Hamburg. Kameras statt Spiegel und Luftdusche: Neue E-Busse sind leiser, nachhaltiger, komfortabler – und doppelt so teuer. Wo sie überall fahren.
Immer mehr Busse summen über Hamburgs Straßen: 48 neue E-Busse des Herstellers MAN Truck & Bus kommen ab sofort zum Einsatz. Das verkündeten Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und Lorenz Kasch, Geschäftsführer der VHH, am Montag. Neben dem umweltfreundlicheren Antrieb haben die neuen Busse weitere Vorteile, wie mehr Komfort und Barrierefreiheit. Auch Hamburgs erfolgreichste Buslinie wird dadurch weiter elektrifiziert.
„Neben der Mobilitätswende brauchen wir auch die Antriebswende, um unsere Klimaziele im Verkehr zu erreichen“, sagt der Verkehrssenator. Die neuen Fahrzeuge werden vor allem auf den Linien 2 und 3 eingesetzt. Mit 14,5 Millionen Fahrgästen war die Linie 3 im vergangenen Jahr die meistgefahrene Buslinie Hamburgs. Auch die Busse der folgenden HVV-Strecken werden ab sofort verstärkt elektrisch bedient: X3, 21, 29, 124, 130, 135, 186, 230, 235 und 281.
Hamburgs neue E-Busse: nachhaltiger, komfortabler und barrierefrei
„Die neuen E-Busse zahlen nicht nur auf die Klimaziele ein, machen die Luft in unserer Stadt sauberer und sind leiser, sie bieten auch mehr Komfort, Platz und Barrierefreiheit für die Fahrgäste und somit einen weiteren Anreiz, auf den ÖPNV umzusteigen“, sagt Tjarks. Die E-Busse sind ausgestattet mit beleuchteten und vibrierenden Haltewunschtasten. Durch eine sogenannte Luftdusche, die auch bei Kaufhauseingängen zum Einsatz kommt, soll die Temperatur besser reguliert werden.
An zwei der 48 E-Busse werden testweise Außenspiegel durch Kameras ersetzt. Tote Winkel sollen dadurch fast komplett vermieden werden. Die zwölf Meter langen Fahrzeuge haben außerdem einen größeren Einstiegsbereich, durch Ausschwenktüren gibt es Platz für zwei Rollstühle. Zudem habe man „einen extra Euro für mehr Polster ausgegeben“, sagt Lorenz Kasch. Mit einer Reichweite von ungefähr 250 Kilometern können die meisten Tagestouren bedient werden.
Fast ein Viertel der Hamburger Bus-Flotte ist bereits elektrisch
Die Umrüstung der städtischen Busflotte habe in dieser Legislatur richtig an Fahrt aufgenommen, sagt Anjes Tjarks. „Fast ein Viertel der Busse von VHH und Hochbahn fahren ohne Diesel, der bis zum Ende des Jahrzehnts ausgedient haben wird.“
Auch die Betriebshöfe werden mit moderner, nachhaltiger Ladeinfrastruktur umgerüstet, vier von 17 seien bereits umgebaut. Die neuen Fahrzeuge sind auf den Betriebshöfen Bergedorf, Schenefeld und Billbrook stationiert.
600.000 Euro: Ein E-Bus ist ungefähr doppelt so teuer wie ein Verbrenner
Bis Ende des Jahres soll der Anteil weiter auf über 30 Prozent der Gesamtflotte steigen, sagt Lorenz Kasch. Vor zehn Jahren brachte der VHH auf der Linie 48 in Blankenese die ersten elektrischen Busse auf die Straße. „Ich glaube, es hat sich irre viel getan“, sagt Kasch. „Ich bin stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen bei vhh.mobility, die innerhalb kürzester Zeit mit großem Einsatz eine herausragende Expertise aufgebaut haben.“
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Nachhaltigkeit und Komfort verursachen jedoch Kosten. Mit knapp 600.000 Euro ist ein E-Bus ungefähr doppelt so teuer wie ein Diesel. Finanziert werden die Mehrkosten zu 80 Prozent vom Bund, die restlichen 20 Prozent übernimmt die Stadt Hamburg. Die Vorteile überwiegen jedoch, sagt Lorenz Kasch. Fahrgäste und Anwohner würden von der geringeren Lautstärke profitieren, vor allem auf der stark frequentierten Linie 3. „Ich glaube, der Weg in die E-Mobilität ist genau der richtige.“