Hamburg. Feuerwehr muss zigfach ausrücken. Vollgelaufene Keller schon am Morgen. Bahnstrecke nach Cuxhaven zeitweise gesperrt.
Erneutes, heftiges Unwetter mit Starkregen und Überflutungen in Hamburg: Blitz und Donner haben viele Bürger schon am Mittwochmorgen aus dem Schlaf gerissen. Bis kurz vor 14 Uhr habe es in der Hansestadt Hamburg bisher 55 wetterbedingte Einsätze gegeben, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Dabei sei die Feuerwehr vor allem wegen vollgelaufener Keller und Tiefgaragen sowie überschwemmter Straßen gerufen worden. Noch für den gesamten Mittwoch werden weitere Einsätze erwartet. Bis 16 Uhr zählte die Feuerwehr rund 70 wetterbedingte Einsätze.
In Elmshorn standen am Morgen die Lagerhalle und das Firmengelände eines Logistikunternehmens unter Wasser. Die Feuerwehr musste das Wasser mit Pumpen aus dem Gebäude entfernen. Auf der A7 in Höhe Alveslohe schleuderte ein Transporter im Starkregen gegen eine Betonschutzwand. Im Kreis Pinneberg waren die Einsatzkräfte laut Feuerwehrsprecher 33-mal wegen überfluteter Keller und Straßen ausgerückt, wie ein Sprecher der Feuerwehr mitteilte. Vor allem trockenes Laub habe Gullydeckel verstopft.
Unwetter Hamburg: Gewitter lässt Keller volllaufen – doch es wird noch schlimmer
Doch das war erst der Auftakt: Gegen 11.15 Uhr erreichte die nächste, diesmal weitaus heftigere Gewitterfront den Hamburger Westen. Die Feuerwehr verzeichnete innerhalb einer Stunde etwa 40 Einsätze wegen überfluteter Straßen und vollgelaufener Tiefgaragen. „Menschen sind dabei aber glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen“, so ein Sprecher. Betroffen waren vor allem die Stadtteile Osdorf, Lurup und Nienstedten.
So wurde etwa die Straße Immenbusch komplett geflutet. Hier standen die Wassermassen teilweise kniehoch. An der Bornheide in Osdorf lief eine Tiefgarage voll.
Gegen 11.30 Uhr musste auch die Bahnstrecke Hamburg-Cuxhaven zwischen Buxtehude und Horneburg im Landkreis Stade nach massiven Regenfällen gesperrt werden. Nach ersten Feuerwehrangaben flossen große Wassermassen über die Gleise in Höhe der Giselbertstraße in Buxtehude. Wasser sammelte sich unter anderem neben den Bahngleisen und musste abgepumpt werden. Auch eine Baugrube einer Neubausiedlung lief voll. Gegen 13 Uhr konnte die Strecke wieder freigegeben werden.
Der Deutsche Wetterdienst hatte am Vormittag eine offizielle Unwetterwarnung für fast ganz Hamburg und große Teile Schleswig-Holsteins inklusive des Kreises Pinneberg und Teile Niedersachsens herausgegeben. Danach ist mit schweren Gewittern und heftigem Starkregen im gesamten Tagesverlauf und am Abend zu rechnen. Es bestehe Gefahr für Leib und Leben durch Blitzschlag, umstürzende Bäume und herabstürzende Gegenstände, hieß es.
Erwartet wurden Regenmengen zwischen 25 und 40 Litern pro Quadratmeter, Hagel mit Körnern von bis zu drei Zentimetern Größe, sowie schwere Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Kilometern pro Stunde. Punktuell könne es sogar zu Starkregen-Mengen von bis zu 80 Litern pro Quadratmeter kommen, hieß es in der Warnmeldung weiter.
Gegen Mittag wurde die offizielle Warnung für Leib und Leben vom DWD zunächst wieder zurückgenommen. Eine generelle Unwetterwarnung für den Abend besteht aber weiter. Dann soll eine dritte Gewitterfront mit weiterem, heftigen Regen auf die Stadt treffen.
DWD: Wettermodelle spielen wegen des Klimawandels verrückt
„Gewitter und Starkregen sind im Augenblick extrem schwierig in ihrer Heftigkeit vorherzusagen“, sagte ein Meteorologe des DWD dem Abendblatt. „Die Wettermodelle spielen alle ein wenig verrückt.“ Dies habe vermutlich mit dem Klimawandel zu tun.
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Erst vor wenigen Tagen war quasi ohne Vorwarnung ein gewaltiges Unwetter über Bergedorf und Billstedt im Osten Hamburgs niedergegangen. Die Feuerwehr musste mehr als 900-mal ausrücken, es kam zu massiven Überflutungen, Häuser wurden teilweise unterspült.
„Jahrtausendregen“ ging erst Ende Juni über Hamburg nieder
Ende Juni hatte ein weiteres Unwetter mit Starkregen weite Teile der Stadt unter Wasser gesetzt, auch zentrale Stadtteile wie Winterhude waren betroffen, wo unter anderem der Mühlenkamp in den Fluten versank. Angesichts der gewaltigen Regenmengen und der statistischen Seltenheit solcher Ereignisse hatte der Versorger Hamburg Wasser sogar von einem „Jahrtausendregen“ gesprochen.