Hamburg. Betreiber investieren in rote Flotte. Der Juli brachte einen Spitzenwert – ist das die Trendwende? Was jetzt bei Leihfahrrädern anders ist.
Einst war es ein Erfolgsmodell, dann nutzten die Hamburgerinnen und Hamburger die roten StadtRäder immer weniger. Jetzt sehen die Verkehrsbehörde von Senator Anjes Tjarks (Grüne) und der Betreiber der Räderausleihe, die DB Connect, „seit Beginn der Modernisierung erste positive Tendenzen, die sich in steigenden Ausleihzahlen und mehr Neukundinnen und Neukunden sukzessive bemerkbar machen“. Ist die Trendwende damit gelungen?
Seit 2009 gehören die roten StadtRäder zum Straßenbild der Metropole – und es kommen immer neue Stationen dazu. Seit Februar 2024 wird die Flotte umfangreich modernisiert. Die neuen Leihräder bekommen eine digitale Schlosstechnik und brauchen künftig nicht mehr angeschlossen zu werden – Riegel herunterdrücken, fertig. Das sogenannte IoT-Schlosssystem ist nicht die einzige Neuerung. So können Fahrtpausen per App eingelegt werden. Zudem sind die neuen Räder mit Frontkörben ausgestattet. Die neue Schlosstechnik soll nicht nur handlicher, sondern auch weniger reparaturanfällig sein. Bisher wurden bereits 2582 Fahrräder modernisiert, so die Behörde.
Warum wieder mehr StadtRäder in Hamburg ausgeliehen werden
Das zahlt sich offenbar aus: Mit insgesamt 957.751 Fahrten bis einschließlich Juli ist in 2024 eine Zunahme von plus vier Prozent gegenüber dem Vorjahr 2023 zu verzeichnen (+ 36.400 Fahrten), teilte die Verkehrsbehörde am Freitag mit und lieferte gleich noch mehr Positivzahlen: Im Zeitraum von März bis Juli 2024 seien die Fahrten um durchschnittlich 12 Prozent gestiegen. Und: „Der Juli 2024 setzte mit einem Anstieg von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat einen neuen Höchstwert.“
Zur Wahrheit gehört allerdinggs auch, dass zuletzt immer weniger Menschen die StadtRäder in Hamburg genutzt haben. Im Spitzenjahr 2016 hatte es 3.044.000 Ausleihen gegeben, 2020 dann 2.215.184 Ausleihen und 2023 nur noch 1.510.185 Ausleihen. Gut möglich, dass die motorisierten E-Scooter, die an jeder Ecke ausgeliehen werden können, den StadtRädern Konkurrenz machen, was sich in den Zahlen niederschlägt. Die Behörde sieht in den Stadträdern „ein wichtiges Puzzlestück für die erfolgreiche Mobilitätswende“, der CDU hingegen fehlt eine echte Strategie. Das StadtRad sei unter Rot-Grün völlig unattraktiv für Hamburgs Bürger geworden, glauben die Christdemokraten.
Verkehr Hamburg: StadtRad mit vielen Neukunden
Hoffnung macht den Betreibern aber jetzt auch die Neukundenakquise: Im ersten Halbjahr 2024 meldeten sich 23.400 neue Nutzerinnen und Nutzer beim StadtRad an, meldet die Verkehrsbehörde. „Diese Entwicklungen machen deutlich, dass die Modernisierungs- und Digitalisierungsoffensive bereits erste Wirkung zeigt und die gemeinsamen Investitionen der Stadt und der Deutschen Bahn in eine noch nutzerfreundlichere, moderne Infrastruktur bei den Kundinnen und Kunden gut angenommen werden.“
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Darüber hinaus ermögliche die Modernisierung eine flexiblere und effizientere Aufstellung neuer StadtRad-Stationen. Da die neuen Räder keine baulichen Abstellanlagen mehr benötigten, entfalle der aufwändige Tiefbau für den stationären Betrieb. Dies beschleunige den gesamten Prozess von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme neuer Standorte. Ende 2023 waren in Hamburg 313 StadtRad-Stationen in Betrieb, die meisten in Hamburg-Mitte (92), Hamburg-Nord (69) und Eimsbüttel (48). Im Jahr 2024 kommen 22 Standorte dazu.