Hamburg. Verkehr? Wohnen? Schule? Umfrage des Helmholtz-Zentrums kommt zu überraschenden Ergebnissen. Gerade, was den Klimawandel angeht.

Was brennt den Hamburgern unter den Nägeln? Seit 2010 fragt das Helmholtz-Zentrum Hereon Bürgerinnen und Bürger, worin sie Hamburgs größte Probleme sehen. Eigentlich geht es in seiner Langzeitstudie insbesondere um den Klimawandel. Aber der liegt mit vier Prozent allerdings auch in diesem Jahr wieder ganz hinten.

Der Mehrheit der Befragten bereitet demnach der Verkehr in Hamburg die größten Sorgen (39 Prozent), gefolgt von Mieten und Wohnung (31 Prozent) sowie Bildungspolitik (18 Prozent). „Wir müssen akzeptieren, dass der Klimawandel als Problem für viele Menschen in unseren Breitengraden nicht an erster Stelle steht“, sagt Professorin Beate Ratter, Leiterin der Langzeitstudie namens „Risikobewusstsein der Hamburger Bürger_Innen für den Klimawandel“.

Studie: Die größten Probleme – was Hamburgern auf den Nägeln brennt

Dafür wappnen sich in Hamburg zunehmend mehr Menschen gegen Extremwetterereignisse. Der Studie zufolge nutzen 73 Prozent hierzu Wetter-Apps oder wollen sie nutzen, das sind vier Prozent mehr als 2023 und so viele wie noch nie, wie das Hereon am Mittwoch in Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) mitteilte. 50 Prozent gaben zudem an, dass sie Vorräte mit Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten anlegen, um sich im Notfall längere Zeit versorgen zu können.

Auf die Frage, welche Naturkatastrophe die schwersten Folgen für Hamburg hätte, antworteten 68 Prozent der Befragten mit Sturmfluten und Überschwemmungen. Einen neuen Höchstwert gibt es bei Starkregen. 16 Prozent glauben, dass dieses Wetterextrem die schwersten Folgen für Hamburg hätte. Bei Hitzewellen sind es nur 8 Prozent.

Welche Folgen des Klimawandels Hamburger am meisten fürchten

Zwei Drittel (66 Prozent) bezeichneten den Klimawandel als bereits spürbar, im Vorjahr waren es 56 Prozent. Sowohl in diesem Jahr als auch im Vorjahr schätzten dagegen 66 Prozent den Klimawandel allgemein als große oder sehr große Bedrohung für ihre Stadt ein. Auf die Frage, welche Naturkatastrophe die schwersten Folgen für Hamburg hätte, antworteten 68 Prozent mit Sturmfluten und Überschwemmungen.

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Es klingt paradox: Auch wenn 66 Prozent der Hamburger den Klimawandel und seine Folgen also als große oder sehr große Bedrohung ansehen, rangiert die Klimakrise in der Priorität der Probleme weit hinten – und der Verkehr vorn. „Wir müssen akzeptieren, dass der Klimawandel als Problem für viele Menschen in unseren Breitengraden nicht an erster Stelle steht. Er wird zwar als Problem wahrgenommen, konkurriert aber mit brisanten aktuellen und regionalen Problemen“, fasst Beate Ratter zusammen.

Studie: Gegen den Klimawandel muss jeder Einzelne selbst etwas tun

„Der Klimawandel wurde lange Zeit als globales Problem angesehen, gegen das die Regierung etwas tun muss. Mittlerweile ist vielen Menschen aber klar, dass es ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, gegen das jeder Einzelne etwas tun muss. Jeder trägt Verantwortung“, sagte Ratter. Dass die Menschen in Hamburg zunehmend mehr Bereitschaft zeigen, selbst Vorsorgemaßnahmen für den Fall einer Naturkatastrophe zu ergreifen, sei eine Chance, befand Ratter. Hier könne die Stadt andocken, beispielsweise mit Katastrophenschutzübungen. Der Studie liegt eine Telefonumfrage von Forsa zugrunde. 505 Hamburgerinnen und Hamburger wurden per Telefon befragt.