Hamburg. Die Durchschnittsmiete für ein WG-Zimmer in der Stadt liegt bei 600 Euro – Tendenz steigend. Doch es gibt preiswertere Alternativen.
Zum bevorstehenden Sommersemester wird es für Studentinnen und Studenten wieder sehr schwierig, ein Zimmer oder eine Wohnung in Hamburg zu finden. Denn die Mietpreissteigerungen der vergangenen Jahre wirken sich auch auf die Preise für WG-Zimmer aus, wie eine aktuelle Studie zeigt. Deutlich günstiger sind Zimmer in Hamburger Studentenwohnheimen. Doch die Warteliste ist mit aktuell rund 1500 Bewerbern zum Sommersemester lang und steigt noch täglich an.
Knapp 600 Euro Warmmiete kostet im Monat ein unmöbliertes WG-Zimmer durchschnittlich in Hamburg, wie aus einer Studie des Immobiliendienstleisters Empirica AG hervorgeht. Das Zimmer ist dann zwischen zehn und 30 Quadratmeter groß und liegt im mittleren Preissegment. Für anspruchsvollere Zimmer werden 650 Euro aufgerufen. Allein im mittleren Preissegment liegt der Preisanstieg seit dem Sommersemester 2019 bei 32,8 Prozent, geht aus der Studie von Empirica hervor. Das liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnittswert von 21 Prozent.
Wohnen in Hamburg: Knapp 1500 Studenten suchen noch einen Wohnheimplatz
Zu Beginn des Sommersemesters 2024 ist der Standardpreis für ein unmöbliertes WG-Zimmer mit 700 Euro in München am höchsten, gefolgt von Hamburg und Berlin (je 598 Euro) sowie Frankfurt a. M. (580 Euro). Die günstigsten Angebote gibt es derzeit in Wolfsburg (219 Euro) sowie in Halle/Saale (313 Euro).
Angesichts der Preise in Hamburg werden Wohnheimplätze immer begehrter. „Wir haben 4430 Plätze in 26 Wohnanlagen“, sagt Sven Lorenz, Geschäftsführer des Studierendenwerks Hamburg. Der Andrang zum Sommersemester ist generell geringer als zum Wintersemester. „Wir haben jetzt 1477 Suchende auf der Warteliste, die Zahl wird aber noch ansteigen in den nächsten Wochen“, sagt Lorenz. Zum Wintersemester 2023/24 standen 2850 Studenten auf der Warteliste.
Zimmer im Wohnheim schon ab 280 Euro im Monat
Die Preise für die Quartiere liegen je nach Lage und Ausstattung zwischen 280 und 450 Euro. „Das sind Warmmieten für möblierte Unterkünfte, die auch Wasser, Strom und kostenloses WLAN enthalten“, sagt Lorenz.
Günstig mit rund 280 Euro im Monat ist es im Haus Kiwittsmohr in Langenhorn, auch aufgrund der Entfernung zur City. Denn das ist auch ein Kriterium für die Preisfindung der Unterkünfte. In der Wohnanlage gibt es auch einen Fitnessraum und eine Bar sowie spezielle Unterkünfte für alleinerziehende Studenten.
2000 zusätzliche Wohnheimplätze bis 2030
„Die größten Chancen auf einen Platz in einer studentischen Wohnanlage hat man, wenn man sich nicht nur für wenige Unterkünfte, sondern für alle bewirbt“, sagt Lorenz. Doch das Bewerberverhalten ist ein anderes, da die zentralen Unterkünfte des Studierendenwerks bevorzugt werden. So wie das Helmut-Schmidt-Studierendenhaus in der HafenCity. Dafür müssen rund 450 Euro pro Zimmer bezahlt werden.
„Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 2000 zusätzliche Wohnplätze zu schaffen“, sagt Lorenz. „Bis zum Jahr 2026 wollen wir bereits ein Viertel des Ziels, also rund 500 Plätze geschafft haben.“ Die größte Anzahl entsteht dabei im Elbbrückenquartier mit 370 Unterkünften für Studenten und Azubis. Der Bau hat bereits begonnen. Von den insgesamt 2000 Plätzen sind 30 Prozent für Azubis reserviert.
