kaution schlappe 1000 Euro beträgt. Dafür klingen die Mitbewohner immerhin ganz nett.
Etwas genauer hinschauen sollten Wohnungssuchende vielleicht bei einer zugegebenermaßen sehr günstigen Anzeige in Altona. Dort ist ein elf Quadratmeter großes Zimmer für nur 370 Euro frei. Gesucht wird explizit eine Frau ab 24 Jahren. Die Anzeige aufgegeben hat ein 65-Jähriger, der mit dem Ausblick des Zimmers wirbt. Im besten Fall sollte die einziehende Person keine Angst vor Hunden haben, denn er besitzt einen Schäferhund, heißt es. Das Zimmer wird möbliert vermietet, eine Ablöse oder Kaution nicht verlangt.
WG Hamburg: Zwischenmiete als Notlösung
Wer aus Verzweiflung etwas verhältnismäßig Günstiges für den Übergang sucht, könnte in Wandsbek fündig werden. Bis Ende Februar 2025 können Wohnungssuchende in einem hübschen, 15 Quadratmeter großen Zimmer für 460 Euro unterkommen. Allerdings wird auch hier eine relativ hohe Ablöse von 900 Euro verlangt. Ein Eindruck des Zimmers wird leider nur auf einem einzigen Bild vermittelt, der Rest der WG nicht gezeigt. Dafür geht der Blick zum ruhigen Hinterhof hinaus.
In Wilhelmsburg ist hingegen ein wahrer Schatz zu finden: 13 Quadratmeter, mit Holzfußboden, Blick in den Garten und für nur 450 Euro monatlich. Die Beschreibung liest sich flüssig, ohne Schreibfehler und sympathisch. Die Kaution erfolgt nach Absprache, und es wird über eine Ablöse von 100 Euro geredet, die zudem verhandelbar sei. Ein wahrer Glückspilz, wer hier zum WG-Casting eingeladen wird.