Hamburg. Obwohl die Probleme bekannt sind, werden sie nicht behoben: In die Staatsbibliothek regnet es seit Jahren rein. Was der Senat nun verspricht.
- In der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg lagern neben Büchern auch elektronische Medien.
- Seit Jahren regnet es immer wieder in das Gebäude rein.
- Senat stellt selber fest: Das Dach muss saniert werden.
Sie ist ein Aushängeschild des Wissenschaftsstandortes Hamburg: Rund 7,5 Millionen Bücher und elektronische Medien lagern in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. Damit ist die meist liebevoll „Stabi“ abgekürzte Bibliothek die größte wissenschaftliche Allgemeinbibliothek in Hamburg und ein zentraler Anlaufpunkt für Studierende und Forscher aller Richtungen. Das Gebäude allerdings, in dem die Stabi residiert, kann schon lange nicht mehr mit der Bedeutung des dort verfügbaren Wissens mithalten.
Seit Jahren regnet es immer wieder rein; betroffen sind Lesesäle mit ihren Arbeitsplätzen und die Speicherbibliothek. Zwar wird das Dach immer wieder notdürftig repariert. Aber das Ganze sei lediglich „Flickschusterei“, die nicht lange halte, aber dennoch sehr teuer sei, heißt es aus der Stabi.
Nun musste der Senat sogar einräumen, dass er trotz der erneut aufgetretenen Wasserschäden für den kommenden Doppelhaushalt gar kein Geld für Reparaturen in der Stabi bereitstellt. Stattdessen ist eine „Machbarkeitsstudie“ beauftragt worden, und zwar zur Gesamterneuerung des riesigen Daches, das bisher immer nur notdürftig ausgebessert wird – und zur ebenfalls nötigen Erneuerung der Brandschutzanlage. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervor.
Universität Hamburg: 2023 kam es an allen Regentagen zu Durchfeuchtungen
Dabei ist die Lage alles andere als gut, wie der Senat selbst einräumt. „Von Anfang Januar bis Dezember 2023 kam es an allen Regentagen zu Durchfeuchtungen in den Lesesälen und regelmäßig in der Speicherbibliothek“, schreibt er in der Antwort auf die Kleine Anfrage der Linken-Wissenschaftspolitikerin Insa Tietjen. „Bei zwei Starkregenereignissen ist Wasser in die Tiefgarage gedrungen; in einem Fall wurde Wasser in das Magazin gedrückt.“
Immerhin: „Durch Dachreparaturen und manuelles tägliches Abpumpen konnten die Durchfeuchtungen im Jahr 2024 abgemildert werden. Die Lesesäle waren im Jahr 2024 lediglich einmal von Wassereintritt betroffen.“ Der Buchbestand sei „zu keiner Zeit betroffen“ gewesen. Aufgrund der Wasserschäden seien derzeit noch „55 der insgesamt 1011 Arbeits- und Lernplätze gesperrt“, so der Senat. „Nach der bereits beauftragten Wiederherstellung der Elektrik sollen die gesperrten Plätze zum Wintersemester 2024/25 wieder freigegeben werden.“
Besonderheiten des Baus und Denkmalschutz erschweren Sanierung
Das Grundproblem ist damit aber noch nicht gelöst. Die Stabi braucht eine Dacherneuerung, alles, was bisher gemacht wurde und wird, hilft immer nur kurzfristig und geht trotzdem richtig ins Geld, wie es aus der Stabi heißt. Aber auf eine Generalsanierung müssen die Studierenden und Lehrenden und auch die Forschenden wohl noch eine Weile warten.
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„Die Sanierung des Dachs der Stabi gehört zu den prioritären Sanierungsbedarfen, die zwischen Wissenschafts- und Finanzbehörde sowie Realisierungsträger verabredet sind“, sagt zwar Christian Wöhst, Sprecher von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). „Die baulichen Gegebenheiten sowie der Denkmalschutz machen die Sanierung des Dachs aber zu einem komplexen Vorhaben. Daher dauern die Vorarbeiten des Realisierungsträgers für die Gesamtsanierung aktuell noch an.“ Mithin: Wann man wieder überall in der Stabi trocken sitzt, ist noch nicht absehbar.
Linke empört: „Die Sanierungen wurden in den letzten Jahren einfach verpennt“
„Seit Längerem tropft es bei der Staats- und Universitätsbibliothek durchs Dach. Und trotzdem sind für die Sanierungen keine Mittel im Haushalt für die nächsten zwei Jahre eingeplant“, kritisiert Linken-Politikerin Tietjen. „Die Sanierungen wurden in den letzten Jahren einfach verpennt, und jetzt wird immer noch auf die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie gewartet. Dabei ist doch klar, dass die Sanierung dringend nötig ist und dafür Mittel bereitgestellt werden müssen.“
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Die grüne Wissenschaftssenatorin Fegebank erkläre „bei jeder Gelegenheit, dass Hamburg eine Exzellenzuniversität hat, beim Lernumfeld hört die Exzellenz dann aber auf?“, fragte Tietjen. „Das ist doch peinlich. Für ein erfolgreiches Studium braucht es auch gute Studien- und Lernbedingungen und eine Stabi, bei der man nicht bei jedem Regenguss Eimer aufstellen muss. Wir erwarten, dass die Mittel dafür umgehend eingestellt werden.“