370 moderne Wohnheimplätze entstehen im Elbbrückenquartier
Zwischen Elbe und Baakenhafen entwickeln die Projektpartner ECE, UBS Digital Art Museum, Studierendenwerk Hamburg sowie Harmonia Immobilien ein Gebäudeensemble, das auch Miet- und Eigentumswohnungen und ein Museum beherbergt. Rund 100 neue Wohnheimplätze können auf einem Parkplatz in unmittelbarer Nähe der Wohnanlage Burse entstehen.
Weitere Neubauten für Studenten sind in Planung, über Details möchte Lorenz aber noch nicht sprechen. Denn angesichts der gestiegenen Zinsen und der explodierenden Baukosten sei jedes Objekt eine große Herausforderung. „Wir stecken aber den Kopf nicht in den Sand und halten an unseren Plänen fest“, sagt Lorenz. Auch weitere Sanierungen stehen an, etwa beim Gustav-Radbruch-Haus mit mehr als 500 Plätzen, das in unmittelbarer Nähe des Berliner Tors steht.
Emil-Wolff-Haus: Abriss statt Sanierung
Parallel zum Neubau läuft die Modernisierung des Bestandes. „Das Emil-Wolff-Haus ist über 60 Jahre alt und eine Energieschleuder“, sagt Lorenz. Die Zimmer sind nur elf Quadratmeter groß. Es soll bald abgerissen werden und der Neubau dann 98 statt 69 Zimmer haben. Auch andere Objekte wie das direkt am Stadtpark gelegene Margaretha-Rothe-Haus wird in zwei Bauabschnitten modernisiert, ebenso das Gustav-Radbruch-Haus mit mehr als 500 Plätzen, das sich in unmittelbarer Nähe des Berliner Tors befindet und deshalb auch sehr beliebt ist. Dann stehen vorübergehend weniger Wohnheimplätze zur Verfügung. Aber, wer wegen Abrisses oder Sanierung ausziehen muss, bekommt in einer anderen Wohnanlage einen Platz. „Das haben wir bisher immer geschafft“, sagt Lorenz.
Neben den Wohnheimplätzen des Studierendenwerks gibt es noch weitere Wohnanlagen in Hamburg, die von konfessionellen oder von anderen gemeinnützigen Organisationen verwaltet werden. Die Adressen stehen auf der Internetseite des Studierendenwerks.
27 Prozent der Hamburger Studenten wohnen bei den Eltern
Die preisgünstigste Wohnmöglichkeit für Studenten ist Hotel Mama. Nach einer Erhebung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) leben 26,8 Prozent der Hamburger Studentinnen und Studenten bei den Eltern. 30,6 Prozent haben eine eigene Wohnung, und 22,4 Prozent leben in einer Wohngemeinschaft.
Meist wird erst auf die Zusage der Universität oder Hochschule gewartet, und dann beginnt die Wohnungssuche. Angesichts der hohen Mieten lohnt aber auch ein Blick auf andere Uni- oder Hochschulstädte in Norddeutschland. Dort sind die Mieten für ein WG-Zimmer deutlich günstiger als in Hamburg, wie aus der Empirica-Studie hervorgeht. In der beliebten Studentenstadt Göttingen liegt die Miete bei 410 Euro und in Kiel bei 400 Euro. „Es ist zu vermuten, dass sich Hamburg nicht jeder als Studienort leisten kann“, sagt Lorenz. Die Wohnpauschale beim BAföG sehe aktuell 360 Euro im Monat vor, wofür in Hamburg jedoch kaum ein WG-Zimmer zu haben sei. Hier sei dringend eine Reform nötig.
Wohnen in Hamburg: Wo WG-Zimmer deutlich günstiger als in Hamburg sind
Die niedrigsten WG-Mieten werden in Norddeutschland in Braunschweig (373 Euro), Hildesheim (350 Euro) und Emden (350 Euro) aufgerufen. In Braunschweig stiegen die Mieten seit 2019 nur um knapp acht Prozent, während in Bremen, Osnabrück und Flensburg ähnlich hohe Steigerungen wie in Hamburg von rund 30 Prozent verzeichnet wurden, so die Empirica-Studie.
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Von den beliebtesten Studentenstädten Deutschlands gab es die höchsten Preissteigerungen für WG-Zimmer seit 2019 in Leipzig (51,2 Prozent), Berlin (42 Prozent) und Mainz (40,5 Prozent). Dennoch hat Leipzig mit 425 Euro noch eine der niedrigsten Mieten für Studentenstädte. Relativ günstig sind auch Dresden (373 Euro) und Münster (470 Euro).